Pia Hettinger: Die ersten 5G-Antennen in Europa, die den zukünftigen Kommunikationsstandard vollständig unterstützen, senden seit Mai unter realen Bedingungen im Telekom-Netz in der Berliner City (wir berichteten). Je drei sind in der Leipziger Straße und der Winterfeldtstraße installiert und basieren komplett auf dem zukünftigen 5G-Standard für die Mobilfunkkomponente 5G New Radio (NR). Die Antennen werden Teil eines großen 5G-Testfelds im Herzen der Hauptstadt. Aktuell nutzen die Antennen das 3,7 GHz-Spektrum im Rahmen einer Testlizenz.
Das 3-GHz- Band gilt als eines der Startbänder für 5G. Basis für das 5G-Spektrum und weitere Planungen wird die Lizenz- und Frequenzvergabe der Bundesnetzagentur sein. Für das vorkommerzielle Szenario im Zentrum von Berlin wird die 5G-Technik in die Live-Netzinfrastruktur integriert, d.h. sie interagiert mit der 4G-Technologie der Telekom in Deutschland. Damit sind Verbindungen und Feldtests künftiger 5G-Services unter realen Bedingungen möglich.
Pia Hettinger: Aufgebaut wird kommerzielle 5G-Technik von Huawei. (Die Technik, die benutzte Software und die Terminals basieren auf den Standards der 3GPP [3rd Generation Partnership Project] für 5G New Radio in der Non-Standalone-Variante.) Die Mobilfunkkomponente von 5G wurde im Dezember 2017 standardisiert. 5G NR ist ideal geeignet, den Bedarf im mittleren Frequenzband unterhalb von 6 GHz für 5G-Anwendungen abzudecken. Kernmerkmale in diesem Bereich sind breite Abdeckung, Durchsatzgeschwindigkeiten im Multi-Gigabitbereich und niedrige Latenzen in der Größenordnung von wenigen Millisekunden.
Pia Hettinger: Mit den ersten 15 Antennen wurden in den letzten Monaten bereits die ersten Trials in einem definierten Umfeld erfolgreich durchgeführt. Dies liefert der Telekom schon heute wichtige Testergebnisse für die künftige 5G-Infrastruktur. Außerdem sammeln wir wertvolle Erfahrung beim Thema Aufbau von 5G-Antennen. Durch die neue Technologie werden Standorte „voller“, es gibt mehr Antennen und auch mehr Leistung der Antennen.
5G-Antenne in Berlin
Pia Hettinger: Um die Entwicklung neuer Anwendungen für 5G zu beschleunigen, hat die Telekom gemeinsam mit ihrem Inkubator hub:raum in Berlin das "5G Prototyping Programm" auf den Weg gebracht. Das Programm richtet sich an innovative Entwickler von Produkten, die sich die Netzleistung von 5G zunutze machen. Ihre Ideen können sie im Berliner 5G Cluster unter Live-Bedingungen testen. Im 5G Programm sind wir aktuell in der Scouting Phase und starten bald das Onboarding der Startup Partner. Wir haben derzeit etwa 10 (von 15) Partnern gescoutet. Unser Fokus liegt auf den Bereichen VR/AR, Virtual Gaming, Entertainment, Robotics und Future Mobility. Dabei geht es um konkrete Anwendungen, die hohe Bandbreiten und extrem geringe Latenzzeiten benötigen und deshalb auf 5G angewiesen sind.
Eines unserer Alleinstellungsmerkmale ist dabei, dass die Startups im hub:raum 5G Programm dann bereits heute mitten in Berlin als Pioniere das 5G-Netz der Stadt nutzen können. Darüber hinaus erhält jedes Startup einen Technologie- und Businessmentor. Erste Ergebnisse werden zu einem späteren Zeitpunkt bekannt gegeben. Hier können wir gerne im Laufe des Jahres einen Besuch im hub:raum planen.
Pia Hettinger: Zum Start der kommerziellen Einführung von 5G 2020 steht der urbane Raum im Vordergrund bzw. lokale und regionale Gebiete, in denen erste Anwendungen für 5G zum Einsatz kommen sollen. Der Grundstein für die kommerzielle 5G-Einführung in 2020 wird von der Telekom bereits heute gelegt: Die Modernisierung des bestehenden Mobilfunknetzes in Deutschland und die Investitionen in den Breitband-Ausbau machen die technische Infrastruktur bereits fit für den neuen Standard. LTE als 4. Mobilfunkgeneration wird durch 5G nicht abgelöst, sondern beide Standards werden parallel existieren und sich ergänzen.
Über 5G sollen sehr vielfältige Anwendungen laufen, die völlig unterschiedliche Anforderungen in Bezug auf Geschwindigkeit, Reaktionszeit, Sicherheit und Kapazität haben. Vor allem ist 5G die Voraussetzung für Echtzeitkommunikation: 5G verspricht stabile Reaktionszeiten (Latenz), wie sie beispielsweise von Industrierobotern oder im Flugbetrieb gefordert sind. 5G wird der Hebel für industrielle Anwendungen sein. Einige Anwendungen geben schon heute einen Vorgeschmack auf 5G: Beispielsweise die schmalbandige Funktechnologie (NarrowBand-IoT) mit der Sensoren etwa freie Parkplätze anzeigen. Mit 5G sollen solche Anwendungen deutlich ausgeweitet werden („massive IoT“).