Testbericht zum Wiko View
Schickes 18:9-Smartphone zum Dumpingpreis

Wiko View
Das Displayformat 18:9 mausert sich langsam aber sicher zum Standard in der Mobilfunkbranche und ermöglicht es den Herstellern, Smartphones jedweder Preisklasse handlicher und optisch ansprechender zu gestalten. Das französische Unternehmen Wiko steuert mit der Produktfamilie View seinen Teil zu dieser Design-Marschrichtung bei. Das von uns getestete Modell ist mit einem Marktpreis von etwa 180 Euro (Stand Dezember 2017) die günstigste Variante, wartet aber dennoch mit einem 5,7 Zoll großen HD-Bildschirm, 32 GB Speicher und LTE Cat. 4 auf. Zudem wurde bereits eine Aktualisierung von Android 7.1 Nougat auf Android 8.0 Oreo garantiert. Wir erörtern, ob dieses Handy wirklich günstig oder doch eher billig ist.
Der erste Eindruck und Verarbeitung
Mit dem Gütesiegel „entwickelt in Frankreich“, das in der rechten oberen Ecke der Verpackung silbern schillert, möchte der Hersteller wohl auf die europäische Qualität dieses Produkts verweisen. Freilich wird dieses Smartphone aber, wie ein Großteil der Mobilgeräte, zwar im Land des Herstellers entworfen, aber letztendlich in China zusammengeschraubt. Die Schachtel des Smartphones präsentiert sich vorne in orangenen, rosafarbenen und lilafarbenen Pastelltönen.
Das Mobilgerät an sich, wird lediglich mit seinem schmalen Rahmen abgebildet, um dessen schlanke Linien zu unterstreichen. Die Rückseite der Box wurde in Türkisblau gehalten und listet die wichtigsten technischen Eigenschaften des Handys auf. Beim Zubehör wird in den günstigen Preisregionen, in denen das Wiko View heimisch ist, gerne gegeizt. Ein USB-Netzteil hat doch ohnehin jeder bei sich zu Hause und die Schublade mit den Kopfhörern quirlt beim Käufer über, so mag wohl mancher Konzern denken.
In Frankreich ist man jedenfalls nicht dieser Meinung, dem View liegen sowohl ein In-Ear-Kopfhörer, wie auch ein USB-Netzteil bei. Ansonsten gibt es die obligatorischen Sicherheitshinweise, eine Kurzanleitung und ein Micro-USB-Kabel zu verzeichnen. Doch kommen wir nun endlich zum eigentlichen Smartphone. Wiko zeigte bereits mit Modellen wie dem Robby, dass sich eine Metallrückseite und ein austauschbarer Akku nicht zwingend ausschließen.
So lässt sich auch bei diesem Mobilgerät trotz Premium-Feeling die aufladbare Batterie bei Bedarf wechseln. Den einzigen Kompromiss, den der Kunde dafür eingehen muss, ist der Kunststoffrahmen des Gehäuses. Dieser beißt sich etwas mit dem sehr hochwertigen Aluminium-Cover des Telefons, trotzdem wirkt die Haptik insgesamt ansprechend. Einmal angebracht, sitzt der Akkudeckel so fest, dass er nur mit viel Kraftaufwand wieder entfernbar ist. Ungleiche Spaltmaße haben wir nicht entdeckt und ein Knarzen ist nur ganz leise in seltenen Fällen vernehmbar.
Das Design des Wiko View vermittelt zwar nicht den futuristischen Eindruck eines
Galaxy S8 oder
iPhone X, ist aber dennoch ein Novum in der Einsteigerklasse. Der 18:9-Screen nimmt 76 Prozent der Front ein, ein Wert der ungefähr zwischen gängigen Smartphones der letzten Jahre und den aktuellen fast randlosen Oberklasse-Mobiltelefonen liegt. Das View setzt auf im Bildschirm eingeblendete Bedienelemente, an physischen Tasten wurden der Ein-/Ausschalter und die Lautstärkewippe (beide links) integriert. Unter der Hauptkamera und dem LED-Blitz findet sich der Fingerabdrucksensor wieder.
