Die LTE-Technik bietet hervorragende Voraussetzungen für hohe Datenübertragungsraten UND niedrige Latzenzzeiten (Ping). Dennoch stellen viele Nutzer überdurchschnittlich hohe Messwerte fest, die sich insbesondere für Onlinespieler negativ auswirken können. Wie wir in diesem Beitrag zeigen wollen, gibt es eine Vielzahl möglicher Faktoren, die Ursache des Problems sein können. Jeder kann, muss aber nicht, Kern der Lösung sein. Daher sollten möglichst alle sukzessiv ausgeschlossen bzw. bedacht werden. Im letzten Kapitel zeigen wir, welche Einstellungen für Gamer ideal bzw. nötig sind.
Sendet man als LTE-Nutzer einen Ping an einen Server X, beschreitet dieses Datenpaket eine sehr lange Kette. Spielen alle Glieder dieser Kette perfekt mit und stimmen zudem die Empfangswerte vor Ort, kann man sehr gute Antwortzeiten erwarten. Verzögerungen an einer oder mehreren Stellen summieren sich aber schnell auf. Die Kunst ist nun herauszufinden, wo die Engpässe liegen. Möglicher Weise ist die Verbindung durchgehend perfekt und der Fehler liegt doch im eigenen Heimnetz. Oder aber der Spieleserver Ihres Clans ist nur zu schlecht angebunden. Oder …
Die Skizze ist natürlich stark vereinfacht. Sinn und Zweck ist lediglich die Illustration einer typischen Kommunikationskette. Statt der Richtfunkverbindungen, kann ein Mast selbstverständlich auch direkt per Glasfaser angeschlossen sein. Die mit „Internet“ schematisierte Wolke soll verdeutlichen, dass Datenpakete beim TCP-Protokoll in der Regel mehrere Server bis zum Zielserver durchlaufen. Diese Strecke kann sich ständig ändern und somit auch die Distanz, die das Paket beschreitet. Zum Beispiel einmal über New York und Frankfurt und einmal über Berlin und Paris. Mehr dazu im Kapitel Routenverfolgung. Wer seine aktuellen Werte messen möchte, kann hier zunächst einen Pingtest machen.
Die folgende Liste zeigt zunächst alle möglichen Faktoren für schlechte Pingzeiten – übrigens manchmal auch mit RTT (round trip time) abgekürzt:
a) Das A und O ist für LTE-Nutzer zunächst eine stabile Funkverbindung mit guten Empfangswerten. Solange es Mängel seitens der Luftschnittstelle und dem Equipment gibt, erübrigt sich praktisch die Suche nach anderen Faktoren für schlechte Pingwerte. Eng damit im Zusammenhang stehen die Punkte b) und c). Mit steigender Entfernung und je mehr Hindernisse zwischen Sender und Empfänger, desto schlechter ist tendenziell auch der Empfang und somit die Ping-Werte. Welche Maßnahmen Sie zur Empfangsverbesserung ergreifen können und wie man die dafür nötigen bzw. hilfreichen Werte (z.B. RSRQ) interpretiert, zeigt dieser Beitrag ausführlich Schritt für Schritt.
d) Wie die Skizze oben zeigt, ist die Reise unseres imaginären Datenpaketes noch lange nicht beendet, wenn der LTE-Mast (eNodeB) erreicht wird. Der Weg von der Basisstation ins Kernnetz des Mobilfunkproviders kann direkt per Glasfaseranbindung erfolgen (am schnellsten) oder eben über weitere Umwege. Besonders im ländlichen Raum werden größere Distanzen nicht selten mit Richtfunkstrecken überbrückt. Dabei können durchaus 2-X Zwischenstationen durchlaufen werden, was wiederum Zeit benötigt. Insbesondere Vodafone und O2 setzen oft auf günstige Richtfunkstrecken, während die Telekom vorwiegend direkt per Glasfaser anbindet. Aus diesem Grund gibt es von Anbieter zu Anbieter im Durchschnitt messbare Unterschiede.
e) Eine nicht ganz unwichtige Rolle in unserer Kette spielt natürlich auch der Server, von dem wir etwas wollen. Besuchen wir eine bestimmte Internetseite, sorgt der Hostingserver dafür, dass wir die angeforderten Daten erhalten, etwa diesen Ratgeber hier. Bei Spieleservern wäre es die Interaktion der Spielewelt unter den Teilnehmern. Wie schnell die Antwort theoretisch ablaufen kann, hängt von der Leistungsfähigkeit und der Anbindung des Servers ab. Salopp ausgedrückt: Pingt man eine lahme, überlastete Gurke bei einem schlechten Serverhoster an, nützt auch der schnellste Glasfaseranschluss nichts …
f) Interkontinentale und kontinentale Netze sind größtenteils per Glasfaserleitungen verbunden – doch auch die Lichtgeschwindigkeit ist mit ca. 300.000 km/s begrenzt. Je weiter also der Zielserver, zum Beispiel ein Server für Onlinespiele, von Ihrem Heimatort entfernt steht, desto länger sind auch die zu erwarteten RTTs (Laufzeit eines Datenpaketes). Zudem nimmt ein Datenpaket nicht zwangsläufig den kürzesten Weg. Es ist durchaus möglich, dass, wenn Sie unsere Seite aufrufen, die Abfrage erst über 2 Kontinente läuft. Wie das aussieht, kann man sich zum Beispiel hier ansehen. Zu beachten ist jedoch, dass der „Start“ nicht die eigene IP ist, sondern der Server des Toolanbieters.
