„48,2 Prozent der Haushalte verfügen mittlerweile über einen Internetanschluss von 50 Mbit/s“, Interview mit Tim Brauckmüller vom Breitbandbüro


10.03.2012; Hannover
Tim Brauckmüller, BBB

Tim Brauckmüller, BBB



Das Breitbandbüro des Bundes ist seit dem 1. Dezember 2010 aktiv und hat die Aufgabe, die Breitbandstrategie des Bundes zu unterstützen. Dieser hat sich mit seiner Breitbandstrategie ehrgeizige Ziele auf die Fahnen geschrieben. Wie der Ausbau voran geht und wo es noch Probleme gibt, hat uns Tim Brauckmüller, der Geschäftsführer des Breitbandbüros, erklärt.

LTE-Anbieter.info: Herr Brauckmüller, zunächst vielen Dank für dieses Interview. Zur Sache: Welche Aufgabe hat das Breitbandbüro des Bundes?

T. Brauckmüller: Das Breitbandbüro des Bundes (BBB) hat die Aufgabe, die verschiedenen Akteure, Branchenverbände und Kommunen, aber natürlich auch die Länder miteinander zu vernetzen, Aufklärungsarbeit zu leisten und Informationen entsprechend qualifiziert zu verbreiten.

LTE-Anbieter.info: Wie zufrieden sind Sie mit dem bisherigen Breitbandausbau in Deutschland?
T. Brauckmüller: Wir haben wesentliche Fortschritte gemacht. Man kann guten Gewissens sagen, dass das erste Ziel der Bundesregierung, die weißen Flecken zu tilgen, jetzt größtenteils erreicht ist. Am zweiten Ziel, bis 2014 dreiviertel aller Haushalte mit einer Bandbreite von 50 Mbit/s zu versorgen, arbeiten wir intensiv. Die neuen Zahlen sind gerade veröffentlicht worden: 48,2 Prozent der Haushalte verfügen mittlerweile über einen Internetanschluss von 50 Mbit/s. Das ist schon sehr gut, allerdings haben wir noch einiges zu tun.


LTE-Anbieter.info: Ist es realistisch, dieses zweite Ziel bis 2014 zu erreichen?

T. Brauckmüller: Das wird sich zeigen. Es liegt in erster Linie auch daran, wie schnell sich der Markt bewegt.


LTE-Anbieter.info: Stichwort LTE. Bereits in zehn Bundesländern haben die Mobilfunkanbieter ihre Versorgungsverpflichtung für LTE erfüllt. Das schließt allerdings nur 90 Prozent der Städte unter 5.000 Einwohnern ein. Was ist mit den restlichen Gemeinden?

T. Brauckmüller: Grundsätzlich muss LTE keine 100prozentige Versorgung gewährleisten, da es ja noch andere Technologien gibt! Wir gehen davon aus, dass „getrieben durch den Markt“ diese Gebiete auch bald mit dem breitbandigen Mobilfunk abgedeckt werden. Die Mobilfunkanbieter haben jedoch wiederholt angekündigt, den Breitbandausbau mit LTE in der Fläche über die Versorgungsauflagen hinaus voranzutreiben. Wie schnell, das liegt schlicht und ergreifend an der Wirtschaftlichkeit der einzelnen Produkte. In Zusammenarbeit mit den Ländern wurden weitreichende Beratungsangebote für Kommunen geschaffen, um auf die individuellen Problemlagen zu reagieren.


LTE-Anbieter.info: Das Problem sind doch vor allem ländliche Gebiete, in denen ein Ausbau unwirtschaftlich wäre. Wie sollen hier Anreize geschaffen werden, um den Breitbandausbau zu fördern?

T. Brauckmüller: Es gibt weitreichende Förderprogramme, die jetzt auch in allen Ländern stattgefunden haben. Dazu gehört natürlich auch, dass die Region und die Kommunen beteiligt sind. Selbstverständlich gibt es neue Finanzierungskonzepte und neue Anreizmodelle, die wir versuchen konsequent in die Fläche zu tragen. Letztendlich ist es aber entscheidend, dass die lokalen Akteure mit dem Land und dem Bund Hand in Hand zusammenarbeiten.