Hinsichtlich Verarbeitung und Gestaltung, hat Wiko vieles bei diesem Modell richtig gemacht. Vor allem Smartphone-Nutzer, die ein gewisses Premium-Feeling trotz austauschbarem Akku haben wollen, dürften sich angesprochen fühlen.
Technik und Mobilfunk im Check
Gemessen am Kostenfaktor, muten die in diesem Handy verbauten Komponenten durchaus fair an. Angetrieben wird das Wiko View von einem Quad-Core-Prozessor der Gattung
Qualcomm Snapdragon 425 (bis zu 1,4 GHz Takt), dem eine Adreno-308-GPU zur Seite steht. Die LTE-Konnektivität wird gemäß der Kategorie 4 umgesetzt, das verbaute Modem kann also mit Bandbreiten von maximal 150 Mbit/s im Download und bis zu 50 Mbit/s im Upload umgehen. Werte, die im
Gigabit-Zeitalter kaum noch beeindrucken, aber für Multimediaübertragungen und das Aufrufen komplexer Webseiten mehr als ausreichend sind.
Ein klarer Pluspunkt ist die Dual-SIM-Funktionalität, die den parallelen Betrieb zweier Netzbetreiber-Karten ermöglicht. Achtung: Das View verfügt noch über den älteren
Micro-SIM-Einschub, um eine Nano-SIM-Karte einzusetzen, wird also ein Adapter benötigt. Weitere Schnittstellen sind in Form von
WLAN-n, Bluetooth 4.2 und GPS vorhanden. Zur Musikbeschallung ohne Internetanbindung dient ein verbautes FM-Radio.
Hobbyfotografen werden sich vermutlich etwas über die beiden Kameras des Wiko View wundern, denn mit 16 Megapixel löst die Selfie-Einheit höher als die 13-Megapixel-Hauptkamera auf. Mit LED-Blitz und Autofokus hat die rückseitige Optik die wichtigsten Hilfsmittel für ordentliche Aufnahmen an Bord. Bezüglich der Speicherausstattung kann man Wiko eigentlich nur Lob aussprechen. Stattliche 3 GB misst der RAM und der Anwender kann seine Daten auf 32 GB Flash sichern.
Sollte letztgenannter Datenplatz nicht ausreichen, hilft der microSD-Kartenschacht weiter. Kommen wir nun zum Highlight dieses Mobilgeräts – den
Bildschirm. Eine Diagonale von 5,7 Zoll zieht sich bedingt durch das 18:9-Format in die Länge und lässt das Telefon nicht allzu wuchtig wirken. Auf der Anzeige tummeln sich 1.440 x 720 Pixel, wodurch sich 282 ppi ergeben. Als Panel kommt eine IPS-Variante zum Einsatz. Die Inhalte werden recht scharf wiedergegeben und der Bildschirm reagiert ohne Verzögerung auf Eingaben. Schlieren oder eine ungleichmäßige Beleuchtung konnten wir nicht erkennen.
Dennoch ist die Beleuchtung ein kleines Manko, denn bei der maximalen Helligkeit wäre noch Luft nach oben gewesen. Bei zu viel Sonnenlicht kann es hin und wieder zu kleinen Problemen bei der Ablesbarkeit kommen.
Mobilitätseigenschaften
Der im Wiko View verbaute Snapdragon 425 gehört der unteren Mittelklasse von Qualcomms mobilen Chipsätzen an, weshalb auch beim integrierten LTE-Modem keine Performance-Wunder zu erwarten sind. Das Funkmodul dieses
SoC (
Snapdragon X6) kann mit maximal 150 Mbit/s im Down- und 50 Mbit/s im Upload umgehen. Bei unserem
Speedtest Messungen stießen wir auch schon beinahe ans Limit, denn es wurde ein Höchstwert von 121 Mbit/s in der Stadtmitte Kaiserslauterns erzielt.
