Die deutschen Mobilfunkprovider nutzen in der Außenkommunikation (TV, Print etc.) diverse, fiktive Superlative. Nach anfänglich "LTE+“ bzw. „LTE Plus“, hat sich branchenweit vor Jahren schon "LTE Max" durchgesetzt. Auch Vodafone und O2 sprangen nach der Telekom auf den Zug auf.
Etwas verwirrend für den Kunden ist das unserer Ansicht nach schon! Worum handelt es sich dabei? Eine neue Variante oder gar der Nachfolger? Hier erfahren Sie im Detail, was es damit auf sich hat, und was LTE Max in der Praxis bringt und was man bei der Benutzung unbedingt beachten muss!
Seit der Einführung von LTE vor 14 Jahren, gab es bereits mehrere Anhebungen bezüglich der maximal erreichbaren Datenrate. Daher auch die Bezeichnung "Long Term Evolution". Den ersten großen Schritt markierte die Einführung von LTE-Advanced im November 2014. Damals startete die Deutsche Telekom erstmals mit einer 4G-Technik, welche eine doppelt so hohe Datenübertragungsrate versprach wie zuvor möglich. Also nunmehr 300 MBit pro Sekunde!
Sowohl Deutsche Telekom als auch Vodafone, beendeten 2015 schrittweise die sonst übliche Praxis, Tarife im Preis nach der Datenrate zu differenzieren. Nur O2 unterscheidet heute die Tarifangebote wieder derart. Ansonsten unterscheiden sich die Angebote heute vor allem in Hinblick auf das enthaltene Inklusiv-Datenvolumen und in diversen Extraservices. Um es den Kunden einfacher zu machen, ging man dazu über, allen LTE-Nutzern immer die technisch maximal mögliche Geschwindigkeit anzubieten. Dieser Service nennt sich einfach "LTE Max".
Passende Hardware ist stets Voraussetzung, um "LTE Max" auch mit der jeweiligen Datenrate ausnutzen zu können. 300 MBit und höher, verlangt nach einem Endgerät mindestens der Kategorie 6 (CAT6). Der oben abgebildete Zyxel-Router repräsentiert als Beispiel so ein Modell. Die meisten neueren Smartphones und Tablets unterstützen bereits seit 2018 alle aktuell gängigen Datenraten, die via "LTE-Max" von den Providern ausgelobt werden. Wer ein Modell nicht älter als 6 Jahre hat, ist also wahrscheinlich auf der sicheren Seite. Ausnahmen bestätigen natürlich die Regel, wie die recht neue FritzBox 6850 LTE (von 2020), welche nur CAT4 unterstützt.
Ältere Hardware (<2016) ist dagegen wirklich meist nur konform zu CAT4 oder CAT3, also für bis zu 150 bzw. 100 MBit ausgelegt. Das gilt übrigens für Tablets, Smartphone, Router und Sticks gleichermaßen. Achten Sie also beim Kauf darauf, dass CAT6 (oder höher) schon unterstützt wird. Bei uns finden Sie hier kompatible Smartphones und passende Sticks. Für 500 MBit bzw. Gigabit-LTE hängt die Latte aber noch etwas höher, hier sind CAT12 oder mehr Pflicht.
Erfreulicher Weise setzte sich vor einigen Jahren in der Telekommunikationsbrache ein kundenfreundlicher Trend durch. Derart, dass Kunden nicht mehr unterschiedliche monatliche Entgelte für die Geschwindigkeit entrichten, sondern nur noch aufgrund unterschiedlicher Inklusivleistungen. Die Netzbetreiber unterscheiden, wie schon angedeutet, heute nicht mehr nach Datenübertragungsrate. Nur O2, 1und1 sowie einige Discountmarken machen noch Unterschiede. Die Preise finden im Vergleich hier für Telekom bzw. Vodafone.
Die Telekom, O2 und Vodafone haben im Prinzip bereits alle Städte aufgerüstet. Seit 2019 wird zudem sogar das noch schnellere 5G ausgebaut. Nur im ländlichen Raum wird man meist noch deutlich langsamer surfen. Auch, da hier andere Frequenzbänder zum Einsatz kommen, wo nur eine geringere Frequenzbandbreite zur Verfügung steht. Dadurch sinkt auch die mögliche Übertragungsrate.
Vodafone hatte vor einigen Jahren schon 4G mit 1000 MBit in Aussicht gestellt. Aber auch 2024 beträgt die maximale Geschwindigkeit im Vodafone LTE-Netz noch MBit/s. Seitdem 5G ausgebaut wird, schwindet die Aussicht, dass es noch Gigabit-LTE geben wird. Dennoch finden sich schon länger passende Geräte am Markt. Hardware mit wenigstens CAT16 sind prinzipiell Gigabit-fähig. Also fast jedes neuere Top-Smartphone und viele High-End-Router. Mehr dazu hier.
Wer LTE als DSL-Ersatz im ländlichen Raum nutzt, profitiert leider nur selten von höheren Datenraten. Denn außerhalb der Städte wird 4G meist mit niedrigen Frequenzbändern wie 700 und 800 MHz ausgebaut. Deren Reichweite ist deutlich höher als z.B. von Antennen mit 2,6 GHz. Dieser Umstand limitiert die mögliche Geschwindigkeit dann auf ca. 50-150 MBit. Für Speedwerte jenseits dieser Grenze, sind Nutzbänder von mindesten 20 MHz Breite nötig. 300 MBit und mehr setzt zudem Carrier Aggregation voraus. Daher sind einige Heim-Angebote als DSL-Alternative noch auf 50-100 MBit beschränkt (congstar/O2). Eine Ausnahme bildet z.B. der GigaCube-Tarif von Vodafone, wo maximal MBit als Obergrenze angegeben werden. Aber auch hier gilt: Im ländlichen Raum sollte man nicht wesentlich mehr als 50-150 MBit erwarten.
Mittlerweile steht "LTE Plus" oder "LTE+" als Synonym für etwas ganz Konkretes, nämlich "LTE-Advanced". Die meisten Smartphones signalisieren ihren Nutzern die Verwendung mit einem zusätzlichen "+" Zeichen beim "4G" oder "LTE"-Symbol oben in der Statuszeile. Statt LTE-Advanced wird heute allgemein nicht selten von "LTE+" gesprochen...
Auch beim Nachfolger 5G zeichnet sich eine ähnliche Entwicklung bei der Nomenklatur ab. Vodafone und O2 bezeichnen echtes 5G (standalone) als „5G Plus“ obwohl es eigentlich erst hier um richtiges 5G handelt. Zuvor hätte man eher von „fake 5G“ reden müssen (non standalone). Bei letzterem braucht es nämlich nach wie vor 4G als Anker.