« News Übersicht
05. 12. 2016

Seit dem Frühjahr 2016 haben die Mobilfunkbieter die unliebsame Roaminggebühr zum Großteil abgeschafft – doch eine Wiedereinführung mutet laut einem aktuellen Beschlussentwurf wahrscheinlich an. Die ehemalige EU-Kommissarin Viviane Reding wirft den Ministern und Großkonzernen vor, sich zusammenzuschließen um die Abschaffung der Roaminggebühr zu verhindern. Droht nun doch wieder ein Rückschritt zu teuren Auslandsgebühren für Verbraucher?

 

Roaming in der EU auf der Kippe?

Die Roamingkosten sollten doch eigentlich verschwinden?

Die Entgelte für Urlauber, die Telefonate, SMS und das mobile Internet außerhalb des Heimnetzes nutzten, waren bislang eine große Einnahmequelle der Netzbetreiber. Im Juni 2015 wurde verkündete, dass 2016 eine deutliche Preissenkung und 2017 schließlich die komplette Abschaffung der Roaminggebühren folgen soll. Zumindest innerhalb der EU. Hier hatte sich die Regierung bereits zögerlich gezeigt, denn ursprünglich sollte das Ende der Mehrkosten bei der Kommunikation im EU-Ausland schon Ende 2015 erfolgen. Seit April 2016 zeigen sich die Netzbetreiber „gnädig“ und gestalteten günstige Roaming-Pakete, gefolgt von vielen Tarifen, die bereits Telefonie- und SMS-Flat nebst Datenkontingenten für die Nutzung innerhalb Europas inkludiert haben. Beispielsweise die MagentaMobil Flats der Telekom. Vielreisende wähnten sich schon in Sicherheit vor der Gebühren-Abzocke, bis die EU-Kommission eine neue Idee hatte.

Kostenloses Roaming für 90 Tage pro Jahr

Im September 2016 traten allerdings erste Politiker mit einem Plan auf, der die Vorfreude auf die gesetzlich festgelegte Aufhebung der Roaminggebühren zunichte machte. Ab Juni 2017 sollte es eine Neuregelung geben, die nach Überschreiten von 90 Tagen im EU-Ausland Mehrkosten verlangt. Die EU-Kommission nannte dieses Modell „Fair-Use“-Regel, wobei das Wort „fair“ einen frei interpretierbaren Begriff darstellt. Die Nutzer sollten gemäß ihrer Vertragskonditionen ohne Aufpreis telefonieren, SMS schreiben und surfen können – aber insgesamt nur bis zu drei Monate im Jahr. Die danach fälligen Aufschläge wurden mit maximal 4 Cent pro Gesprächsminute, 1 Cent pro Kurznachricht und 0,85 Cent pro Megabyte angegeben. Schon nach dieser Meldung fühlte man sich als Verbraucher hinters Licht geführt, nun scheint die EU-Kommission aber noch dreister agieren zu wollen. Scheinbar brummt die Lobbyarbeit im Hintergrund mal wieder.

Roaminggebühren: Abschaffung zweifelhaft

Nachdem es also zunächst hieß, dass die Entgelte für die Kommunikation außerhalb des Inlands-Heimnetzes europaweit eingestellt werden sollen, ruderten verantwortliche Politiker auf einen Richtwert von „90 Tage im Jahr“ zurück. Doch selbst diese Zeitspanne scheint nun in Gefahr zu sein, wie man einem aktuelle Beschlussentwurf entnehmen kann. Das Dokument der 28 EU-Botschafter liegt dem Magazin „Spiegel Online“ vor, das die darin festgehaltenen Kernaussagen publik machte. Darin ist zu lesen, dass die Großhandelspreise für die Mobilfunkanbieter in 2017 erst bei 10 Euro pro Gigabyte innerhalb Europas abgedeckt werden sollen. Der Maximalpreis soll dann bis zum Jahr 2021 schrittweise auf 5 Euro sinken. Aktuell liegt der Grobhandelspreis pro Gigabyte bei durchschnittlich 2,80 Euro.

Ehemalige EU-Kommissarin zum drohenden Roaminggebühr-Comeback

Die EU-Abgeordnete Viviane Reding machte sich bereits zu ihrer Zeit als EU-Abgeordnete für die komplette Abschaffung der Roaminggebühren stark. Die Politikerin ist empört über die aktuellen Entwicklungen, die „an Dreistigkeit nicht zu überbieten“ seien. Sie fordert die Minister auf, „im Interesse der Konsumenten zu agieren und ihr Versprechen, die Roaming-Gebühren abzuschaffen, einzuhalten.“ Ihrer Meinung nach würden die EU-Staaten mit den Telekommunikationskonzernen gemeinsame Sache machen, um der Einstellung des Roamings entgegenzuwirken. „Zum Nachteil der Verbraucher, zum Vorteil der Großkonzerne“, so Reding weiter.

Besonders kleinere Mobilfunkanbieter unter Druck

Wenn die EU-Kommission mit ihrem Vorhaben durchkäme, wären vor allem günstige Anbieter betroffen. Diese müssten den Einkauf des teuren EU-Datenkontingents kompensieren, was einer Abschaffung der Roamingkosten entgegenwirkt. Alternativ wäre auch ein Reduzieren des Volumens in den Urlaubsländern denkbar. Der österreichische Abgeordnete Paul Rübig kann den Kostenfaktor von 2,80 Euro je Gigabyte für den EU-Datenverkehr nicht nachvollziehen. Er verweist auf den rasch steigenden Verbrauch, wodurch sich der Durchschnittspreis weiter nach unten bewegen würde. „Deshalb sollte der Großhandelspreis normalerweise unter diesem Durchschnitt liegen“, gibt Rübig zu denken. Wir sind gespannt, ob die EU-Kommission die geplante Regelung umsetzen kann. Falls dies der Fall wäre, würde sich einiges in puncto Roaming wieder zum Negativen ändern.

Fazit

Wie so oft, wenn seitens der Politik etwas zum Vorteil für Verbraucher geregelt wird, arbeiten Lobbyisten auf Hochtouren bis Gesetzte wieder relativiert werden. Auch hier scheint es wieder nicht anders zu laufen. Sicher sind prinzipiell auch 3 Monate für die meisten Kunden ausreichend. Aber die Mobilfunker wären durch die neue Roaming-Regelung mit Sicherheit nicht in die Insolvenz geschlittert. Und da wundert man sich über die EU-Verdrossenheit der Bürger…

Passend zum Thema:

» Ratgeber: LTE per Roaming im Urlaub?

 

Bild: Antonioguillem (Fotolia)
Wie fanden Sie den Artikel?
[gesamt: 0 Durchschnitt: 0]

Ist Ihr LTE-Tarif auch so günstig?

Highspeed für Ihr Handy oder Tablet schon für unter 10,- € im Monat! Oder hier als schneller DSL-Ersatz für zuhause.



Was meinen Sie zu dem Router?

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Hinweis:

Vor der Veröffentlichung werden alle Beiträge von uns moderiert. Unzulässing sind Kommentare die nicht direkt zum Thema des Beitrags passen. Ebenso alle, die gegen die Recht oder guten Sitten verstoßen bzw. nur zu Werbezwecken geposted werden.

Sei der erste, der etwas zu diesem Beitrag schreibt!