Erst mal ein gesundes Neues
Nach langem Lesen will ich dann auch mal
meine Meinung zu den Fragen schreiben:
1. Warum wurde LTE via Funk eingeführt?
Wie oft geschrieben, sollte die weiße Karte bunter gemacht werden. Mit Versteigerung der Frequenzen konnten an den Verkauf auch Bedingungen geknüpft werden, die die Provider dazu zwangen erstmal das weite Land zu versorgen. Warum man die Provider dazu zwingen muss ist auch klar: Städte mit hoher Besiedelungsdichte und meist schon sehr guter Infrastruktur sind einfach rentabler als das kleine Kuhdorf mit seinen 4 Häusern und 10 Einwohnern. Ums "Internet" ins Ländliche zu bringen muss erst mal für teuer Geld gegraben werden (den ganzen Behördenkram jetzt mal gar nicht berücksichtigt), Richtfunkstrecken kosten laufend Geld (z.B. Lizenz für die Frequenz) und die Datenraten sind bei Weitem nicht so toll.
2. Warum soll die Geschwindigkeit gedrosselt werden?
Die Geschwindigkeit muss meiner Meinung nach gedrosselt werden. Wenn man sich die Posts hier im Board durchliest, sieht man auch den Grund. Viele sind überrascht, wie schnell doch das Inklusivvolumen aufgebracht ist. Nun wird einem plötzlich bewusst, was "einfache" Softwareupdates oder Neuinstallationen an Traffic verursachen und dann hat man noch nicht mal gesurft oder gestreamt (da hat man vorher gar nicht drüber nachgedacht).
Würden nun alle User in einer überbuchten Zelle ohne dieses Bewusstsein ein ganz normales "Internetverhalten" an den Tag legen (HD-Streams laufen lassen, Software zum Testen mal schnell runter laden, nebenher noch die Musiksammlung erweitern (Programme zum Mitschneiden von Audiostreams laufen lassen), Virenscanner updaten sich regelmäßig, jedes moderne Fernsehgerät verlangt regelmäßig nach neuer Software, usw.), wäre am Wochenende und abends ganz schnell Ende mit dem schnellen Internet. Jeder Sektor hat nur eine (durch Physik und Modulationsart) begrenzte Datenrate zur Verfügung, daran gibt es nichts zu rütteln.
Die Drossel sehe ich persönlich als Erziehungsmaßnahme, weil die 384 kbit/s einfach zu sehr weh tun. Ich teile mir, soweit es mir möglich ist, meine Downloads ein, überlege mir, ob ich das Video aus von der süßen Katze aus Youtube jetzt wirklich in HD sehen muss ;-) . Alles, was ich gerade aufgezählt habe, soll bitte nicht als Vorwurf zu verstehen sein, sondern ist einfach Tatsache. Ich nehme mich von diesem Verhalten auf keinen Fall aus. Müsste ich mich nicht um mein Volumen scheren, käme ich im Monat mit Sicherheit auch auf meine 100 Gigabyte ohne überhaupt nur mit der Wimper zu zucken, aber so komme ich halt mit meinen 15GB aus.
Bevor ich jetzt Schläge bekomme, ich bin absolut kein Fan der Drossel und schon gar nicht, wie sie umgesetzt wird. Dieses DSL Light (384 kbit/s) ist nicht mehr zeitgemäß. Und selbst bei einer ordentlich überbuchten Zelle sollte am Ende ein 2000er stehen bleiben). Hier steht ganz klar die Gewinnabsicht durch die Zubuchmöglichkeit im Vordergrund (aus Protest habe ich und werde auch nie Volumen (zu den aktuellen Preisen) dazu kaufen). Hier sehe ich die Provider in der Pflicht. Der Politik möchte ich hier eigentlich gar keinen Vorwurf machen, denn was vor 5 Jahren schnell war, ist heute vielleicht schon nicht mehr tragbar, also macht es in meinen Augen auch keinen Sinn, den Providern im Vertrag eine Mindestgeschwindigkeit vorzuschreiben, denn diese müsste ja mit der Entwicklung der Technik dynamisch angepasst werden. Ich denke, es kommt rüber, was ich sagen will: Wenn eine Landstrasse aufgrund ihrer Beschaffenheit nur eine bestimmte Verkehrsdichte und Höchstgeschwindigkeit zulässt, dann hilft auch keine Demo gegen diese Begrenzung. Einzig was hier hilft, ist der Ausbau. Der Ausbau kostet unter Umständen richtig Geld. Tja, wer soll denn Ausbau nun zahlen?
