Diese Technologie greift, wie der Name schon vermuten lässt, auf die gängigen LTE-Frequenzen zurück. In einem Umkreis von 500 Metern lassen sich mehrere tausend Geräte erkennen, mit denen man dann auch kommunizieren kann, beziehungsweise selbst Benachrichtigungen erhält. Dabei „weiß“ das eigene Smartphone oder Tablet von den Vorlieben seines Besitzers und liefert stets zur aktuellen Situation passende Informationen. Man erweitert praktisch seine Sinnesbasis auf eine weitere technische Dimension. Das klingt etwas abstrakt und lässt sich am besten an einigen Beispielen und Videos erklären. Doch zunächst wollen wir uns den Vorzügen widmen.
LTE-D bietet viele Vorteile gegenüber Konkurrenzprodukten, wie etwa Bluetooth-LE oder gar RFID. Es wird angeblich hohen Wert auf die Privatsphäre des Nutzers gelegt. Zudem werden Vorkehrungsmaßnahmen gegen Technologien getroffen, welche permanent den eigenen Standort ermitteln. Ein weiterer großer Vorteil von LTE Direct ist der niedrige Akkuverbrauch. Trotz des andauernden Standby, soll der Strombedarf äußerst niedrig ausfallen. Weitere Pluspunkte entstehen natürlich auch durch die hohe Reichweite und den immensen Datendurchsatz von LTE. Das eingangs erwähnte Verfahren Bluetooth-LE kann lediglich in einem Umkreis von bis zu 50 Metern genutzt werden, es werden auch lediglich mehrere hundert Geräte gesichtet und nicht wie bei LTE Direct mehrere tausend Exemplare. RFID hingegen funktioniert auf noch kürzere Distanzen von unter 5 Metern.
Auch die nötige Zugriffszeit ist erheblich niedriger, als beim Bluetooth LE-Standard. Der größte Vorteil ist aber wahrscheinlich, dass das Verfahren unabhängig vom eigentlichen Kernnetz agiert. Durch die direkte Verbindung zu anderen Geräten, welche mit dem neuen Standard kompatibel sind, entfällt der Umweg über das eigentliche Mobilfunknetz. Dadurch wird die Infrastruktur von eben jenem entlastet. Nutzer werden künftig zudem von der sich stets entwickelnden LTE-Technik profitieren. Immer schnellere Verbindungen und neue Funktionen sorgen für erheblichen Komfort für den Anwender.
Doch nicht nur die Endverbraucher können von diesem neuartigen Verfahren profitieren. LTE-D bietet eine ideale Grundlage fürs Marketing. Und zwar Marketing genau auf die Bedürfnisse der Konsumenten zugeschnitten. Streuverluste ließen sich so extrem verringern und die Wirkung des investierten Budgets könnte direkt analysiert werden. Geschäfte können mittels einer LTE Direct-Sendeeinheit ihre Angebote verbreiten, welches dann von Personen, für die diese interessant sind, empfangen und betrachtet werden können. Somit ergibt sich eine speziell auf den Menschen zugeschnittene Werbemöglichkeit, von der sowohl Firmen, als auch Kunden profitieren können. Das könnte die Werbebranche im Offlinebereich regelrecht revolutionieren und wirklich endlich Off- und Onlinewelt weiter zusammenführen. Qualcomm schätzt das Marktvolumen für "Nahfeld-Marketing" ab 2015 auf ein Volumen von fast 6 Milliarden Dollar.
Generell läuft die Prozedur anhand von drei wichtigen Kernfragen ab. „Wer ist in der Nähe?“, „Was ist in der Nähe?“ und „Ist das wichtig für mich?“. Das ist die Grundphilosophie hinter 4G-Direct. Es wird stets nach Personen oder Orten Ausschau gehalten, die von Interesse sein könnten und falls dies zutrifft, wird der Nutzer (auf Wunsch) umgehend informiert. Die entsprechenden Anwendungen sollen "intelligent" sein und lernen den Anwender immer besser kennen, um effizient auf seine Bedürfnisse reagieren zu können. Relevante Dinge werden gefiltert und die Umgebungen, Bewegungen und Vorlieben des Nutzers festgehalten.
Das folgende Video zeigt einige Anwendungsszenarien und fasst noch einmal einige Vorteile zusammen.
Die Deutsche Telekom verkündete schon Anfang Februar 2014 eine Zusammenarbeit mit Qualcomm. Noch im selben Jahr startete eine Testphase. Noch sind aber keine konkreten Termine bekannt. Für den reibungslosen Betrieb müssen verschiedene Voraussetzungen erfüllt werden. Qualcomm stellt Entwicklern ein SDK zur Verfügung, mit dem sie Apps für den Service entwickeln können. Das auf den 3GPP R12-Standard basierende technische Ökosystem von LTE Direct, ist bereits fertig.
Aber auch die Netze der Mobilfunkprovider benötigen ein Upgrade. Doch auch das bringt nur den gewünschten Effekt, wenn nicht genügend Endgeräte auf dem Merkt sind, die den Standard unterstützen. Da 4G-Mobilgeräte jedoch schwer im Trend sind, sollte dies kein allzu großes Problem darstellen. Anfang 2017 existieren bereits 537 LTE-Netze weltweit und zudem 7000 unterschiedliche 4G-fähige Mobilgeräte von über 512 Herstellern.
Auch wenn man mit LTE Direct unabhängig vom Mobilfunknetz untereinander kommunizieren kann, haben die Netzbetreiber immer noch die Schirmherrschaft über das Frequenzspektrum. Deshalb können sie entscheiden, ob der Service genutzt werden kann oder nicht. Doch mögliche Geschäftsmodelle, wie eine Grundgebühr für die Sendeeinheiten, könnten dafür sorgen, dass der Service eine lukrative Einnahmequelle für die Netzbetreiber wird. Qualcomm zeigt sich jedenfalls optimistisch bezüglich der Kooperationen und die Deutsche Telekom ist sowieso schon an Bord.
Qualcomm verweist zwar auf einen exzellenten Datenschutz. Alle Daten sollen anonym übertragen werden. Aufgrund der immensen Möglichkeiten - auch um praktisch komplett gläsern zu werden - bleibt zunächst ein Geschmäckle. Wahrscheinlich haben viele Datenschützer jetzt schon Albträume. Wie so oft muss erst die Zukunft bzw. Praxis zeigen, wie "sicher" LTE-Direct wirklich ist.
Mit LTE-Direct scheint etwas ganz Großes auf uns zuzukommen. Die vielfältigen Möglichkeiten, welche sich mit dieser Technik auftun, sind schier unendlich. Ob im Berufsleben oder im privaten Bereich, man wird stets passend zur eigenen Situation auf dem Laufenden gehalten. Dazu gesellt sich dann noch der erhöhte Schutz der Privatsphäre und der niedrige Akkuverbrauch. Wir hoffen, dass wir schon bald von den Vorteilen profitieren können und das neben der Deutschen Telekom auch andere Netzbetreiber LTE-D zügig nutzen werden. Dies ist definitiv eine zukunftsweisende Technik, welche unsere ganze Art der mobilen Kommunikation dauerhaft verändern könnte.