Long Term Evolution (LTE) bietet bekanntlich hervorragende Leistungseigenschaften zum Übertragen von Daten. Stationäre und mobile Internetzugänge stellen mit 50-500 MBit/s viele festnetzbasierte Breitbandzugänge in den Schatten. Doch wie steht es eigentlich um die Telefonie? Eignet sich LTE zum Telefonieren? Welche Einsatzmöglichkeiten bieten sich und wo gibt es noch Probleme? Diesen und weiteren Fragestellungen, wollen wir im Folgenden nachgehen.
Nachteile: Da sowohl Sprach- als auch Internetdienste über den LTE-Anschluss laufen, fallen bei Netzstörungen beide aus. Hier waren alte Festnetzlösungen, durch die Trennung von Telefon und Internet, im Vorteil.
In der Anfangszeit von 4G war die Nutzung von VOIP tatsächlich meist in den AGB ausgeschlossen. Mittlerweile haben Dt. Telekom und Vodafone den VOIP-Passus jedoch revidiert. Vodafones GigaCube unterstützt zwar offiziell keine Telefonie, dennoch lässt sich diese mit etwas Know How einrichten. Innerhalb der Telekom-AGB konnten wir seit 2016 keinen Ausschluss mehr entdecken. Und zwar weder bei Smartphone-, Daten-, oder Heim-Tarifen - also MagentaZuhause mit Hybrid. Gleiches gilt für O2, Vodafone und congstar.
Die Nutzung eines externen Telefonieanbieters via SIP, ist auch für LTE-Kunden problemlos möglich. Obgleich teils etwas umständlich und ggf. mit Zusatzkosten verbunden. Zum einen unterstützt die von den 4G-Anbietern mitgelieferte Hardware von Hause aus teilweise keine externen SIP-Anbieter. In diesem Fall es lassen sich bei den Geräten (z.B. VF GigaCube oder Speedbox) keine Zugangsdaten, wie die URL des SIP Servers hinterlegen. Oder es fehlen die nötigen Anschlüsse gänzlich.
Grafik: sipgate.de
a) Schließen Sie ein spezielles Netzwerk-Telefon (z.B. von Grandstream) an den LTE-Router via RJ45. Ihr bisheriges Telefon (RJ11) benötigen Sie dann nicht mehr.
b) Verbinden Sie einen zweiten Router (z.B. eine Fritz!Box) oder einen Netzwerk/TAE Adapter (z.B. von Grandstream) mit dem LTE-Router. Der zweite fungiert dann sozusagen als Telefonanlage und der erste nur für den Internetzugang.
c) Ersetzen Sie den bisherigen LTE-Router durch eine Fritz!Box aus der LTE-Reihe. Also eine FB 6820 6850 oder 6890. Hier können die Zugangsdaten und Serverangaben direkt hinterlegt werden.
d) Nutzen Sie den Computer mittels eines Headsets und Software als Telefon. Dabei werden die Zugangsdaten, Ports, Server usw. in der Software eingegeben.
e) Richten Sie per App (z.B. Zoiper) einen SIP-Account am Smartphone ein und verbinden sich per WLAN mit dem LTE-Router.
Und so gehen Sie vor: Melden Sie sich erst einmal bei einem SIP-Anbieter (z.B. Fonial) an. Von diesem erhalten Sie dann Ihre Telefonnummer, Passwort, URL des SIP/RTP-Servers, sowie alle genutzten Ports (meistens Port 5060 für SIP und 5004 für RTP). Die Ports können aber von Anbieter zu Anbieter unterschiedlich sein. Die hier genannten dienen also nur als Beispiel.
Schließen Sie jetzt das Zusatzgerät (Netzwerktelefon, Adapter oder Router) am bisherigen LTE-Router an. Achten Sie bei diesen Geräten extra darauf, dass diese sich im selben Netzwerk befinden. Loggen Sie sich auf dem LTE-Router (und falls installiert, dem Zweit-Router) ein und überprüfen die Firewall. Falls notwendig, geben Sie die genannten Ports frei. Nun tragen wir in den Zusatzgeräten die Zugangsdaten und Server ein. Für detaillierte Einstellmöglichkeiten konsultieren Sie bitte das Handbuch. Exemplarisch haben wir das hier für Vodafones Gigacube und hier für congstar Homespot ausführlich erläutert.