Ich? Bestimmt nicht, dafür verdiene ich zu wenig (egal wie viel ich verdiene). Ich mag ja alles billiger haben und nicht teurer.
Der Provider? Nö, wieso? Passt doch alles, wir sind doch in den schwarzen Zahlen. Warum um Himmels Willen sollen wir Millionen im Erdbau versenken, von denen wir nur einen Bruchteil zurück bekommen?
Bund und Länder? Subventionen gab es schon und gibt es immer noch, aber die kommen schlussendlich auch nur vom Bürger.
3. Ist die Drosselung mit der Zukunft des Internets überhaupt vereinbar?
Nein, in dieser Form nicht. Aber diese Diskussion werden wir immer führen. Was wäre ich zu Modemzeiten über diese 384 kbit/s glücklich gewesen, dazu noch eine Flatrate (keine Abrechnung im Minutentakt, bei Kanalbündelung noch zum doppelten Preis nur um 128 kbit/s zu haben). Wahrscheinlich sagen wir in 30 Jahren: 50 mbit/s, was will ich mit dem Schneckentempo.
Mein
ganz persönliches Fazit zu LTE:
Bis auf die Drosselgeschwindigkeit bin ich absolut zufrieden mit diesem Produkt. Im Gegenteil, es hätte nichts Besseres passieren können. Das T (oder auch jeder andere Provider) hat in unserer ländlichen Region aus oben genannten Gründen kein Interesse an einem Ausbau, somit hätte ich auch heute noch DSL Light.
Was habe ich jetzt? Meistens das ganze Monat einen sauschnellen Zugang zum Internet, zu einem echt DSL-Konkurrenzfähigen Preis. Das Surfen macht Spaß und ein Download ist auch mal schnell auf der Platte. Falle ich am Ende des Abrechnungszeitraums doch mal in die Geschwindigkeitsbegrenzung, gehe ich mit meiner Frau Richtung Couch und mach die Glotze an oder freue mich draußen über die Natur. Wie gesagt, mein persönliches Fazit. Ich bin beruflich auf einen schnellen Anschluss zu Hause nicht angewiesen.
Da die großen Provider wenig Interesse am ländlichen Ausbau haben, bleibt nur die Hoffnung auf die Kleinen, die dann eben mit der Gemeinde oder Stadt die Schaufel in die Hand nehmen und einen Anschluss realisieren, aber dann auch meist zu einem höheren Anschlusspreis als die großen Mitbewerber.
Die Forderung, dass Leerrohre beim Straßenbau gleich mit eingebracht werden, halte ich für überflüssig. Für mich ist eine Verlegung ebendieser eine absolute Verständlichkeit und ich halte es schon fast für grob fahrlässig dies nicht zu tun. Unsere Stadtwerke machen das so, und somit kann Straßenzug für Straßenzug irgendwann mit FFTH versorgt werden, aber das ist eben ein Prozess über Jahre.
Und wie sich der Bedarf an Bandbreite entwickelt hat, werden sich auch die Technik und die dazu gehörigen Standards entwickeln. Wer weiß, was LTE in ein paar Jahren so an Geschwindigkeiten erreichen kann?
Für alle, die jetzt schäumen: In meinem Beitrag finden sich Ironie und überspitzte Formulierungen, bevor jetzt losgeschimpft wird, vielleicht nochmal drüber lesen ;-)
Viele Grüße