„Seit Anfang März laufen die ersten LTE-Feldtests“ - Interview mit Dirk Poppen, Leiter Technology Strategie der E-Plus Gruppe


11.03.2011; Leipzig
Dirk Poppen - E-Plus Gruppe

Dirk Poppen


Bei der Versteigerung der LTE-Frequenzen im Frühjahr 2010 war die E-Plus Gruppe als scheinbarer Verlierer hervorgegangen. Das Unternehmen konnte sich keine Frequenzen im Bereich der Digitalen Dividende sichern, sondern lediglich acht Blöcke im Bereich 1,8/ 2,1 und 2,6 Ghz. Infolge der Versteigerung äußerte E-Plus wechselnde Vorhaben.

Erst hieß es, die Kunden wollen kein LTE und man wolle lieber das HSPA/ HSPA+ Netz aufbauen. Im Herbst hat der Mobilfunkanbieter dann eine Freigabe der 900-Megahertz-Frequenzen bei der Bundesnetzagentur beantragt, um sie für den LTE-Ausbau zu nutzen. Jetzt hat der Mobilfunkanbieter erste LTE-Feldtests auf Basis seiner erworbenen Frequenzen gestartet. Eine stringente Marschrichtung war bisher nicht zu erkennen. Wir wollten wissen, welches Ziel die E-Plus Gruppe tatsächlich verfolgt und haben mit Dirk Poppen, dem Leiter der Abteilung Technology Strategie, über die Pläne beim LTE-Ausbau gesprochen .

LTE-Anbieter.info: Herr Poppen, vorab vielen Dank für das Interview. Zum Thema: Wie weit ist E-Plus mit dem Ausbau seiner HSPA und HSDPA+-Netze bisher voran geschritten?

Dirk Poppen: Die E-Plus Gruppe hat Mitte letzten Jahres den Ausbau und die Ausrüstung ihres Datennetzes mit HSDPA und vor allem HSPA+ massiv ausgeweitet und setzt den intensiven Roll-Out 2011 sogar noch beschleunigt fort. Inzwischen bieten rund 80 Prozent des Datennetzes von E-Plus Geschwindigkeiten von 3,6 Mbit/s bis 7,2 MBit/s. In vielen Regionen ist das Netz bereits mit HSPA+ für Geschwindigkeiten bis 21,6 MBit/s ausgerüstet. Wöchentlich kommen neuen Sendestationen dazu.

Die E-Plus Gruppe baut kein Datennetz für irgendeinen technologischen Wettlauf, sondern das beste Netz für die mobile Datenkommunikation von Kunden der Marken und der Partner. Deshalb geht der Ausbau mit HSPA+, ausgehend von den Ballungszentren, zunehmend in die Fläche. Ein prominentes Beispiel ist der Raum Garmisch-Partenkirchen. Pünktlich zum Start der Ski-WM im Februar 2011 hat E-Plus dort ein Datennetz der 4. Generation in Betrieb genommen, das Geschwindigkeiten bis zu 21,6 MBit/s bietet. Nach den bisherigen Auswertungen wurden dort auch in der Praxis sehr hohe Datenraten von den Kunden erreicht.

LTE-Anbieter.info: Sie haben Ende des vergangenen Jahres eine Freigabe der 900-Megahertz-Frequenzen bei der Bundesnetzagentur beantragt. Wie lauten ihre Pläne für die Nutzung der Frequenzen?

Dirk Poppen: Inzwischen hat die Bundesnetzagentur die Freigabe zur beschränkten Nutzung für drei ausgewählte Regionen in Mecklenburg-Vorpommern und Rheinland-Pfalz erteilt. Der Roll-out läuft, die ersten Sendestationen sind bereits ‚on Air’ und durch unsere Kunden nutzbar. Auf passende Endgeräte brauchen diese Kunden nicht zu warten. Sie können mit den meisten üblichen UMTS-/HSPA-fähigen Mobiltelefonen oder auch Datensticks sofort loslegen und das mobile Internet als Datenautobahn nutzen.

