Seit der Einführung von LTE vor 14 Jahren, lag der Hauptanwendungsschwerpunkt der Funktechnik auf der Versorgung von mobilen Endgeräten mit möglichst hohen Datenraten. Auch fungiert 4G nach wie vor als Breitband-Versorgungsalternative im ländlichen Raum. Darüber hinaus bietet heute die LTE-Telefonie (VoLTE) allen Nutzern eine deutlich bessere Sprachqualität.
Im industriellen Sektor kam LTE/4G Jahre lang nur in Form von Nischen-Lösungen zum Einsatz. Dabei war recht früh klar – 4G wird den Weg zum vielbeschworenen „Internet der Dinge“ ebnen und im Nachfolger "5G" Vollendung finden. Schon Mitte 2016 hatte das 3rd Generation Partnership Project (3GPP) die nötigen Grundlagen geebnet. Hier erfahren Sie alles zu den technischen Spezifikationen von Narrowband IoT (NB-IoT), den Zielen, Möglichkeiten und Anwendungen. Los geht’s!
Beim „normalen“ LTE geht es primär darum, möglichst hohe Datenmengen in kurzer Zeit zu übertragen und das mit möglichst hoher Reichweite. Wie der Name schon andeutet, geht man beim „NarrowBand“ genau den entgegengesetzten Weg. Für die Kommunikation zwischen einzelnen Sensoren und Maschinen (M2M) genügen in der Regel recht geringe Datenraten von unter 1 MBit völlig. Die benötigten Distanzen liegen meist im Bereich von einigen Metern bis hin zu Kilometern. Viel wichtiger in diesem Segment sind Zuverlässigkeit sowie möglichst kurze Latenzzeiten für eine Echtzeitkommunikation. NB-IoT nutzt sozusagen sehr abgespeckte LTE-Standards mit dem Ziel, möglichst effizient und stromsparend vernetzen zu können. Spezifiziert wurde NB-IoT im Sommer 2016 innerhalb des 3GPP Release 13. Letzteres ist daher Bestandteil von LTE Advanced Pro (4.5G).
Jahrelang wurde viel und gerne über das „Internet der Dinge“ fantasiert. Erst durch die nötige Standardisierung wurde der Weg frei für die Praxis. Mit federführend war hierzulande die Deutsche Telekom. Diese startete den NB-IoT-Rollout Anfang 2017 in acht Ländern. Zwei Jahre später waren es bereits alle 28 Länder der EU. 2020 wurde zudem das LTE-M (mehr dazu später) Netz aktiviert. Mitte 2021 war die Narrowband IoT Abdeckung im Vodafone- und Telekomnetz schon nahezu flächendeckend. Mehr dazu hier.
LTE CAT 1 | CAT 0 | CAT M1 | CAT M2 | NB-IoT | |
---|---|---|---|---|---|
3GPP Release [info] | Release 8 | Release 12 | Release 13 | Release 14 | Release 13 |
Downlink Spitzenwert | 10 MBit/s | 1 MBit/s | << 1 MBit/s | 4 MBit/s | 150 KBit/s |
Uplink Spitzenwert | 5 MBit/s | 1 MBit/s | < 1 MBit/s | 7 MBit/s | 150 KBit/s |
Empfängerbandbreite des Endgeräts |
20 MHz | 20 MHz | 1,4 MHz | 5 MHz | 200 kHz |
Max. Sendeleistung des Endgeräts | 23 dBm | 23 dBm | 23 oder 20 dBm | 23 oder 20 dBm | 23 oder 20 dBm |
Duplexmodus | Vollduplex | voll oder halb | voll oder halb | voll oder halb | Halbduplex |
Seit Juni 2017 bietet die Deutsche Telekom erstmals Starterkits für Interessenten an. Mittlerweile gibt es für Privat- und Geschäftskunden zahlreiche Lösungen und IoT-Tarife.
Haupt-Merkmale von LTE Cat M1 und NB1 sind, wie schon angedeutet, primär eine minimalisierte Sendeleistung und reduzierte Datenraten für den M2M Einsatz. NB-IoT funktioniert technisch gesehen auch mit „herkömmlichen“ SIM-Karten. In den meisten Modulen und Endgeräten wird aber eine eSIM Funktion zum Einsatz kommen. Schon alleine, weil dies viel einfacher und günstiger händelbar ist und weniger fehleranfällig.
