„Tests und Erforschung auf neutraler Ebene“ – Interview mit Marius Weber, Projektleiter des LTE-Projekts NRW


02.03.2011; Hannover, Leipzig

Marius Weber - LTE-Projekt NRW Projektleiter

LTE-Projekt NRW Projektleiter Marius Weber präsentiert
voller Stolz Ergebnisse

Eine neue Technologie in den Himmel zu heben oder bereits vor dem kommerziellen Start in einer Art „Worst-Case-Szenario“ zu verdammen, ist einfach. Sie einem langfristigen und objektiven Härtetest zu unterziehen, eine deutlich schwierigere Angelegenheit.

Das LTE-Projekt NRW, eine Kooperation zwischen Landesregierung, Medien- und Telekommunikationsunternehmen, hat sich bei Gründung 2009 genau diesen Anspruch gesetzt: Eine gründliche und objektive Untersuchung der Potentiale der neuen Mobilfunktechnologie Long Term Evolution, bei gleichzeitiger Betrachtung der eventuellen Beeinträchtigung bereits vorhandener Funktechnologien wie etwa DVB-T.

Der kommerzielle LTE-Start und das damit verbundene Ende der Projektarbeit bieten die perfekte Gelegenheit, um Bilanz zu ziehen. Auf der CeBIT in Hannover trafen wir uns exklusiv mit Projektleiter Marius Weber und sprachen über Ergebnisse, Potentiale und praktische Anwendungen für die gesamte Wirtschaft.

LTE-Anbieter.info: Erst einmal vielen Dank für das Interview, Herr Weber. Zur Sache: Was ist die Zielsetzung des LTE-Projekts NRW?

Marius Weber: Das Projekt wurde schon 2009 gestartet, also schon bevor die Versteigerung der Lizenzen losging. Als klar war, dass die digitalen Dividenden für den Mobilfunk vergeben werden sollten, wurde das Projekt ins Leben gerufen. Damals vom Land Nordrhein-Westfahlen mit dem Ziel, die Chancen und Risiken der Technik einfach auf einer neutralen Ebene zu testen und zu erforschen.

LTE-Anbieter.info: Wie wurde die Finanzierung des Projekts realisiert?
Marius Weber: Von allen Partnern zu gleichen Teilen: Vom Land NRW, von der Landesanstalt für Medien NRW, vom WDR und von Vodafone.

LTE-Anbieter.info: Sind die seither gewonnen Erkenntnisse für den kommerziellen Start nutzbringend?
Marius Weber: Ja das denke ich absolut. Wir haben in Zusammenarbeit mit Vodafone, als Partner im Projekt, in deren Netzen Tests durchgeführt und auch akzeptable Datenraten erzielt. Bei uns war aber in erster Linie die Störproblematik von Bedeutung. Das war ganz eindeutig das oberste Interesse unserer internen Tests. Was sie jetzt hier sehen, diesen Showcase, den der WDR zusammen mit Vodafone entworfen hat, ist eine Anwendungsmöglichkeit für LTE und zeigt, was LTE für Geschäftskunden wie den Rundfunk leisten kann und was LTE Privatkunden bringt, die noch keinen breitbandigen Internetzugang haben.


LTE-Anbieter.info: Welchen Nutzen konnte der WDR als Projektpartner aus der Kooperation ziehen? Wie sieht die praktische Umsetzung des vorgeführten Showcase aus?

Marius Weber: Was sie hier sehen, ist Kontribution über LTE. So heißt das Überspielen von Videomaterial über LTE an eine Sendezentrale. Hier haben sie das Beispiel: Das Bild das sie dort sehen (er deutet auf einen nebenstehenden Monitor), wird von einer Kamera aufgenommen, und alles was zum Übertragen und Enkodieren notwendig ist, befindet sich in einem Rucksack. Das ist momentan noch ein Notebook mit LTE-Stick - ein Provisorium - aber es wird in Zukunft sicher auch eine integrierte Lösung geben, die weniger Platz und Strom verbraucht.


Präsentation einer Live-HD-Übertragung über die bereits gestartete LTE-Funkzelle Düsseldorf

Das Video wird im Showcase über eine reale LTE-Zelle übertragen - erst nach Düsseldorf und dann hierher. Langfristig ist das Ziel, dass Rundfunkanstalten auch bei spontanen Berichterstattungen in Gebieten mit LTE-Abdeckung auf Satellitenübertragung verzichten können. Ein einzelner Reporter kann so zügig erste Bilder an die Rundfunkzentrale senden.



LTE-Anbieter.info: Überwiegen Geschwindigkeits- oder Kostenvorteile gegenüber Satellitennutzung?

Marius Weber: Es geht in erster Linie um die Geschwindigkeit - man muss eben nicht mit einem großen Übertragungswagen raus fahren, sondern spontan mit Rucksack und Kamera. Die Kosten spielen aber natürlich auch eine Rolle.


LTE-Anbieter.info: Worin sehen Sie den Nutzen des LTE-Ausbaus über die Rundfunkanstalten hinaus, für die gesamte Wirtschaft?

Marius Weber: Die Netzbetreiber sind die Verpflichtung eingegangen, zuerst die großen „weißen Flecken“ zu versorgen und in dieser ersten Ausbaustufe kann man ganz klar sagen, dass der Nutzen zuerst für Unternehmen im ländlichen Raum da sein wird. Diese werden über LTE mit DSL vergleichbare Geschwindigkeiten haben.


LTE-Anbieter.info: Ist LTE eine Art Brückentechnologie, bis auch der letzte Fleck mit Glasfaser angeschlossen ist?

Marius Weber: Ich gehe davon aus, dass es ein Nebeneinander sein wird.


LTE-Anbieter.info: Bedeutet der kommerzielle LTE-Start das Ende der Arbeit des LTE-Projekts NRW?

Marius Weber: Das LTE-Projekt in seiner bisherigen Form ist dann tatsächlich vorbei. Das Ziel war die Technologie vor der Markteinführung zu erforschen. Alle im Rahmen der Forschungsarbeit entstandenen Berichte werden auf unserer Homepage www.lte-projekt-nrw.de veröffentlicht. Alle Messungen, die in diesem Rahmen getätigt wurden, sind dort öffentlich - ganz neutral und unzensiert mit allen Pros und Kontras.


LTE-Anbieter.info: Die Ergebnisse werden für jedermann, also auch für nicht am Projekt beteiligte Unternehmen nutzbar?

Marius Weber: Genau, die sind öffentlich. Das sind in erster Linie Anregungen, was noch betrachtet werden müsste. Wir waren natürlich zeitlich eingeschränkt und haben noch viele Fragen offen, die vielleicht von anderen Leuten betrachtet werden könnten. Das war auch das grundsätzliche Ziel.


LTE-Anbieter.info: Vielen Dank für das interessante Gespräch Herr Weber!

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Bilder © LTE-Anbieter.info (Fotografin: Anne Denkinger)


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