Grundsätzliche Bemerkungen:
Noch offene Fragen:
1. Messung in welchem LTE-Netz (LTE 800, LTE 1800 oder LTE 2600)?
Grundsäzlich ist es wichtig zu wissen, in welchem Frequenzbereich die Messungen durchgeführt wurden. Einerseits kann man dann auf die Ausbreitungseigenschaften der Funkwellen besser achten und andererseits ist auch die Entfernung und die damit verbundene Datenrate besser zu beurteilen.
2. Welches Endgerät wurde für die Messung verwendet?
Wie bereits erwähnt, haben einige Endgeräte kleine Schwächen, Bugs und Anzeigefehler bei der Messung der Empfangswerte und der Signalqualität. Deshalb ist es wichtig, zu wissen, womit die Messungen erfolgt sind.
3. Wurde darauf geachtet, dass bei den Messungen an der Sektorgrenze das Endgerät immer in dieselbe Zelle eingebucht war?
Gerade im Randbereich der Sektoren kann es auch zu permanenten Wecheln der Sektoren (= Zellen) kommen, zu erkennen ist das dann an dem Wechsel der sogenannten Cell-ID. Leider wurde die Cell-ID bei den Messwerten mit protokolliert.
4. Anordnung der Sektoren (Abstand der Hauptstrahlrichtungen)
Normalerweise werden an Basisstationen Sektorantennen mit einem Öffnungswinkel von 120° verwendet, um einen Vollkreis-Abdeckung zu erreichen. An den Sektorübergängen kann es dann zu Interferenzen kommen, bei relativ ebenem Gelände ist dieser Bereich aber relativ begrenzt.
Bei schwierigem Gelände oder für die Versorgung weiter entfernter Ortschaften werden in speziellen Fällen Antennen mit einem Öffnungswinkel von 100° oder nur 90° verwendet. Im welligen Gelände wird der Überlappungsbereich durch die entstehende Lücke im Vollkreis komplett vermieden, zu Interferenzen kommt es dann nur durch die Wellenbeugung, Wellenbrechung oder Wellenreflektion an topografischen Hindernissen. Diese können aber dann fast vernachlässigt werden und ermöglichen lediglich auch einen Empfang der Basisstations-Signale in den Abdeckungslücken. Natürlich kann es dabei (standortabhängig) auch Probleme beim Empfang geben.
Zudem haben die Antennen mit dem kleineren Öffnungswinkel auch einen höheren Gewinn, somit wird die Reichweite der Station erhöht und auch weiter entfernte Ortschaften können noch erreicht werden.
Die Verwendung von Basisstationsantennen mit einem Öffnungswinkel von nur 65° hingegen ist aus meiner Sicht höchst ungewöhnlich, da die Abdeckungslücken zwischen den einzelnen Antennen doch recht groß ist:
- 3x 120°: Abdeckungslücke zwischen den Sektoren = 0°
- 3x 100°: Abdeckungslücke zwischen den Sektoren = 20°
- 3x 90°: Abdeckungslücke zwischen den Sektoren = 30°
- 3x 65°: Abdeckungslücke zwischen den Sektoren = 55°
Die Frage ist nun, ob die Antennen mit den kleineren Öffnungswinkeln tatsächlich im gleichmäßigen Abstand von 120° oder abweichend von dieser Standardkonfiguration montiert wurden. Bei einer abweichenden Montage können dann zwei der nicht abgedeckten Bereiche deutlich kleiner sein, zwangsweise gibt es dann aber auch eine wesentlich größere Lücke im dritten Bereich. Genaue Informationen zu den Hauptstrahlrichtungen der Stationsantennen kann man in der EMF-Datenbank der Bundesnetzagentur finden.
