Wer vor 2018 zum Smartphone griff, landete bei einem Telefonat fast immer zwangsläufig in „uralten“ Mobilfunkstandards, wie GSM (2G) oder UMTS (3G). Diese funktionier(t)en rein leitungsverbunden und übertragen die Sprache noch auf physikalisch bzw. virtuellen Kanälen. Mit VoLTE hingegen, wird die Sprachübertragung komplett digital im LTE-Netz abgewickelt. Und zwar in Form von Datenpaketen auf Basis des IP-Protokolls.
Definition: VoLTE ist ein offiziell von der GSMA verabschiedeter Standard, der Sprachdienste über LTE-Netzwerke realisiert. Und zwar ausschließlich IP-paketorientiert und basierend auf dem sogenannten IP Multimedia Subsystem, kurz IMS. Definiert im Protokoll PRD IR.92 [Info]. Roaming für VoLTE ist dagegen definiert in den Richtlinien PRD IR.88.
2.1 Vorteile für die Nutzer:
Den Anfang machten 2015 zunächst die Netzprovider selbst, also Vodafone (Start 16.03.2015), Dt. Telekom und O2 (Start 16.4.2015). Zunächst war der Dienst aber vor allem deren Vertragskunden vorbehalten. Im März 2018 öffnete O2 aber bald VoLTE für alle - auch Prepaidnutzer.
Im September 2023 recherchierten wir, welche Anbieter VoLTE aktuell im Angebot haben. Die bessere Frage wäre aber, welcher Anbieter hat es nicht! Denn der überwiegende Teil lässt seine Kunden mit 4G telefonieren, was auch gute Gründe hat, wie wir unter 3.1 sehen werden. Die folgende Tabelle fasst noch einmal alle VoLTE-Anbieter zusammen:
LTE-Anbieter | LTE | VoLTE | WLAN-Call |
---|---|---|---|
Dt. Telekom | |||
Vodafone | |||
O2 Telefónica | |||
Callya (VF) | |||
Otelo | |||
SIMon | |||
Aldi Talk | |||
sim.de | |||
winsim.de | |||
maxxim | |||
simply | |||
Blau.de | |||
Freenet Flex | |||
Freenet Funk | |||
Fraenk | |||
Ay yildiz | |||
congstar | |||
congstar Prepaid | |||
1und1 (via O2) | |||
1und1 via VF (alt) | |||
Lidl Connect | |||
DeutschlandSIM | |||
Fonic | |||
Klarmobile | |||
ja!mobil | |||
Tchibo Mobil | |||
smartmobil | |||
Edeka Mobil | |||
Nettokom | |||
Norma Connect | |||
Bildconnect | |||
Whatsappsim | |||
Fyve | |||
Netzclub | |||
Müller Mobile | |||
Kaufland Mobil | |||
Yourfone |
Im Juni 2021 haben Vodafone und die Dt. Telekom bundesweit die letzten 3G-Stationen abgeschaltet. UMTS/HSDPA ist also seither Geschichte. O2 folgt dem Beispiel noch bis Jahresende. Die freiwerdenden Ressourcen wollen die Netzprovider für das modernere 4G und 5G nutzen.
Das 3G-Aus hat aber weitreichende Konsequenzen. Nicht nur, dass alle die bisher kein 4G-fähiges Smartphone hatten spätestens jetzt umsteigen müssen. Zumindest wenn man noch eine Datenverbindung herstellen will, die nicht über das quälend langsame 2G läuft. Da der Fallback von 4G auf 3G beim Telefonieren ohne VoLTE wegfällt, bleibt sonst nur noch der Fallback auf 2G als Notlösung. Ohne VoLTE-fähiges Smartphone telefoniert man also seit Mitte 2021 nur noch über 2G GSM! Zeit fürs umrüsten also! Doch welche Geräte haben das?
