Prof. Dr.-Ing. Thomas Kürner
Prof. Thomas Kürner: Dort, wo es sich wirtschaftlich nicht rechnet, kabelgebundene Lösungen zu installieren, stellen Funklösungen eine vernünftige Alternative dar. Bei der Auswahl geeigneter Systeme sind drei Faktoren wichtig: Zum einen spielt die Trägerfrequenz für die Reichweite eine entscheidende Rolle. Mit kleineren Trägerfrequenzen lassen sich größere Reichweiten erzielen. Weiterhin ist die mit dem Funksystem erreichbare Datenrate wichtig und schließlich ist im Hinblick auf die Kosten sowohl für die Infrastruktur als auch für die Endgeräte eine möglichst weltweite Verbreitung wichtig. In allen drei Punkten bietet LTE in seiner Variante LTE 800 entscheidende Vorteile und ist nach meiner Einschätzung die richtige Technologie für ein flächendeckendes Breitbandinternet in Ergänzung zu kabelgebundenen Lösungen.
Prof. Thomas Kürner: Wie erste, beispielsweise in Skandinavien in Betrieb genommene Netze zeigen, sind Datenraten von einigen 10 Mbit/s durchaus realistisch. Greifen allerdings mehrere Nutzer auf die gleichen Ressourcen zu, müssen sich diese Teilnehmer die vorhandene Kapazität teilen, d. h. die Datenrate pro Nutzer sinkt. Dieser Effekt tritt jedoch auch bei jedem anderen Mobilfunksystem auf.
Prof. Thomas Kürner: Da LTE 800 und DVB-T in benachbarten Frequenzbändern betrieben werden, können so genannte Nachbarkanalstörungen prinzipiell nicht ausgeschlossen werden. Diese Störungen lassen sich jedoch durch den Einbau geeigneter Filter bzw. durch geeignete Maßnahmen in der Netzplanung reduzieren oder sogar ganz vermeiden.
Prof. Thomas Kürner: Drahtlose Mikrofone wurden in den Frequenzlücken der Fernsehkanäle im jetzt vom Mobilfunk genutzten Band der Digitalen Dividende betrieben. Diese Frequenzlücken sind bei LTE nicht mehr vorhanden, so dass hier durchaus mit Störungen zu rechnen ist. Für den Betrieb drahtloser Mikrofone hat die Bundesnetzagentur daher einen anderen Frequenzbereich zugewiesen.
Prof. Thomas Kürner: Die Störeffekte sind – soweit sie überhaupt auftreten – in ländlichen wie in urbanen Gebieten dieselben. Alle oben beschriebenen potentiellen Störungen beziehen sich jedoch ausschließlich auf das Band bei 800 MHz. Ein Großteil der im vergangenen Jahr versteigerten und überwiegend für LTE vorgesehenen Frequenzen befindet sich in Frequenzbändern, in denen überhaupt keine Störungen anderer Funkdienste zu erwarten sind.
Prof. Thomas Kürner: Die Entfernung zur Basisstation ist – mit Ausnahme für die Problematik der drahtlosen Mikrofone – eher nicht das kritische Szenario und spielt eher eine ungeordnete Rolle. Wesentlich kritischer sind möglicherweise Mobiltelefone, die ja auch senden und sich beispielsweise einige wenige Meter von einem schlecht geschirmten Fernsehkabel befinden können.
Prof. Thomas Kürner: Der Einbau von Filtern bzw. die Verwendung von Kabel mit vernünftiger Schirmung sind sicherlich geeignete Möglichkeiten.
Prof. Thomas Kürner: Nach meiner Wahrnehmung sind die Mobilfunkunternehmer selber in dieser Frage sehr stark an Lösungen der Problematik interessiert, an denen sie im Hintergrund arbeiten. Die Fernsehkunden sind schließlich in der Regel gleichzeitig auch ihre eigenen Mobilfunkkunden.
Prof. Thomas Kürner: Vergleichbar mit der Weiterentwicklung und Verbesserung der Leistungsfähigkeit von GSM durch GPRS oder EDGE bzw. von UMTS durch HSPA, stellt LTE-Advanced eine konsequente Weiterentwicklung von LTE dar.
Prof. Thomas Kürner: Die oben diskutierten Störeffekte beziehen sich nicht auf das System selbst, sondern auf das verwendete Frequenzband und haben daher weniger mit LTE selbst zu tun.