LTE-Anbieter.info: Sie sprechen von neuen Finanzierungsmodellen und Anreizen, welche sind hier vorgesehen? Wie soll diese Hand in Hand Arbeit genau aussehen?

T. Brauckmüller: Neue Finanzierungsmodelle sind z.B. zinsgünstige Kredite oder Darlehen. Kooperationsmodelle, z.B. öffentliche private Partnerschaften, z.B. die Bildung von Genossenschaften oder Zweckverbänden. Wir stehen bei der konkreten Vermittlung von Informationen hierzu immer gern bereit.


LTE-Anbieter.info: Ist es Ziel der Bundesregierung, auch den letzten Bauernhof an das Breitbandinternet anzubinden, auch wenn es unwirtschaftlich ist? Schließlich gibt es hier auch einen Telefonanschluss.

T. Brauckmüller: Das „Ziel 2“ der Breitbandstrategie ist es, 75 Prozent der Haushalte mit 50 MBit/s bis 2014 zu erschließen und den Rest möglichst bald danach. Dies spricht für sich! Ich kann ergänzen, dass dies in vertrauensvoller Zusammenarbeit mit den Ländern und Regionen und unter Berücksichtigung derer Entwicklungspläne geschieht.


LTE-Anbieter.info: Die Versorgung mit VDSL und LTE ist der erste Schritt, doch die optimale Lösung wäre doch, wenn jeder einen Glasfaseranschluss hätte, der bis in die Wohnung reicht (FTTH). Bisher besitzen jedoch noch nicht einmal ein Prozent aller Haushalte in Deutschland einen solchen Anschluss. Denkt das Bundeswirtschaftsministerium darüber nach, den Glasfaserausbau stärker zu fördern?

T. Brauckmüller: In der Breitbandstrategie ist auch die Technologieneutralität formuliert. Dies nicht ohne Grund, da in einigen Bereichen durch einen Technologiemix oder durch sog. „Alternativtechnologien“ schnell breitbandige Anschlüsse geschaffen werden können.


LTE-Anbieter.info: Das wissenschaftliche Institut für Infrastruktur und Kommunikationsdienste hat berechnet, dass der bundesweite Glasfaser-Ausbau etwa 80 Milliarden Euro kosten würde. Eine stolze Summe. Ist es denkbar, dass der Bund hier weitere Fördergelder zuschießt? Wenn ja, in welcher Größenordnung?

T. Brauckmüller: Diese Zahlen sind lediglich eine grobe Abschätzung und beinhalten weder die bereits bestehende Versorgung, den Energiewendeprozess noch die regionale Planung. Es ist unzweifelhaft so, dass sich der Bund seiner Verantwortung nicht entziehen wird. Aber das Thema ist letztendlich nicht, ob der Bund etwas fördern wird, sondern ob mithilfe dieser Förderung ein Netz wirtschaftlich betrieben werden kann! Ein jeder sollte Steuergelder sparsam und effizient einsetzen. Zunächst aber muss die Nutzung von Synergien erhöht werden, denn durch die Nutzung verschiedener Infrastrukturen können die Ausbaukosten maßgeblich reduziert werden.


LTE-Anbieter.info: : Wenn 2014 das zweite Ziel der Breitbandstrategie erreicht ist, welches langfristige Ziel haben sie sich für die Zeit danach gesetzt?

T. Brauckmüller: Wir müssen natürlich sehen, mit welchen Mitteln wir genau jetzt das Ziel angehen und 2014 erreichen. Danach sollen möglichst schnell die 100 Prozent erreicht werden. Vielleicht geht das nicht mehr ohne öffentliche Einflussnahme, also wenn sie so wollen ohne Fördermittel; das wird sich dann aber recht schnell zeigen.


LTE-Anbieter.info: Vielen Dank Herr Brauckmüller für das sehr aufschlußreiche Gespräch!

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Bildquelle: Portraitbild: Tim Brauckmüller - © mit freundlicher Genehmigung von Tim Brauckmüller;



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