Chipsätze für NB-IoT bzw. die entsprechenden LTE Kategorien, müssen für eine rentable Verbreitung zudem sehr preiswert sein. Sichergestellt wird dieser Anspruch wiederum durch Reduktion auf wesentliche Eigenschaften. Erst damit ist eine „massenhafte“ Verbreitung möglich. Mit NB-IoT sollen Geräte problemlos bis zu 10 Jahre lang mit einer Akku-Ladung bzw. Batterie auskommen können (= preiswert und energiesparend!). Technischer Hintergrund dabei ist die Verlängerung des DRX-Timers im Ruhezustand (Idle Mode) und im aktiven Modus.
Nahband LTE arbeitet auf diversen Frequenzbereichen. Dabei ist der Parallelbetrieb im bestehenden LTE-Frequenzspektrum möglich. Zudem ist der Betrieb im Schutzband zwischen verschiedenen Frequenzblöcken vorgesehen. Möglich wird das durch das sehr geringe, benötigte Spektrum von teilweise nur 200 KHz bei LTE Cat NB1. Damit müssen nicht zwingend wertvolle Ressourcen geopfert werden, die primär im lukrativen Endkundenmarkt zum Einsatz kommen.
Neben Narroband-LTE, wurde mit LTE-M noch eine weitere Möglichkeit ins Leben gerufen. "M" steht hierbei für Maschine bzw. "Machine Type Communication". Der Fokus liegt hier nicht auf der Kommunikation von Maschinen untereinander, sondern zwischen Mensch und Maschine. Also z.B. Tracker oder Smarte Sensoren, die den Alltag erleichtern oder sicherer machen können. LTE-M soll NB-IoT aber eher sinnvoll ergänzen und nicht ersetzen. Hier die wichtigsten Unterschiede und Vorteile:
LTE-M bietet:
Prinzipiell sind die Möglichkeiten, welche die Nahband-LTE Technik eröffnet, nahezu grenzenlos. Die meisten der Anwendungen in Zukunft dürften heute noch gar nicht erfunden sein. Dennoch lassen sich einige vielversprechende Beispiele zeigen, die sich schon in Kürze im Alltag bzw. der Praxis wiederfinden werden.
Intelligente Steuerung der Stadt- und Straßenbeleuchtung. Z.B. durch bedarfsabhängige Anpassung oder selbstständige Wartungsmeldungen; intelligentere Parkplatzleitsysteme; Mülltonnen mit Sensoren ("ich bin voll").
Autonome, selbstfahrende Fahrzeuge stehen bei den Zukunftsvisionären schon seit einigen Jahren ganz oben im Kurs. Tatsächlich funktioniert das schon ganz gut und einige Testprojekte in der Praxis rollen schon in einigen Ländern (z.B. Singapur). NB-IoT und Echtzeitkommunikation gelten aber als zwingende Voraussetzung für eine massenweise Verbreitung. Schon aus Sicherheitsgründen, müssten wohl alle Fahrzeuge auch untereinander "reden" können. Wahrscheinlich wird aber in Zukunft für autonomes Fahren eher auf den Nachfolger 5G gesetzt der dafür noch besser geeignet ist.
Hier dürfte NB-IoT wahrscheinlich mittelfristig am meisten eingesetzt werden und RFID-Systeme ersetzen oder ergänzen. Die Möglichkeiten sind nahezu unendlich und beschränken sich nicht nur rein etwa auf Container-Tracking.
Mit smarten Sensoren könnten per NB-IoT eine Vielzahl von Anlagen ausgerüstet werden. Wie etwa Kühlketten, Kühlsysteme, Temperatur- und Füllstandsanzeigen, Lagerverwaltung. In entlegenen Gebieten, wo eine externe Stromzufuhr nicht ohne weiteres möglich ist, können NB-IoT/LPWA Systeme zum Einsatz kommen. Diese lange autark, funktionieren und nur mit ca. 20 dB funken. Selbst Nutztiere könnten mit entsprechenden Modulen bequem getrackt werden.
Durch Maschine-zu-Maschine kommunizieren Geräte & Werkstücke untereinander | Bild: Deutsche Telekom
Der LTE-Nachfolger „5G“ ist nicht nur unglaublich schnell (> 1000 MBit). Zentrale Bedeutung misst man der Zukunftstechnik bei der Maschine-2-Maschine Kommunikation bei. Latenzen von ca. 1-5 ms ermöglichen perspektivisch erstmals sichere Vehicle to Vehicle Verbindungen (V2V). Die Forschung von NB-IoT ging direkt in die Entwicklung kommender Release-Standards mit ein.
Trotz des nahezu abgeschlossenen 5G-Ausbaus, wird NB-IoT per 4G aber weiterhin noch etliche Jahre von Bedeutung sein. Schließlich sind selbst noch einige Anwendungen auf 2G-Basis in Betrieb...