Die Geschichte der Mobilfunknetze reicht mittlerweile über 40 Jahre bis in die 80´er zurück. Bis heute blicken wir auf eine lange Kette von Neuentwicklungen und Verbesserungen. Jetzt, 2021, können Verbraucher hierzulande bereits die 5. Generation (5G) nutzen. Doch wie steht es eigentlich um den LTE-Vorgänger 3G, auch bekannt unter der Bezeichnung UMTS und HSDPA? Wir zeigen, was aus den 3G-Netzen wurden und was diese alles leisteten. Zudem erfahren Sie, warum Sie ohne passende Hardware womöglich im uralten 2G-Netz telefonieren!!!!
Blicken wir kurz zurück in eine fast vergessene Zeit, also jede Minute Telefonie am Handy noch ein kleines Vermögen kostete, Fotos am Handy eher einem krümeligen "Malen nach Zahlen"-Bild glichen und an mobiles surfen noch gar nicht zu denken war. Gemeint ist die Zeit der 2G Netze, auch bekannt unter "EDGE", "GPRS" und "GMS". Vor dem Jahr 2000 waren erste mobile Datenverbindungen kaum schneller als ein DFÜ-Modem - zirka 50-100 KBit/s "schnell" - run 1/10 MBit/s also. Das entspricht der Geschwindigkeit auf die man heute zurückfällt, wenn das Datenvolumen alle ist und man in die Drosselung rutscht.
Den Durchbruch für mobiles Internet sollte dann erstmals 3G, besser bekannt als "UMTS" (Universal Mobile Telecommunications System) bringen. Legendär die Versteigerung im Jahre 2000, bei der die damaligen Mobilfunkanbieter die unglaubliche Summe von 98,8 Mrd. D-Mark, also rund 50 Mrd. Euro, für die UMTS-Lizenzen ausgaben. Den Kuchen teilten sich Vodafone, T-Mobile, Mobilcom, E-Plus/Hutchison, O2 und die Group 3G.
Es dauerte aber nochmals rund 4 Jahre, bis Nutzer in Deutschland über kompatible Endgeräte im UMTS-Netz surfen konnten. Grund war die mangelnde Verfügbarkeit der Hardware. Die ersten Verbindungen schafften dann damals 384 KBit/s, also rund 1/3 MBit. Bald schon reichte das aber nicht mehr aus, so dass 2006 die Verbesserungen HSPA eingeführt wurde und bis zu 1,8 MBit/s möglich machte. Schon 1 Jahre später kam mit HSDPA (High Speed Downlink Packet Access) eine weitere Entwicklung die 3G auf bis 7,2 MBit beschleunigte. Das Ende der Entwicklung bzw. die Spitze markierte dann HSPA+ bzw. HSDPA+ mit einer Datenrate von 28 bzw. 42 MBit/s.
Bis Ende 2010 kam für schnelles mobiles Internet (> 1 MBit/s) also nur das vergleichsweise langsame 3G in Frage. Erst Ende 2010, also 10 Jahre später, erfolgte die Einführung der Nachfolgetechnik "LTE". Die 4G Mobilfunktechnik („LTE“) bot dann in der Tat erstmals einen Paradigmenwechsel. Während erste LTE-Netze 50-100 MBit leisteten, bietet der Standard, dank einiger Verbesserungen, heute bis zu 300 MBit.
Bereits Mitte 2020 wurde das Ende von HSPA bzw. 3G besiegelt. Alle drei Netzanbieter in Deutschland hegten seither erste Pläne zur 3G-Abschaltung. Diese wurden immer wieder konkretisiert. Die Deaktivierung der 3G-Sendeantennen erfolgte aber nicht über Nacht, sondern sukzessive bereits Monate zuvor. Besonders eilige hatten es Vodafone und die Dt. Telekom, welche die Termine für die endgültige Abschaltung mehrmals nach vorne verlegten.
Zwischen 30.06. und 07.07. 2021 war dann der überwiegende Teil der 3G-Netze in Deutschland Geschichte. Vodafone und die Telekom meldeten zu diesem Tag den endgültigen Vollzug. Nur O2 benötigte für die komplette Einstellung bis Ende 2021[1]. Spätestens seit 2022 sind also sämtliche 3G-Antennen abgeschaltet. Surfen und telefonieren ist somit nur noch über 2G, 4G und 5G möglich...
Eine ganze Menge, aber eigentlich nur Positives! Nur Kunden, die bis dato noch kein 4G-fähiges Endgerät haben, sollten schnellstmöglich ein neues bzw. wenigstens gebrauchtes 4G-Modell kaufen. Denn sonst ist Surfen UND Telefonieren nur noch über das extrem langsame und alte 2G möglich. Sprachqualität und Versorgung sind somit deutlich schlechter als über LTE. Aber selbst neue, gute LTE-Smartphones gibt es teils schon ab 100 Euro. Gebrauchte Sticks und Router finden sich mitunter für unter 50 €. Hier muss es nicht immer das neuste Modell sein!
Wer hingegen mit passenden Gerätschaften versorgt ist, profitiert gleich mehrfacht. Seit der 3G-Abschaltung gibt es übrigens keine Tarife mehr ohne LTE - sonst würden die Anbieter ja viele Kunden aussperren. Man zahlt also nichts extra. Im Gegenteil: Ein neuer Tarifvergleich bzw. Anbieterwechsel kann sogar enorm viel Geld sparen. Denn gute Allnetflats fürs Handy mit schnellem 4G, Internet und Telefonflat gibts heute teils schon für unter 8 € monatlich!
Doch mit LTE surft man nicht nur deutlich flotter mobil im Internet. Der ein oder andere will das vielleicht gar nicht. Doch selbst dann lohnt die 4. Generation. Denn telefoniert wird dann über das sogenannte Voice over LTE - also echter digitaler LTE-Telefonie. Hier steigt die Sprachqualität enorm. Zudem verringert sich der Akkuverbrauch.
Der wohl technisch wichtigste Grund, letztendlich ausschlaggebend für die Mobilfunknetzbetreiber, waren aber die vom 3G-Netz genutzten Frequenzen bei 2.100 MHz (2,1 GHz). Im Prinzip braucht auch keiner 4 Netzgenerationen zur selben Zeit. Die knappen Bänder bei 2,1 GHz können nun für 4G und 5G verwendet werden. Beide Mobilfunkstandards können mit den freien Bändern deutlich mehr "herausholen" als z.B. UMTS. Die Konsequenz von alldem sind eine bessere Netzabdeckung und höhere mögliche Datenraten. Als "Backup" bleibt ja weiterhin 2G erhalten.
Quellen:
[1] Telekom: https://www.telekom.de/hilfe/3g-abschaltung
Vodafone: https://www.vodafone.de/business/hilfe-support/abschaltung-3g-netz.html
O2 Pressemeldung