Ab 2016 kamen immer mehr Smartphones auf den Markt, die Voice over LTE unterstützen. Zunächst ließen die Provider leider meist nur eigene, gebrandete Geräte zu. Doch das hat sich mittlerweile glücklicher Weise geändert. Heute bieten praktisch alle aktuellen Modelle von Haus aus VoLTE-Support. Als Richtlinie kann man davon ausgehen, dass Smartphones die nicht älter als 2018 sind den Standard beherrschen. Ist Ihr Gerät älter, wäre eine Gegenprobe ratsam. Siehe dazu auch Punkt 6.
Folgend haben exemplarisch wir Ausführungen der beliebtesten Hersteller aufgelistet, ab denen fortfolgend VoLTE unterstützt wurde:
Im Prinzip ist es extrem simpel zu erkennen, ob man schon per VoLTE telefoniert oder nicht. Stellen Sie zunächst, falls nicht aktiv, die mobile Datenverbindung her. Jetzt sollte das LTE oder 4G- bzw. 5G-Symbol oben in der Statusleiste des Smartphones auftauchen. Das folgende Bild zeigt rechts oben das VoLTE Symbol bei gleichzeitig bestehender 5G-Datenverbindung. Wird ein Telefonat aktiviert, darf die Verbindung nicht auf 2G (GSM) zurückspringen...
Falls dies dort nicht aufgeführt ist: Leider steht VoLTE als Optionsschalter nicht immer in den Mobilfunknetzeinstellungen. In unserem Tab S7+ zum Beispiel erfährt man nur wie folgt, was zum telefonieren genutzt wird: Gehen Sie in die Einstellungen und suchen nach VoLTE -> Wie auf dem folgenden Screenshot zu sehen gibts die nötige Info dann unter "Statusinformationen -> SIM-Kartenstatus -> Mobilsprachnetz-Typ. Klicken Sie den Treffer an. Dorf sollte dann bei "Mobilsprachnetz-Typ" LTE stehen und nicht GSM.
Wichtig ist noch zu wissen, dass das die beschriebene VoLTE 4G-Telefonie zunächst nur in Deutschland im heimischen Netz gilt. Im Ausland, auch innerhalb der EU, erfolgt meist noch der Fallback auf 2G- oder 3G-Netze. Auch in Q1/2022 war nämlich VoLTE-Roaming im Ausland noch die Ausnahme. Sowohl bei der Telekom, O2 als auch Vodafone.
Problematisch wird das dann in Netzen oder Ländern, wo es nur noch 4G oder 5G gibt. AT&T in den USA hat z.B. 2G und 3G abgeschaltet. Immerhin kommt seit 2022 langsam Bewegung in das Thema. Dt. Telekom, O2 und Vodafone unterstützen heute nahezu alle beliebten Reiseländer mit LTE-Roaming.
Seit 2017 setzt sich eine weitere Technik für Mobilfunktelefonie zunehmend durch – das Wifi-Calling, auch WLAN-Calling oder WLAN-Telefonie genannt. Sofern Anbieter sowie Smartphone den Dienst unterstützen, kann der Kunde auch ohne herkömmlichen Mobilfunkempfang telefonieren, sofern nur ein Wifi-Hotspot vor Ort zugänglich ist. Etwa auf Zeltplätzen im Ausland oder im eigenen Keller. Mehr zu dem Thema, finden Sie hier in unserem großen Wifi-Calling Ratgeber.
Netztechnisch ist mobile Telefonie eine ziemlich komplizierte Angelegenheit. Neben der rein physischen Informationsübertragung über die Luftschnittstelle, müssen z.B. auch Teilnehmer unterschiedlicher Netze reibungslos zusammengeführt werden. Und das auch über sämtliche Mobilfunkstandards, Techniken, Zellgrenzen sowie Ländergrenzen. Warum die Einführung von VoLTE so lange dauerte, liegt im diffizilen Zusammenspiel von 4G mit älteren Vorgängerstandards. Ingenieure weltweit feilten Jahre lang nur an einem zentralen Problem: Der störungsfreien und nahtlosen Übergabe von per LTE geführten Telefonaten in frühere Netze – dem sogenannten Handover.