Screenshot www.yougetsignal.com
Screenshot TCP-Optimizer
i) Auf einem durchschnittlichen Windowssystem befinden sich in der Regel eine ganze Menge Programme, die im Hintergrund mit aktiv sind und über das Internet kommunizieren. Dazu gehört natürlich auch Windows selbst. Etwa zur Synchronisierung der Systemuhr oder die Suche nach neuen Updates. Hinzu kommen Updater von Virentools, diverser Treiber (z.B. Nvidia), Java und so weiter. Der ein oder andere hat vielleicht sogar noch diverse Messenger nebenher laufen. All diese Aktivitäten können sich für Onlinespieler bemerkbar machen.
Glücklicher Weise lassen sich aber die meisten abschalten. Virenscanner und Firewalls sind übrigens allgemein häufige Ursache für zu niedrige Messwerte bei Speedtests und Pingmessungen. Denn beide überwachen und analysieren den Datenverkehr und die Kommunikations-Ports. Je nach Programm, lassen sich nachweisbar zum Teil erhebliche Einflüsse feststellen. Für Spieler empfiehlt sich bei Problemen daher probeweise die Deaktivierung der Software-Firewall bzw. der Virensuite.
k) Sowohl die Datenrate, als auch der Ping, können sich verschlechtern, wenn zu viele Nutzer gleichzeitig über den lokalen Mobilfunkmast online sind. Denn die Kapazität einer jeden Station ist begrenzt. Vor allem in Stoßzeiten (z.B. früher Abend), sind erhebliche Defizite für LTE-Kunden also nicht unüblich. Dieser Fakt sollte bei einer Fehleranalyse mit einbezogen werden.
Wie schon an anderer Stelle erwähnt, empfiehlt sich für Onlinegamer nach Möglichkeit der Einsatz eines (Gigabit) LANs, statt wireless per WLAN. Wer Spielekonsolen, wie PS 3/4 oder die Wii nutzt, muss zudem eine feste Adressierung für das Netzwerk vornehmen. Für PC-Spieler ist dies nicht obligatorisch, kann aber unter Umständen ebenfalls Vorteile bringen.
Einrichtung: An erster Stelle steht die Einstellung der Netzwerkeigenschaften. Hier sind 7 Werte / Einstellungen bzw. Parameter gefragt:
Weiter gehts mit der Subnetzmaske - diese bekommt den Wert 255.255.255.0 zugewiesen. Etwas schwieriger wird es bei den beiden DNS-Adressen, da diese vom Provider immer wieder getauscht werden kann. Falls keine Internetverbindung mehr besteht, bitte diese immer als erstes prüfen. Gleiches gilt für das sekundäre DNS. Beide Werte lassen sich ganz einfach aus dem Routermenü auslesen.
Die beiden Bilder zeigen beispielhaft, wie das mit der Easybox 803 und der Easybox 904 funktioniert. Bitte zum Vergrößern auf das Bild klicken. Bei jedem Router finden sich die Einstellungen an anderer Stelle. Ein Blick ins Handbuch gibt Aufschluss, wo diese zu finden sind.
Ports an den Client weiterleiten: Kommen wir zu den Port-Einstellungen. Aber ein Hinweis vorweg – jedes Spiel nutzt andere Ports und ebenso jeder Game-Server. Die Hoster der Spieleserver betreiben zumeist auch eine Website, wo sich die nötigen Informationen finden. Die folgenden Werte sind daher nur als Beispiele zu verstehen. Die Pfade für die Konfiguration im Router orientieren sich am Beispiel der Easybox 904 LTE. Falls Sie einen anderen Router verwenden, schauen Sie bitte ggf. im Handbuch nach, wie diese sich ändern lassen.
Im Menü „Einstellungen“ -> „Netzwerk“ -> „Spezielle Anwendungen“ (oder ähnlich) geben Sie bitte den Ziel-Hoster frei, etwa Steam von Valve oder Origin von Electronic Arts. Und zwar auf die Adresse des Clients (ist nicht immer vorhanden). Nun im Menü „Einstellungen“ -> „Netzwerk“ -> „NAT“ -> „Portweiterleitung“, die Adressen und Ports des Spiele-Servers weiterleiten.
Bei Counterstrike Source ist es z.B. Port 27000 bis 27800 TCP und UDP, um die gesamte Palette abzudecken. Um einen ganzen Block weiter zuleiten, muss dieser nur durch einen Doppelpunkt getrennt werden. Also: 27000:27100
Um mehrere Adressen weiter zuleiten, etwa 27015 und 27025, würde es reichen, diese einzeln einzutragen. Aber getrennt mit einem „;“. Das sieht dann so aus: 27015;27025.
Manche Router bieten auch die Möglichkeit, dass TCP und UDP durch das Setzen eines Häkchens beide Einträge in einem zu vereinen.
Noch ein Hinweis: Unter Umständen müssen in der Softwarefirewall am PC die Ports ebenfalls noch freigegeben werden...
Weitere Möglichkeiten für Spieler, um den Ping zu drücken:
Zum Schluss noch ein Hinweis für Nutzer der Fritz!Box-Router. Hier muss händisch noch jeder LAN-Port konfiguriert werden. Entweder für den Power-Modus (Gigabit) oder den Green-Modus (100 MBit). Die Einstellung findet sich unter "Heimnetzwerk -> Netzwerk -> Netzwerkeinstellungen.