Damit das volle Potenzial dieses Frequenzbereichs für unsere Kunden gehoben werden kann, muss es allerdings konsequenterweise zu einer längst überfälligen, gerechten Umverteilung des gesamten 900 MHz-Spektrums unter den Netzbetreibern kommen. Heute verfügen die D-Netze über deutlich mehr 900 MHz Spektrum als die E-Netze. Solange dies so bleibt, ist es für die E-Plus Gruppe schwer, kurzfristig UMTS 900 deutschlandweit anzubieten.


LTE-Anbieter.info: Bei der Frequenzauktion im Mai hat E-Plus LTE-Frequenzen im Bereich 1,8 sowie 2,1 und 2,6 Ghz ersteigert. Was soll mit diesen Frequenzen geschehen?
Dirk Poppen: Praktisch hat die E-Plus Gruppe ihr Spektrum sogar verdoppelt. Alle diese Spektren sind LTE-geeignet. Bei E-Plus wird daher zur Zeit untersucht, in welchen Frequenzbändern LTE zuerst kommerziell eingeführt werden soll. Das Unternehmen schaut sich diese Technologie genau an, sowohl LTE FDD wie auch den Standard LTE TDD. Seit Anfang März laufen die ersten LTE-Feldtests, die in der Tat parallel mit allen Frequenzen bei 1,8 GHz, 2,1 GHz und 2,6 GHz erfolgen werden. Zusätzlich arbeitet die E-Plus Gruppe auch als Mitbegründer des Verbandes Next Generation Mobile Networks (NGMN) und Unterstützer der TD-LTE Initiative (GTI) aktiv an der Weiterentwicklung des Standards LTE mit. Mit all diesen Initiativen schafft sich E-Plus die geeignete Basis, hinsichtlich des Roll-Outs von LTE, die richtigen Entscheidungen für seine Kunden zu treffen.


Wichtig ist dazu natürlich die Planung des dazu notwendigen LTE Netzausbaus bzw. -umbaus. Noch wichtiger ist aber die Verfügbarkeit und Auswahl von Mobiltelefonen oder Datensticks im Markt. Ohne passende Endgeräte nützt das beste Netz nichts. Für HSPA+ ist heute eine große Vielfalt an Smartphones und Datenmodems zu attraktiven Preisen verfügbar. Bis es eine solche Vielfalt an LTE-Endgeräten gibt, wird es noch länger dauern. Außerdem bietet HSPA+ heute Geschwindigkeiten, die deutlich oberhalb dessen liegen, was LTE in der Frühphase bieten wird. Es kommt beim Einschalten von LTE also auf den richtigen Zeitpunkt an.

LTE-Anbieter.info: Noch vor einigen Monaten hat E-Plus erklärt, dass die Kunden kein LTE wollen und man deshalb lieber das HSDPA+ Netz ausbaut. Jetzt beginnen sie mit dem Ausbau von LTE-Standorten. Woher der Sinneswandel?

Dirk Poppen: Es liegt hier kein Sinneswandel vor, wahrscheinlich eher ein Missverständnis. Im Mittelpunkt der Aufrüstung und des Ausbaus des Datennetzes, wird dieses und nächstes Jahr ganz klar der Standard HSPA+ stehen. UMTS/HSPA ist für unsere Kunden zur Zeit und in nächster Zukunft die beste Option, wenn es um schnelle Datenübertragung und gute Verbindungsqualität zu besten Preisen geht. Gleichzeitig bereitet sich das Unternehmen mit Feldtests auf die Einführung von LTE ins E-Plus Netz vor. Die kommerzielle Einführung von LTE in unserem Netz der 4. Generation wird im Wesentlichen von der Verfügbarkeit von LTE-Smartphones in massenmarktfähigen Mengen und zu massenmarktfähigen Preisen abhängen, die E-Plus wie viele Experten kaum vor 2013 erwartet.