An
4G-Frequenzen werden Band 1 (2.100 Mhz), Band 3 (1.800 Mhz), Band 7 (2.600 Mhz) und Band 8 (800 Mhz) unterstützt. Klasse: Dank der
VoLTE-Fähigkeit des View, können Anrufe mit sehr klarer Verbindung erfolgen, die Rufaufbauzeit ist zudem erfreulich kurz. Verständigungsprobleme gab es im Test keine, genauso wenig wie Gesprächsabbrüche. Sogar mit dem EVS-Codec kann das Wiko View umgehen.
Beim WLAN funkt das Einsteigermodell lediglich auf 2,4 GHz und liefert in der Theorie maximal 600 Mbit/s über den n-Standard. Mangels entsprechend schneller Internetanbindung, können wir zwar nicht bestätigten, dass dieser Wert tatsächlich erreichbar ist, wohl aber, dass die 200 Mbit/s unseres Vodafone-Kabelanschlusses vollständig ausgereizt werden.
Akku im Check
Die aufladbare Batterie des Wiko-Smartphones weist eine Kapazität von 2.900 mAh auf. In Kombination mit der vergleichsweise niedrigen Bildschirmauflösung und dem Mittelklasse-Prozessor, ergibt sich eine überzeugende Ausdauer. Das View ist ein Smartphone, das nur selten um einen Anschluss an die Steckdose bittet. Selbst bei maximaler Helligkeit des Bildschirms, aktiven WLAN- und LTE-Verbindungen und 2 Stunden 50 Minuten aktiver Nutzung, strich das Smartphone erst nach drei Tagen Standby die Segel.
Dabei nutzten wir den Internetbrowser, diverse Apps wie YouTube und WhatsApp und machten auch von einer kurzen Navigation Gebrauch. Kurzum: Dieses Telefon eignet sich prima, um auch bei einem Wochenendausflug erreichbar zu bleiben.
Performance-Check: Was sagen die Benchmarks?
Die Snapdragon-400er-Chips finden sich häufig in Mobilgeräten im Preisbereich von um die 200 Euro wieder. Diese Serie liefert eine ausreichende Performance, gewinnt aber in puncto Rohleistung keinen Blumentopf. Wir erzielten rund 37.000 Zähler im Benchmark AnTuTu, womit das Wiko beispielsweise dem ebenfalls von uns getesteten
Alcatel Pop 4S (44.300 Punkte) um etwa 15 Prozent unterliegt. Dabei sei aber angemerkt, dass das View nur vier Prozessorkerne hat, das Pop 4S hingegen derer acht.
Der Grafikchip Adreno 308 überzeugt allerdings nicht besonders, wie 3DMark aufzeigt. Lediglich 5.576 Punkte können wir dort verbuchen. Bei grafisch anspruchsvollen Anwendungen, sieht es darum düster aus, für ein flüssiges Spielen neuerer 3D-Games müsste mindestens die doppelte Punktzahl erreicht werden. Im Alltag macht sich die relativ schwache Grafikleistung jedoch ansonsten nicht bemerkbar. Das View läuft sowohl im Homescreen und in den Menüs, wie auch in Apps wie Google Maps und WhatsApp ohne Ruckeln.
Multitasking meistert das View aufgrund der 3 GB RAM ebenfalls ordentlich. In seltenen Fällen gibt es aber beim Wechseln von Apps die ein oder andere Gedenksekunde.
Test der Kamera beim Wiko View – was sagt der Praxis-Bildertest?
Eine Auflösung von 13 Megapixel und eine Blende von f/2.0 zählen zu den Eigenschaften der Hauptkamera. Für das Einsteigersegment geht diese Blendenöffnung durchaus in Ordnung. Generell ist die Hardware der Knipse an sich brauchbar, an der Software muss der Hersteller allerdings noch nachbessern. Während die Details gut eingefangen werden und die Auflösung der Fotos bis zu den Rändern hoch ist, frustriert gelegentlich ein manchmal zu sehr ins Warme tendierender Weißabgleich.