Wie das Möglichkeiten-Schemata ganz oben zeigt, kommen am Smartphone zwei Optionen in Frage. Einmal Gespräche über VOIP-Apps wie Skype oder über den originären Mobilfunk-Telefonie-Netzdienst VoLTE. Die Abkürzung steht für Voice over LTE. Aber was steckt dahinter?
Prinzipiell können Smartphone-Nutzer mit LTE-Tarif (bzw. 5G) auch über diverse Apps mobil telefonieren. 4G und 5G eignen sich aufgrund der niedrigen Latenzzeiten und hohen Datenraten natürlich exzellent für VOIP. Der wohl populärste Dienst ist Skype, welcher etliche interessante Features bereithält. Bei Skype ist, neben herkömmlichen Telefonaten, nämlich auch Videotelefonie möglich. Des Weiteren sind Gespräche zwischen zwei Skypenutzern kostenlos. Erst wenn ein Festnetz- oder Mobilfunknetz angewählt wird, können Gebühren anfallen. » zur App
Aber auch der oben vorgestellte Anbieter Fonial lässt sich mobil per App nutzen. Immer populärer wird natürlich auch Videotelefonie über Messenger Apps wie Whatsapp, Facetime oder Telegram. Mit Livebildübertragung spielen 4G und 5G den Vorteil der hohen Datenrate richtig aus.
Screenshot: Skype App Playstore
Der Zweite wichtige Aspekt betrifft das Transfervolumen. Videotelefonie verbraucht pro Minute natürlich deutlich mehr Datenvolumen, als reines „skypen“. Da die meisten Smartphone-LTE-Tarife nur ein begrenztes Highspeed-Kontingent - z.B. 10 GB - bieten, sollte man diese mit Bedacht nutzen bzw. diesen Fakt im Hinterkopf behalten. Ausnahmen gibt es aber sehr wenige.
Es gibt noch eine weitere interessante Möglichkeit - eine Art Zwischending aus Mobilfunk und VOIP. VOIP-Spezialist Sipgate bietet mit seiner "Satellite App" SIM-Karten unabhängig eine Mobilfunknummer. Man benötigt weltweit nur eine Internetverbindung und kann am Handy telefonieren sowie angerufen werden unter der festen Mobilfunknummer. Mehr zum Angebot hier und in diesem Interview mit dem Anbieter.
Vor Voice over LTE war die Sprachqualität bei Gesprächen übers Handy eigentlich nie sonderlich gut. Zwar gab es im Laufe der Jahre Verbesserungen, doch mit der „Originalstimme“ hatte das Klangbild beim Gesprächspartner meist nicht viel gemein. Verbesserung versprach damals erstmals das sogenannte "HD-Voice". Als Verfahren kam hier das sogenannte AMR-W zum Einsatz – eine Abkürzung für Adaptive Multi Rate Wideband. Neben verbesserten Kompressionstechniken, resultiert die verbesserte Klangleistung primär aus einer Erweiterung des übertragenen Frequenzspektrums.
2011 hat die Deutsche Telekom hierzulande erstmals „HD-Voice“ eingeführt, welches eine deutlich klarere Qualität ermöglichte. Vodafone zog im Sommer 2013 ebenfalls nach. LTE-Kunden profitierten von vornherein. E-Plus hingegen startete fast ein Jahr später, nämlich erst im März 2014. 4G war übrigens keine zwingende Voraussetzung, wohl aber eine Datenanbindung - mindestens mit UMTS. Zwei Hörbeispiele im Vergleich, finden Sie hier in der Newsmeldung zum HD-Voice-Start von Vodafone. Seit der Abschaltung von 3G, gehören aber VoLTE und Vo5G klar die Zukunft.
Ein paar Jahre nach der Markeinführung von 5G, dem schnelleren Nachfolger von LTE, wurde erstmals 2023 auch das sogenannte Vo5G eingeführt. Wie schon bei VoLTE, kann dann auch das 5G-Netz für Telefonate und nicht nur Daten eingesetzt werden. Dafür müssen aber der Provider die technischen Voraussetzungen bieten und das Smartphone kompatibel sein. Bis zu einer ähnlichen Marktdurchdringung wie heute im Fall von VoLTE, dürfte es daher noch mindestens bis 2026 dauern schätzen wir. Für die Kunden bedeutet Voice over 5G vor allem ein geringerer Akkuverbrauch und höhere Sprachqualität.
> Interview zu VoLTE mit O2
> Interview zu VoLTE mit der Deutschen Telekom
> Interview zu VoLTE mit Vodafone