Jan Wassmann: Das sind zunächst einmal die Produktgruppen, die einen einzigartigen Nutzen haben, wie z.B. Wearables. Hier steht vor allem das Thema Health und Fitness im Vordergrund. Die Leute haben ein enormes Interesse daran, Daten zu sammeln. Aber man muss die Connected Experience immer als Erweiterung sehen. Eine Waschmaschine wird immer eine Waschmaschine bleiben, sie muss in erster Linie gut Wäsche waschen. Gleichzeitig sehen wir, dass sich die Preise angleichen. In China gleicht sich der durchschnittliche Verkaufspreis von vernetzen Geräten denen ohne Smarte Funktion an. Es wird also ein Standard. Die Industrie muss eigentlich daran teilnehmen, denn wenn der Kunde eine neue Waschmaschine kauft, erwartet er, dass er sie mit dem Smartphone steuern kann.
Jan Wassmann: Es geht hauptsächlich um Convenience. Nehmen wir das Beispiel Smart Watches. Wir sagen immer, was dem Produkt fehlt, ist das es eigenständiger wird und sich schrittweise vom Smartphone ablöst. Das kann eine völlig neue Art der Convenience sein. Ich habe die Uhr immer dabei, muss sie nicht erst aus der Tasche holen, entsperren und so weiter. Das ganze Connected Thema ist getrieben von der Motivation, Dinge einfacher zu machen. Das ist aber auch genau die Herausforderung. Bei den vielen vernetzten Standards, soll es dem Endkunden trotzdem möglich sein, dass er alles selber einrichten und steuern kann.
Jan Wassmann: Einer der Gründe ist, dass der Markt gesättigt ist. Leute, die heute ein Smartphone kaufen, besitzen schon eins und kaufen dann höchstens eine neue Version. Das ist jetzt ein ähnliches Zeitalter wie bei den Computern. Wenn man ein Smartphone von 2007 mit einem von 2008 vergleicht, dann hatte sich die Funktionalität verdoppelt. Man konnte völlig neue Anwendungen nutzen. Wenn man ein Smartphone heute mit einem von vor ein paar Jahren vergleicht, sind die Unterschiede gering. Das Blatt könnte sich wieder wenden, wenn es irgendwann eine neue Technologie gibt, die einen komplett neuen Nutzen ermöglicht. Dadurch könnte wieder die Bereitschaft entstehen, ein neues Gerät zu kaufen, auch wenn das alte noch funktionsfähig ist.
Jan Wassmann: Im Vergleich zum letzten Jahr, ist der gesamte Wearable Markt in Europa um 72 Prozent gewachsen. Wir sind aktuell im ersten Halbjahr bei 5,5 Millionen Units und davon machen Smartwatches 31 Prozent aus. Wir haben also einen Trend innerhalb von Wearables zu Smartwatches. Das liegt vor allem am Health und Fitness Bereich. Die Leute kaufen einen Fitnesstracker, fühlen sich damit wohl und wollen dann ein Gerät haben, das noch mehr kann. Dann kaufen sie eine Smartwatch. Zu Beginn war es anders. Ich glaube, damals konnten die Smartwatches zu viel. Das hat die Nutzer überfordert. 2014 haben wir eine Studie zu dem Thema gemacht. Damals liefen auf der Smartwatch alle möglichen Apps, aber bei der Zeitanzeige hat es gehakt. Der Hauptzweck war also gar nicht erfüllt.
Man sollte immer von einem gewissen Basisnutzen ausgehen und den kann man dann erweitern. Das ist sinnvoller, als zu sagen, ich brauche jetzt ein Gerät, das alles kann. Interessant ist, das sich die Attachement Rate, also die Rate, auf wie viele Smartphones ein Wearable kommt, fast verdoppelt hat. Vergangenes Jahr lagen wir noch um die 4 bis 5 Prozent in Europa und dieses Jahr sind wir schon bei 10 Prozent.
Jan Wassmann: Es kommt immer darauf an, was man möchte. Wenn ich eine 360 Grad Kamera zu Hause installiere und möchte die im Stream live schauen, dann brauche ich natürlich Bandbreite. Aber wenn es darum geht, Sachen zu steuern, ist die momentane Infrastruktur denke ich ausreichend.
Jan Wassmann: Meine Prognose ist, ab einem bestimmten Zeitpunkt wird sich diese Entwicklung exponentiell beschleunigen. Ein Beispiel: Ein Kunde kauft sich eine neue Waschmaschine, die ein connected Feature hat. Er benutzt es aber nie. Und irgendwann merkt er, jetzt habe ich in allen Geräten diese vernetzte Funktion drin und dann kommt er auf den Geschmack. Das ist meine Vermutung. Wir werden hier wahrscheinlich eine viel langsamere Adaptionsrate sehen, als bei Smartphones. Smartphones waren auf einmal aus dem nichts da und haben einen unermesslichen Wert für jeden Einzelnen gehabt, dementsprechend hat jeder sofort ein Smartphone gekauft. Daher ist der Markt raketenhaft explodiert.