Das größte Manko ist wohl das schnell auftretende Bildrauschen, welches man bereits ab einer Lichtempfindlichkeit von ISO 100 erkennen kann. Und was können Selfie-Fans vom Wiko View erwarten? Der 16-Megapixel-Frontkamera mangelt es zwar an einem Autofokus, doch sie ist im Vergleich zu so einigen Exemplaren in Konkurrenzprodukten mit ebenfalls f/2.0 recht lichtstark. Selbstporträts fängt die Optik mit einem schönen
Bokeh (unscharfer Hintergrund) ein, allerdings schärft die Software die Ergebnisse zu sehr nach.
Android und Apps
Dass man es bei diesem Smartphone mit keinem billigen Produkt zu tun hat, wird bereits am Betriebssystem ersichtlich. Zwar ist das Mobilgerät mit
Android 7.1 Nougat nicht ganz aktuell, aber die Zukunft sieht rosig aus. Wiko hat bereits öffentlich zugesichert, dass ein Update auf
Android 8.0 Oreo folgen wird. Abseits ein paar eigener Funktionen, wie einem speziellen Stromsparmodus und Gestensteuerung, orientiert sich die Oberfläche des View sehr am Android-Standard.
Das hat den Vorteil, dass nicht allzu viele Optimierungen vorgenommen werden müssen, wenn Google eine neue Softwareversion frei gibt, und Updates somit schneller erfolgen können. Außerdem überschwemmt der Konzern den Anwender nicht mit unnötigen Apps. Ein Dateimanager, ein Programm für das FM-Radio und ein Notizprogramm sind vorinstalliert, ansonsten finden sich die üblichen Google-Apps wie Chrome, YouTube und Gmail wieder. Die Oberfläche läuft stets geschmeidig, ein Ruckeln konnten wir nicht vernehmen.
Passender Tarif und reduzierter Gerätepreis
Das Wiko View wurde bislang weder von der Telekom, noch von Vodafone, o2 oder 1&1 in das Sortiment aufgenommen. Bei der Telekom besteht aber Hoffnung, da der Netzbetreiber als einziges der letztgenannten Anbieter generell Smartphones des französischen Konzerns im Portfolio hat. Im Einzelhandel ist das Wiko View unter anderem bei Media Markt oder
Amazon erhältlich. Je nach Händler, variiert der Kostenfaktor (Stand: Dezember 2018) zwischen 140 und 150 Euro.
Gründe für und gegen das Wiko View
Pro:
- Modernes 18:9-Display
- Metallrückseite
- Gutes Arbeitstempo
- Gute Performance bei Telefone und LTE
- Kameras für den niedrigen Preis ordentlich
- hohe Akkulaufzeit
Kontra:
- Plastikrahmen
- kein Gorilla Glass
- Display etwas zu dunkel
- Nur WLAN-n
- Nur LTE Cat. 4
Unser Test-Fazit zum Wiko View
Aus Frankreich kommen nicht nur schicke Kleidungsstücke und kulinarische Spezialitäten, sondern wie wir nun wissen auch gelungene LTE-Smartphones. Das Wiko View hat ein überaus faires Preis-Leistungs-Verhältnis und leistet sich kaum Schwächen. Ein modernes Erscheinungsbild, inklusive 18:9-Display, ein großzügig bemessener Speicherplatz und ziemlich gute Kameras zählen zu den Highlights des Mobilgeräts. Zudem können wir eine lange Akkulaufzeit und vorbildliche Ergebnisse beim Datenverkehr und den Telefonaten bescheinigen.
Das etwas zu dunkle Display und der Plastikrahmen sind hingegen etwas schade. Eine Displayschutzfolie sollte zudem unbedingt angebracht werden, da kein robustes Glas, wie etwa Gorilla Glass, die Front abdeckt. Des Weiteren unterstützt das SoC Snapdragon 425 eigentlich WLAN-ac, trotzem wird beim Wiko View nur WLAN-n geboten. Abgesehen von diesen kleinen Patzern, hat Wiko mit dem View ein nahezu perfektes Einsteiger- oder Zweit-Smartphone abgeliefert, das wir bedenkenlos empfehlen können.
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