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12. 08. 2019

Auch 2019 gibt es immer noch einige wenige Tarife und Anbieter, welchezwar mit günstigen Konditionen locken, doch weiter keinen Zugang zum LTE-Netz bieten oder nur gegen Aufpreis. Lässt sich heute noch ausreichend schnell im 3G-Netz surfen? Ein Vergleich und ein Blick auf die Netze der Anbieter.

Was ist der Unterschied zwischen LTE (4G) und UMTS (3G)?

Beide sind Funkstandards, welche aus der Weiterentwicklung des GSM-Netzes hervorgehen. UMTS stellt dabei die dritte Generation dar, die auf dem Smartphone meist als “3G”, “H” oder auch “H+” indiziert wird. Im Gegensatz zum GSM-Netz, ist bei 3G gleichzeitiges Senden und Empfangen möglich. Das bedeutet im Klartext, dass während eines Telefongesprächs trotzdem eine SMS oder auch Whatsapp Nachricht empfangen werden kann. Wenn auf dem Smartphone das Symbol “H+” erscheint, können technisch Geschwindigkeiten von bis zu 42 Mbit/s im Download erzielt werden. In der Praxis sind allerdings meist Werte von bis zu 20-30 MBit/s realistisch.

 

LTE-Funk repräsentiert die vierte Generation (daher 4G) und damit eine Weiterentwicklung des UMTS-Standards. Jener hat nicht nur eine flottere Reaktionszeit (Ping), sondern ermöglicht auch erheblich schnellere Downloads. Derzeit surfen Nutzer in den deutschen Mobilfunknetzen bis zu 500 Mbit/s. Sobald auf dem Display des eigenen Smartphones „4G“, „LTE“ oder „LTE+“ erscheint, steht dem Kunden das LTE-Netz auf dem Endgerät zur Verfügung. Ein Nachteil bleibt dennoch: Das Telefonieren über LTE (auch VoLTE genannt), funktioniert bisher nicht in allen Tarifen und Endgeräten. Sehr oft wählt sich das Smartphone in das 3G-Netz ein, sobald ein Anruf getätigt wird.

Wieso ist LTE als Tarifbestandteil sinnvoll?

Anders als der Vorgänger, wird das LTE-Funknetz stätig ausgebaut. Die Netzbetreiber investieren kräftig in Infrastruktur (wie Funkmasten) und Forschung, sodass der technische Standard stetig verbessert wird. Bestes Beispiel ist 4.5G bzw. LTE-Advanced Pro – der letzte Zwischenschritt hin zu 5G. Während Kunden im städtischen Umfeld nicht gleich zwingend einen großen Unterschied zwischen 3G und 4G merken, sind Nutzer im ländlichen Raum oft stark von Nachteilen betroffen. Haben letztere keinen Tarif mit LTE gewählt oder bietet der Anbieter schlicht noch keinen Zugang, buchen sich die Smartphones jener Kunden teils nicht im UMTS-, sondern nur mit EDGE ein. Das Resultat ist eine schlechtere Gesprächsqualität und ein sehr langsamer Internetzugang. Im nächsten Abschnitt haben wir die Netze von der Deutschen Telekom, Vodafone und Telefonica unter die Lupe genommen und den Ausbau jeweils auf Unterschiede zwischen UMTS und LTE geprüft.

Deutsche Telekom

Dem Netz der Telekom wird bereits seit langer Zeit nachgesagt, dass es das stärkste aller Mobilfunknetze in Deutschland wäre. Zumindest die Netztests der letzten Jahre kamen zu diesem Ergebnis. Ein Blick auf die Netzkarte offenbart, dass der Anbieter ein sehr gut ausgebautes 3G-Netz betreibt. Trotzdem zeigen sich, im Vergleich zu LTE, einige auffällige weiße Punkte auf der Verfügbarkeitskarte. Diese befinden sich in der Regel in ländlichen, dünn besiedelten Gebieten. Zumindest suggeriert die Darstellung des 4G-Netzes eine größere Abdeckung als beim Vorgänger.

 

Telekom Netzausbau

Bild: Telekom Ausbaukarte | Powered by Esri

Vodafone

Genau wie bei der Konkurrenz in Magenta, lässt Vodafone auf seiner Netzkarte die Unterteilung in eine Darstellung mit 3G- und einer mit 4G-Abdeckung zu. Hier offenbart sich in unserem Vergleich der große Unterschied im Ausbau der beiden Netze. Während das LTE (in rot) weitläufige Teile abdeckt, ist es offensichtlich, dass der Vorgängerstandard bundesweit deutlich seltener zu empfangen ist. Ebenso stärkt der Vergleich bei Vodafone die Prämisse, dass UMTS vergleichsweise gut in städtischen Gebieten ausgebaut wurde. Zu beobachten beispielsweise in der Region Mittelhessen (Raum Marburg) / Vogelsbergkreis und im Raum Siegen (NRW).

 

Vodafone Netzausbau

Bild: Vodafone Ausbaukarte | Map: Navteq

Telefonica

Telefonica lässt auf seiner dynamischen Verfügbarkeitskarte leider keine Gesamtansicht für Deutschland zu. Wir haben stattdessen die Stadt Siegen (NRW) und Umkreis (Karte unten), sowie Frankfurt samt Umgebung zum Vergleich herangezogen. Anders als im Fall der anderen beiden Netzbetreiber, stellten wir bei unseren exemplarischen Vergleichen fest, dass das O2 3G-Netz jeweils (noch) eine bessere Abdeckung aufwies, als der Nachfolger LTE. Das beruht unter anderem darauf, dass durch die Netzfusion viele der ehemaligen UMTS-Stationen von E-Plus zusätzlich zu den bestehen 3G-Masten vom o2-Netz zur Verfügung stehen. Damit steht Kunden von Telefonica eine vergleichsweise große Breitbandabdeckung im 3G-Netz zur Verfügung. Ein weiterer Vorteil für Kunden von O2 ist die Tatsache, dass der 4G-Zugang für alle freigegeben ist, selbst für die sogenannten “Discounter”, wie Tchibo oder Aldi.