LTE-Anbieter.info: Welche Bedeutung hat das mobile Internet für den Netzbetreiber E-Plus?

Dirk Poppen: Mobiles Internet ist ein Kernthema der Aktivitäten des Unternehmens. Das mobile Internet ist ein dynamischer Wachstumsmarkt und somit einer der Schwerpunkte für den weiteren wirtschaftlichen Erfolgskurs. Die E-Plus Gruppe hat sich uns auf die Fahnen geschrieben, über die Angebote ihrer Marken und Partner das mobile Internet für alle zu öffnen. Bei den Datenprodukten hat das Unternehmen entsprechend mit Flatrates über alle Marken sowie der einzigartigen Kombination von Smartphone und Datentarif (Internet Flat inklusive) unter der Marke BASE Zeichen gesetzt. 31 Prozent der durchschnittlichen Kundenumsätze kommen inzwischen aus Diensten abseits der Gesprächsumsätze.


LTE-Anbieter.info: Im Onlineportal Golem wurde E-Plus Sprecher Guido Heitmann wie folgt zitiert: „Wir bauen jetzt HSPA+ und wenn wir irgendwann Lust haben, drücken wir auf den Knopf und haben dann eine LTE-Station.“ Wie ist diese Aussage zu verstehen?

Dirk Poppen: E-Plus setzt beim Ausbau seines Datennetzes auf die modernste Funktechnik, da das Unternehmen die erst seit kurzem verfügbare, neueste Technologie einkauft. Die neuen Sendestationen nutzen flexible Netzelemente, die beide Technologien, also HSPA+ und LTE unterstützen können. Das heißt, die neuen Sendestationen werden zunächst für HSPA+ eingesetzt, können aber sehr einfach auf LTE umgeschaltet oder erweitert werden.

Wenn die Entscheidung für ein Roll-Out von LTE im Netz der E-Plus Gruppe fällt, lassen sich diese im Wesentlichen per Software umschalten bzw. einstellen. Das bringt den Vorteil mit sich, dass die Umrüstung auf LTE zum richtigen Zeitpunkt schnell und einfach erfolgen kann.


LTE-Anbieter.info: Eine Frage zum Abschluss: Welche Strategie fährt E-Plus im Hinblick auf mobile Internetdienste? Welche Technologie soll den Kunden langfristig betrachtet, mobiles Breitbandinternet ermöglichen?

Dirk Poppen: Wie viele Experten geht auch die E-Plus Gruppe davon aus, dass HSPA+ mittelfristig das ‚Arbeitspferd’ in den Datennetzen bleiben wird. Die UMTS/HSPA+ Netze sind bereits großflächig ausgerollt und liefern noch für einen längeren Zeitraum dieselben Datenraten wie LTE. Für den Massenmarkt sind das mehr als ausreichende Datenraten. Dafür spricht auch, dass bereits heute eine große Anzahl an UMTS/HSPA+ Smartphones und Datenmodems zu attraktiven Preisen im Markt verfügbar sind.

Die UMTS-Technologie kommt sogar erst jetzt mit dem wachsenden Datenmarkt zur vollen Blüte. Ähnlich wie bei der Einführung von UMTS im Jahr 2000, wird es noch einige Jahre dauern, bis LTE vergleichbar verfügbar sein wird. Bis dahin wird sich LTE parallel etablieren und beide Technologien werden Jahre parallel existieren. Entscheidend ist allein die Kundenperspektive. Den Kunden ist letztlich die Technologie egal, sie verlangen ganz praktisch nach schnellem Breitband und nicht nach irgendwelchen Buchstabenkombinationen.


LTE-Anbieter.info: Vielen Dank Herr Poppen für das interessante Interview.

Weiterführendes zum Thema

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Portrait-Bild: Dirk Poppen - © Dirk Poppen, E-Plus


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