Wo lag das Problem? Wir erinnern uns: Sprache wird bei Voice over LTE rein IP-basiert in Form von Datenpaketen übermittelt. Verlässt ein Mobilfunknutzer mit seinem Handy aber die Reichweite seiner LTE-Zelle, hinein in ein Gebiet ohne 4G-Versorgung, muss ein unmittelbarer Wechsel zum nächst besten Standard erfolgen. Man spricht auch von einem Fallback in ein Legacy-Netz. Doch hier wird Sprache technisch völlig anders übermittelt. Diese Umstellung im Kernnetz des Anbieters muss derart schnell und problemlos verlaufen, dass der Endkunde davon am besten nichts merkt. Erste Durchbrüche gab es für diese Problemlösung 2013.
Das Verfahren für einen reibungslosen Handover von LTE zu 3G (oder niedriger) lautet SRVCC bzw. eSRVCC. Die Abkürzung bedeutet „enhanced Single Radio Voice Call Continuity“. Ohne die Technik, würde jedes per VoLTE geführte Gespräch abrupt abreißen, sobald bei einem der beiden Teilnehmer kein LTE-Empfang mehr besteht.
Die Entwicklung um Telefonate über LTE-Endgeräte zu handhaben, lässt sich grob in drei technische Evolutions-Schritte einteilen. Phase 1 bildet den Zeitraum vor der Einführung von VoLTE ab. Die LTE-Netze dienten hier ausschließlich dem Datentransfer, was ernste Konsequenzen hat. Denn während sämtlicher ein- und abgehender Telefonate, muss das Endgerät auf veraltete 2G/3G Sprach- und Datendienste umschalten. Sehr zum Leidwesen der User, die ja nicht unerheblich viel Geld für das schnelle LTE bezahlen. Jene Umstellung von 4G auf Vorgängerstandards bei Anrufen, nennt sich „Circuit-Switched Fall Back“ – kurz CSFB. Dieser Dienst gewährleistet praktisch die parallele Nutzung von LTE für mobiles Internet und Telefonie, bis VoLTE einsatzfähig ist.
In Phase 2 ist VoLTE als Standard in den Mobilfunknetzen implementiert. Seit März 2015 befinden wir uns in Deutschland praktisch im Übergang von Phase 1 zu Phase 2. Zusammen mit SRVCC (siehe weiter oben), wird dem Kunden eine ideale Erreichbarkeit und Dienstgüte garantiert. Das gleichzeitige Nutzen von Internetapplikationen und Telefonieren ist kein Problem mehr. Im Gegenteil: Sogar Videotelefonie und sonstige Dienste (RCS) gehören zum Standard. Roaming in ausländischen Netzen wird dagegen meist noch über CSFB abgewickelt.
Phase 3 hingegen ist noch ein relativ fiktives Szenario für die Zukunft. Das Stichwort heißt Konvergenz. Hier sollen sämtliche Übertragungsmethoden (UMTS, Wifi, etc.) problemlos ineinandergreifen und arbeiten können, unabhängig vom Standard oder Provider [3].
Im Folgenden haben wir einige der wichtigsten Schlüsselereignisse der letzten Jahre zusammengefasst. Diese zeigen, wie sich die Technik bis heute entwickelt hat.
Kostet Voice over LTE extra?
Nein, die Provider bieten den Dienst ohne Mehrkosten für alle Kunden, welche über einen LTE-fähigen Tarif und passende Smartphones verfügen.
Verbraucht das Telefonieren per VoLTE mein Datenvolumen der Internetflat?
Nein, es handelt sich um einen reinen Netzdienst. Es wird kein Volumen angerechnet.
Klappt Voice over LTE auch bei LTE-Zuhause Tarifen?
Nein, die Telefonie wird hier, sofern überhaupt angeboten, über VOIP realisiert. Das ist natürlich relativ ähnlich, aber netzintern sind das zwei völlig verschiedene Dienste.
Wie man sich vorstellen kann, wird auch Voice over LTE noch nicht das Ende der Entwicklung darstellen. Mit dem neuen 5G-Standard rückt auch natürlich Telefonie über eben jenen in den Focus.
