„LTE ist [...] kein Substitut sondern eine Ergänzung der ortsfesten Breitbandtechnologien.“ - Interview mit Martin Falenski von der Initiative D21, einem Projektpartner der Breitbandinitiative


26.02.2011; Leipzig:
Martin Falenski - InitiativeD21

Martin Falenski

Das Bundeswirtschaftsministeriums, die Initiative D21 und der BITKOM haben sich in der Breitbandinitiative vereinigt, um gemeinsam mit der Bundesnetzagentur über den Breitbandausbau in Deutschland zu wachen. Doch was ist unter dem vielgebrauchten Begriff „Breitband“ überhaupt zu verstehen? Die Breitbandinitiative definiert ihn wie folgt: „[dazu] zählen solche IP-Datenverbindungen, deren Bandbreite den Anwender in konkreten Online-Nutzungssituationen weder behindert noch limitiert.“ Momentan bedeutet dass, es muss mindestens eine Übertragungsgeschwindigkeit von 256 KBit/s im Download gegeben sein. Doch wie gestaltet sich die Situation in Deutschland? Wie viele Haushalte verfügen überhaupt über so eine Breitbandverbindung und welche Rolle spielt LTE dabei. Wir haben mit Martin Falenski von der InitativeD21 über über aktuellen Stand und die Bedeutung des LTE-Ausbaus für Deutschland gesprochen.

LTE-Anbieter.info: Vielen Dank vorweg für das Interview Herr Falenski. Zur Sache: Wie zufrieden sind sie als Breitbandinitiative mit dem bisher erfolgten LTE800-Ausbau in Deutschland?

Martin Falenski: Mit dem bisher erfolgten Ausbau von LTE800 im Bereich der sogenannten Digitalen Dividende (Frequenzbereich 790 - 862 MHz) haben wir bereits eine sehr gute Basis in Deutschland geschaffen. Die Ausbauaktivitäten der LTE800-Mobilfunknetzbetreiber sind überaus positiv und lassen uns hoffen, die letzten noch bestehenden Engpässe in der Versorgung mit Hochgeschwindigkeitsinternet spätestens im Laufe des Jahres 2012 überwinden zu können.

LTE-Anbieter.info: Ziel war es, bis Ende 2010 alle deutschen Haushalte mit einem Internetzugang von mindestens 1 MBit/s zu versorgen. Sind die weißen Flecken jetzt beseitigt?
Martin Falenski: Wir gehen davon aus, dass die weißen Flecken spätestens im Laufe des Jahres 2012 beseitigt werden. Ob wir nun 98,5 % oder 99 % potentielle Abdeckung haben, kann dabei dahingestellt bleiben. Wichtig ist aber natürlich nun, dass wir auch in den letzten noch verbleibenden Gebieten breitbandige Zugangsmöglichkeiten schaffen, um wirklich allen Bürgerinnen und Bürgern die Teilhabe am Hochgeschwindigkeitsnetz mit all seinen Vorteilen zu ermöglichen.

LTE-Anbieter.info: Bis 2014 sollen 75 Prozent der Haushalte über einen Internetzugang von 50 Megabit pro Sekunde verfügen. Ist dieses Ziel realistisch?

Martin Falenski: Unserer Ansicht nach ist dieses Ziel zwar sehr hochgesteckt, aber durchaus nicht unrealistisch. Dabei müssen aber alle Player an einem Strang ziehen, sei es nun die Politik und die Verwaltung oder natürlich die Wirtschaft.


LTE-Anbieter.info: Was ist mit den restlichen Haushalten? Gibt es hier schon Planungen zur Versorgung?

Martin Falenski: Die 75 % bis 2014 sind natürlich auch nur ein Zwischenziel. Wir sind zuversichtlich, dass wir eine weitaus höhere Abdeckung auch bei den Anschlüssen mit mehr als 50 MBit/s bekommen.


LTE-Anbieter.info: Welche Bedeutung kommt LTE beim Breitbandausbau zu? Wie viel Prozent der Breitband-Internetanschlüsse sollen langfristig über die mobile Breitbandverbindung realisiert werden und wie viele über Glasfaseranschlüsse oder andere Technologien?