5. Gibt es auch Messwerte zum Empfangsfeldstärke (RSSI und/oder RSRP)?
Bewertet wurden bei den hier dokumentierten Messungen nur der RSRQ bzw. der SNR. Beides sind Werte, die auf die Verbindungsqualität schließen lassen, allerdings ist in beiden Fällen nur ein Rückschluss auf des Verhältnis von RSRP und RSSI möglich aber nicht auf den absoluten Empfangspegel. Wenigstens einer der beiden Empfangswerte ist aber notwendig, um die Verbindung grundsätzlich zu beurteilen, eine Angabe hierzu wäre also sehr hilfreich.
6. Weitere Probleme - Eingeschränkte Vergleichbarkeit der Messwerte aus folgenden Gründen:
- keine gleichbleibenden Entfernungen
- Unterschiedliche Tage (unterschiedliche Witterungen/Luftfeuchtigkeiten und Ausbreitungsbedingungen)
- Unterschiedliche Basisstationen (wahrscheinlich, wegen der unterschiedlichen Antennen), dadurch grundsätzlich andere Umgebungsvariablen
- Unterschiedliche Sendeleistungen der Basisstationen
- Unterschiedliche Topografie von den Testpunkten zur BS
Ein erster Schuss ins Blaue - Meine Interpretation:
Wenn die Anordnung der Stationsantennen im regelmäßigen Abstand erfolgt (Normalfall), dann gehe ich ganz fest davon aus, dass die entstehenden Interferenzen zwischen den Sektoren absolut gar nichts mit den Schwankungen bei den Messwerten zusammenhängt, da die Lücke im Abdeckungsbereich einfach zu groß ist.
Solange die Messpunkte sich innerhalb des Sektors nahe der Hauptstrahlrichtung befinden, wird sich nur der Gewinn der Stationsantennen auf die Messwerte auswirken. Dabei dürfte in der Regel die Antenne mit den 65° die besseren Karten haben, aufgrund des kleineren Öffnungswinkels dürften sie den höheren Gewinn haben, somit ist der EIRP und damit auch die Reichweite höher.
Bei einer identischen Entfernung ist somit dann auch der Empfangspegel am Endgerät höher und somit auch der Signal-Rauschabstand. Die reine Bewertung von RSRP und SNR ist hier nur bedingt möglich, wenn der Bezug zum Empfangspegel fehlt. Lediglich die erreichbare Datenrate könnte als Indikator dienen, da diese Messgröße aber grundsätzlich sehr schwankend ist, müssten mindestens 15 ... 20 Speedtest durchgeführt, die oberen und unteren Extremwerte entfernt und der Rest gemittelt werden.
An den Sektorgrenzen sind die Antennen mit dem kleinen Öffnungswinkel dann aber im Nachteil, da sich der Messpunkt eigentlich ja im nicht abgedeckten Bereich zwischen den Sektoren befindet. Dabei wurde der angegebene Öffnungswinkel bei den 65° bereits deutlich weiter verlassen, als bei den 90° - Antennen. Somit dürften die 90° - Antennen dann auch noch wesentlich besser in diesem Grenzbereich funktionieren. Aber auch hier wäre es wichtig, diese Aussage mit dem RSRP oder dem RSSI untermauern zu können. Alles in allem finde ich persönlich die Unterschiede zwischen den Messwerten aber auch nicht so gravierend, als das es sich hierbei nicht auch um netzseitige Schwankungen bzw. die natürliche Veränderung der Umgebungsvariablen und Übertragungseigenschaften handeln könnte.
Auch die etwas deutlicher abweichenden Werte am Messpunkt 1 (Download und SNR) sowie am Messpunkt 6 (RSRQ und SNR) sind mit den Empfangsbedingungen im unspezifizierten Bereich außerhalb der Öffnungswinkel erklärbar (oder auch nicht), da es hier eine ganze Reihe von Reflektionen und Mehrwegesignalen gibt (und somit absolut keine stabilen Empfangsverhältnisse vorherrschen), ist es nicht eindeutig auszumachen bzw. zuzuordnen, was dort gerade gemessen wurde.