Mit einer neuen Klasse von LTE-Diensten könnten mobile Endgeräte im Alltag bald die Lücke zwischen digitaler und analoger Welt schließen. LTE Proximity Services sollen die Schnittstelle sein – und die Deutsche Telekom will sie marktfähig machen.
Umgebungsdienste
Eine neue Anwendungsmöglichkeit auf LTE-Basis könnte den sozialen Alltag sowie das mobile Marketing bald weitreichend verändern. Sogenannte LTE Proximity Services (zu Deutsch in etwa: LTE-Umgebungsdienste) sollen in Zukunft als Schnittstelle zwischen digitalem und realem Leben dienen. So sehen es jedenfalls die Pläne der Deutschen Telekom vor, die einen wachsenden Bedarf für den Einsatz derartiger Technologien für mobile Endgeräte sieht: Umgebungsdienste haben große Marktpotential, wie Thomas Henze, Head of Mobile Access bei der Deutsche Telekom, in einem Interview mit dem britischen Portal IPTV-news.com sagte. Basierend auf der Qualcomm-Technologie „LTE Direct“ arbeite das Unternehmen bereits an entsprechenden Produkten.
Interessen verbinden
Das Anwendungsprinzip soll dabei denkbar einfach sein: Über das mobile Endgerät wird der Aufenthalt und selbst definierte Interessen in die räumlichen Umgebung gesendet. Interessierte Personen können dann darauf antworten und in Interaktion treten. In der Praxis wäre es somit zum Beispiel möglich, sich bei der Suche nach Mitspielern für ein Fußball-Match im Park auf die Funktion eines LTE-Umgebungsdienstes zu verlassen. Mit einem kurzen Status-Update unter dem Stichwort „Fußball“ werden alle Nutzer in der Umgebung, die das selbe Stichwort als Interesse haben, darüber informiert, dass noch Mitspieler gesucht werden. Nicht nur der fehlende Stürmer könnte so gefunden, sondern auch neue Kontakte mit ähnlichen Interessen geknüpft werden. In anderen Szenarios könnte so beispielsweise auch das Teilen eines Taxis auf gemeinsamen Routen ein Kinderspiel werden – und nicht zuletzt auch das Prinzip der sozialen Netzwerke einmal mehr umgedacht werden.
Grenzen verschwinden
Neben der Nutzung zu sozialen Zwecken ist die Technologie natürlich auch für Marketing-Zwecke überaus interessant. Egal ob Coupons, Rabatte oder andere Spezial-Angebote, LTE-Umgebungsdienste setzen dort an, wo mobiles Marketing aktuell noch an seine Grenzen stößt: Den Kunden von der Straße in das Geschäft zu holen. Egal ob günstige Last-Minute-Tickets für die letzten freien Plätze im Kino oder das Mega-Spezial-Angebot für das Restaurant um die Ecke – hier ergeben sich eine Menge neuer Möglichkeiten, mit denen die Grenzen zwischen digitaler und realer Welt zu verschwinden scheinen. In welcher Form die Angebote ausgeliefert werden, ist dabei nicht limitiert. Von Text über Fotos bis zu Bewegtbild in HD-Qualität wird alles möglich sein.
Technische Vorteile
Auch aus technischer Sicht ist die Anwendung von „LTE Direct“ durchaus vorteilhaft, so Henze. Im Gegensatz zum vergleichbaren Technologien wie der Low Energy Bluetooth oder dem klassischen GPS soll die Reichweite der Kommunikation in der Umgebung einen viel größeren Radius haben, so der Telekom-Mann. Mit bis zu 500 Metern können Angebote aus dem Umfeld mit in einer räumlich relevanten Distanz abgebildet werden, während das bei bisherigen Diensten nur auf kurze Entfernungen oder im Indoor-Einsatz überhaupt nicht möglich war.
Herausforderungen
Wie immer bei neuen Technologien bleibt abzuwarten, ob Dienste auf Basis von LTE-Umgebungsdiensten auch von der Industrie und den Nutzern angenommen werden. Für die bisher fehlende Schnittstelle zwischen mobile Marketing und dem Einzelhandel bietet sich die Technik jedoch aufgrund ihrer räumlichen Reichweite an: Die Nutzer werden auf ihrem Mobile-Geräte nicht erst nach Betreten des Ladens auf Angebot aufmerksam gemacht, sondern bekommen bereits im Umfeld des Geschäfts für sie relevante Angebote ausgeliefert. Die Herausforderung bestehet nun darin, dem Nutzer eine einfache Oberfläche mit geeigneten Filtern an die Hand zu geben, die ihm nur relevante Informationen zukommen lässt. Anderenfalls könnten Dienste mit Umgebungs-Interaktion schnell zum Störenfried werden.
Wissenswertes zum Thema:
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