Martin Falenski: LTE ist eine Breitbandmobilfunktechnologie der 4. Generation, die in Frequenzbereichen wie z.B. bei 1800 und 2600 MHz die lokale, mobile Breitbandversorgung verbessern kann (LTE1800 und LTE2600) oder im 800 MHz Bereich mit entsprechendem Aufwand flächendeckende Breitbandabdeckung ermöglicht (LTE800). LTE800 wird dabei in einer Übergangsphase auch für ortsfeste Anwendungen in den "weißen Flecken" Verwendung finden, ist jedoch nicht langfristig als Ersatz für drahtgebundene Breitbandtechnologien gedacht. LTE ist somit kein Substitut sondern eine Ergänzung der ortsfesten Breitbandtechnologien. Letztlich ist entscheidend, dass ein solider Mix bei der Versorgung erreicht wird. Ob es nun Glasfaser, LTE oder Kabel sein wird – jede Technologie wird ihr Scherflein zum Gesamterfolg beitragen.


LTE-Anbieter.info: Wie ist die Versorgung mit LTE in Deutschland im Vergleich zu anderen europäischen Ländern? Wie hoch ist die allgemeine Breitbandversorgung im Vergleich zu anderen Ländern?

Martin Falenski: LTE ist die Breitbandmobilfunktechnologie der 4. Generation und ist in Europa gerade in der Einführungsphase. Deutschland ist das erste und einzige Land in Europa, in dem der Frequenzbereich der Digitalen Dividende (790 - 862 MHz) bereits an Mobilfunkunternehmen versteigert wurde und somit das erste Land in Europa, in dem LTE800 auch aufgebaut wird. Die Zahlen zum LTE- Ausbau aus anderen europäischen Staaten, bezogen auf andere Frequenzbereiche, schwanken in der Regel doch sehr stark und beziehen sich ausschließlich auf die Mobilfunkbereiche oberhalb 1 GHz.


LTE-Anbieter.info: Seit der Ankündigung zur Einführung von LTE gibt es die Befürchtung, dass durch die nah beieinander liegenden Frequenzen, der digitale Rundfunk und Funkmikrofone gestört werden könnten. Im Frühjahr will die Telekom beginnen, LTE800 kommerziell zu vermarkten. Gibt es schon Lösungsansätze, wie die Störrisiken minimiert werden sollen?

Martin Falenski: Telekom Deutschland, O2 und Vodafone betreiben gegenwärtig bereits fast 300 LTE800-Basisstationen in Deutschland. Entgegen vereinzelten Prognosen sind bis heute keine Störungen durch LTE800 beobachtet worden. Dies gilt sowohl für Beeinträchtigungen von drahtlosen Mikrofonen, wie auch des DVB-T-Empfanges. Auch die befürchteten Einstrahlungen in Kabelfernsehnetze und angeschlossene Empfänger sind bisher ausgeblieben.

Dies bestätigt die Einschätzung der BNetzA wie auch die der Mobilfunknetzbetreiber, dass ein Beeinträchtigungsrisiko für die genannten Anwendungen zwar besteht, aber doch recht klein ist. Die von den MNOs durchgeführten Versuche im Vorfeld der Einführung von LTE800 haben bewiesen, dass es nur vereinzelt zu Störungen kommen wird. Sollte es aber in der Tat Probleme geben, werden diese von der Bundesnetzagentur in Kooperation mit den Netzbetreibern beseitigt werden.


LTE-Anbieter.info: Eine Frage zum Abschluss: Studien zufolge wird der Datenverkehr bis 2013 um das Fünffache steigen. Werden die bis dahin ausgebauten Breitbandstrukturen ausreichen oder wird es aus ihrer Sicht zu Engpässen in der Datenübertragung kommen?

Martin Falenski: Die Studien gehen zu Recht davon aus, dass die Menschen im Netz immer höherwertige Anwendungen und Dienste wie etwa Cloud Computing nutzen werden. Natürlich haben auch die jeweiligen Anbieter ein Interesse daran, dass die Netze diese Nutzung auch hergeben und rüsten entsprechend immer mehr auf. Insofern kann man sich darauf verlassen, dass die Netze die Nutzung der Zukunft auch verkraften werden.

LTE-Anbieter.info: Vielen Dank Herr Falenski für das aufschlußreiche Interview.

Weiterführendes zum Thema

» LTE Netzausbau in Deutschland
» Aktuelle Meldungen zu LTE und dem LTE-Ausbau
» LTE Verfügbarkeit in Deutschland

Portrait-Bild: Martin Falenski - © Martin Falenski, InitiativeD21


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