Hier verhält es sich ähnlich wie damals zur VoLTE-Einführung. Zunächst müssen die technischen Grundlagen gelöst werden, wie etwa die Übergabe von 5G- auf 4G-Telefonate, wenn der Nachfolger nicht verfügbar sein sollte. Voice over 5G (auch VoNR), soll nochmals ein besseres Nutzererlebnis ermöglichen. Also bessere Sprachqualität beispielsweise.
Der Vorteil echter 5G-Telefonie wäre vor allem, dass man die 5G-Datenverbindung nicht aufgeben muss für den Switch auf 4G während eines Gespräches. Also wie damals der Fallback von 4G auf 3G während dem Telefonieren. Die Einführung ist bereits 2023 gestartet. Vorreiter ist hier Vodafone, in dessen Netz mit einem Samsung S23 in einigen Städten schon VoNR funktioniert. Im Sommer 2021 hat die Telekom erstmals im Labor erfolgreich den weltweit ersten 5G-Call durchgeführt. Bis zur Praxis bzw. der flächendeckenden Verfügbarkeit, ist es aber noch ein langer Weg!
OTT VoiP: kostenlose Übermittlung von Sprachinhalten über das Datennetz des Mobilfunkproviders
GSMA: Hierbei handelt es sich um einen Interessens-Zusammenschluss mehrerer hundert Mobilfunkanbieter und Netzausrüster weltweit. Erarbeitung von netzwerkübergreifenden Standards für Mobilfunk.
IP Multimedia Subsystem (IMS): Hierunter versteht man ein rein IP-basiertes System im Telekommunikationsnetz, das Mobildienste aus unterschiedlichen Netzwerken standardisiert abwickelt. Hauptaufgabe ist die Schnittstelle von „Pre-4G“-Netzen, wie GSM zu IP-basierten Netzen, inklusive der Bereitstellung von VoLTE. Siehe auch hier bei Wiki.
RCS: Rich Communications Services: Dabei handelt es sich um zusätzliche Mehrwertdienste für den Mobilfunkkunden zur Kommunikation, basierend auf IMS. Beispielsweise Videotelefonie am Smartphone, gleichzeitiges Teilen von Daten während man telefoniert und verbesserte Instant-Messenging/Chat Funktion. Aber auch die Übermittlung der eigenen Position an ausgesuchte Kontakte ist möglich.
Eigentlich war eine Einführung in Deutschland schon eher geplant. Ende 2013 zeigt sich O2 recht zuversichtlich, Voice over LTE bald einführen zu können. Bereits im Mai desselben Jahres, gingen die Pläne von einem Start noch vor dem Jahr 2014 aus. Diese waren wohl etwas zu optimistisch. Immerhin: In Berlin und München beispielsweise, hatte O2 Mitte 2014 VoLTE schon freigeschaltet, konnte aber von Endkunden noch nicht genutzt werden und war lediglich für die Netz-Ingenieure zugängig.
Die Verzögerung lag aber nicht in einer zu langsamen Umstellung begründet. Die Anbieter wollen absolut sicher sein, dass die Technik auch zuverlässig arbeitet und testeten den Einsatz von VoLTE intensiv. Ein ganz essentieller Hauptgrund war aber weit trivialer: Es mangelte bis 2015 schlicht noch an ausreichend Endgeräten, welche kompatibel sind. Bis die Telekom nachzog, dauerte es bis 2016. Also satte 5 Jahre nach der Einführung von LTE als Datenstandard in Deutschland.
Im Jahr 2019 zogen wir ein Zwischenfazit zum Ausbaustand und führend je ein Interview mit den Netzbetreibern zum Thema Voice over LTE:
> Interview zu VoLTE mit O2
> Interview zu VoLTE mit der Deutschen Telekom
> Interview zu VoLTE mit Vodafone
Die endgültige Etablierung erfolgte aber erst 2021 mit der Abschaltung von 3G. Seither bieten praktisch alle Anbieter 4G-Telefonie von Haus aus.
[2] Samsung Whitepaper "The Smart VoLTE Solution" (nicht mehr zugänglich)
[3] Qualcomm Whitepaper 2012 „Volte und SRVCC“