 

O2 Netzausbau

Bild: O2 Ausbaukarte Siegen als Beispiel | Map: Bing, NAVTEQ & Microsoft

Wer sind die „LTE-Verweigerer“, wer hat nachgezogen?

Jahrelang waren es die „üblichen Verdächtigen“. Namentlich handelte es sich um Lidl (Lidl Connect), congstar, ja!Mobil (congstar), Bildmobil, Otelo und Callmobile. Doch immer mehr Anbieter haben bereits umgestellt oder zumindest teilweise LTE freigegeben:

 

  • Lidl: Seit Juli 2019 gibts endlich auch 4G bei allen Tarifen des Lebensmitteldiscounters ohne Aufpreis.
  • Congstar (+ja!Mobil+Pennymobil): Bietet mittlerweile LTE als Zubuchoption für viele Tarife, also gegen Aufpreis.
  • Otelo: LTE bisher nur in einigen Vertragstarifen gegen Aufpreis – Prepaid nur 3G.
  • Callmobile: bisher kein LTE.

Abschaltung von 3G: Lösung bis spätestens 2020

Ab 2020/21 wird das 3G-Problem aber wahrscheinlich der Vergangenheit angehören. Dann nämlich sollen einige Frequenzbereiche für 4G oder 5G freigeräumt werden. Telekom und Vodafone hatten bereits angekündigt, UMTS & Co. dann sukzessive einzustellen. Daher müssten diese früher oder später zwangsweise auf 4G umstellen. Sicher auch ein Grund, warum LIDL Connect im Vodafonenetz Mitte 2019 nach Jahren endlich LTE einführte und congstar LTE für immer mehr Tarife als Zubuchoption bereitstellt.

Unabhängiger Test bestätigt unsere Thesen

Der Computerbild Netztest 2018 zeigte erstmals die wahren Ausmaße des Problems. Hier liefern echte Messdaten aus ganz Deutschland harte Zahlen die zeigen, dass Nutzer mit 3G auf dem Land teils heute schon sprichwörtlich aufgeschmissen sind. Wer einmal mit congstar-Tarif ohne 4G (Telekom) im Urlaub war, kann dies sicher ebenfalls nachvollziehen, der Autor musste zumindest damit schon öfters (leider) Bekanntschaft machen. Die Ergebnisse der Studie finden Sie übrigens hier. Die folgende Karte zeigt die Ergebnisse das Computerbild Netztests 2018. Rot und gelb markiert sind Areale, wo es kein LTE gibt. Besonders negativ fällt hier O2 auf.

 

Abdeckung im Vergleich

Computerbild Netztest 2018 Netzabdeckung | Bild: Computerbild

Fazit

3G ist tot, Zumindest fast. Während in Städten UMTS sicher noch als Notnagel herhalten kann, sieht es in der Fläche immer düsterer aus und bald schon droht das komplette Aus. Des Weiteren sei zu bedenken, dass Preisunterschiede heute (bis auf wenige Einzelfälle wie congstar) praktisch nicht mehr gegeben sind, so dass es praktisch keine nennenswerten Gründe für den Griff zu Non-LTE-Anbietern gibt.

 

Verbraucher die in Kleinstädten oder Dörfern wohnen, sollten LTE ohnehin als Pflichtbestandteil eines Tarifs erachten! Ansonsten droht in der heimischen Umgebung schnell eine böse Überraschung, wenn das schnelle Internet ausbleibt. Wie früher empfiehlt es sich, dass in der eigenen Umgebung getestet wird, welches Netz am besten funktioniert. Wer nicht so viel Geld ausgeben möchte (>20 Euro monatlich), sollte einen Blick auf unseren Prepaid-Vergleich werfen. Die meisten Anbieter führen sehr günstige Allnetflats mit 4G für teils unter 10 €. Nachteil – die Surfgeschwindigkeit ist auch im LTE-Netz dann mitunter auf 21 MBit gedrosselt.

Wissenswertes zum Thema:

» Vergleich der LTE Tarife
» Smartphone Tarife im Vergleich
» LTE Angebote Marktübersicht
» LTE Smartphones im Überblick

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2 Kommentare: Das meinen die anderen zu dem Gerät...

Zitat: „Sehr oft wählt sich das Smartphone in das 3G-Netz ein, sobald ein Anruf getätigt wird.“

Das ist so nicht korrekt. 3G/UMTS ist ein reiner Datendienst/Mobilfunkstandart, Sprachanrufe können da nur per VoIP getätigt werden. Die „normalen“ Anrufe gehen dagegen immer noch über 2G/GSM.

Ein weiterer, wichtiger Aspekt, der für LTE spricht, ist hier lieder nicht erwähnt worden: UMTS (2100 MHz-Band) hat physikalisch bednigt eine höhere Dämpfung und somit schlechtere Ausbreitungseigenschaften, als das LTE-Band 20, oder grundsätzlich Funksignale im Sub-GHz-Bereich. Daher eignet sich LTE besser für die Flächenabdeckung.

guter Überblick! Vielen Dank!