Im September 2014 stellte die Deutsche Telekom den allerersten Router vor, der die neue Turbo 4G-Technik „LTE-Advanced“ (CAT6) unterstützt. Mit dem Gerät können also, sofern die passende Option gebucht wurde, bis zu 300 MBit/s per Funk erzielt werden. Doch lohnt sich die Anschaffung oder gibt es bessere Alternativen? Und was bietet die immerhin rund 260 € teure Speedbox 3? Wir haben für Sie das Modell genau getestet.
Nach dem Auspacken wird der ein oder andere wohl ein kleines Déjà-vu erleben. Denn von der Optik her bietet die Speedbox 3 Altgewohntes. Sowohl die LTE-Speedports, als auch die B1000-3000 Serie von Vodafone sehen extrem ähnlich aus. Denn für alle Geräte zeigt sich der Hersteller Huawei verantwortlich. Vorder- und Rückseite sind im matten schwarz gehalten, was prinzipiell ganz nett aussieht, aber längst nicht an eine schwarze Klavierlack-Optik heran reicht.
Zudem verewigen sich Fettabdrücke von Fingern sehr hartnäckig und lassen sich auch mit intensiven wischen nur schwer entfernen. Die Seitenelemente werden von einem grauen Plastestreifen abgesetzt. Auch hier ist die Farbe wohl eher Geschmacksache. Die Frontblende, auf die wir noch zu sprechen kommen werden, bietet 4 Info-LEDs. Alles in allem vom Look also ein typischer Huawei-Router, der aber mit der matten Plasteschalenverkleidung nicht automatisch wie ein Gerät der Klasse über 250 Euro wirkt – kein „Eyecandy“ also, wie z.B. eine Fritz!Box.
Auch hier beschränkt man sich auf das nötigste. Neben der SpeedBox 3 fasst der Originalkarton noch das Netzteil, ein Netzwerkkabel und ein Mini-Handbuch für die ersten Schritte. Dieses betört förmlich mit einer chemischen Duftwolke, so dass wir dieses erstmal einige Zeit zur Seite legen mussten.
Rein von der technischen Warte aus, kann die Speedbox 3 voll überzeugen. Der Router beherrscht, wie schon angedeutet, erstmals LTE CAT6 und ist somit für den Einsatz mit (künftigen) LTE-Advanced-Tarifen bestens prädestiniert. Die vier LAN-Ports sind Gigabitfähig und WLAN ist dank WLAN-ac Unterstützung ebenfalls in diesem Bereich möglich. Gefunkt werden kann auf den LTE-Frequenzen bei 800, 900, 1800, 2100 und 2600 MHz. Alle Details zu den Eckdaten der neuen Speedbox haben wir für Sie hier zusammengefasst.
Bei den Informations-LEDs auf der Vorderseite handelt es sich um folgende Elemente. Einmal die Power-Anzeige, Mode-LED, WLAN-Anzeige und die Signal-Balken-LED. Beim Modus erhält der Nutzer eine Rückmeldung zum gerade verwendeten Funkstandard per Farb-Code. Cyan bedeutet dabei, dass der Betrieb im LTE-Netz erfolgt. In einem 3G-Netz (UMTS, HSPA) surft man dagegen bei blauem Licht. Gelb steht für 2G und bei Grün ist man lediglich per LAN mit einem Ethernet-Netzwerk verbunden. Außerdem codiert die Mode-LED drei Fehlerarten. Leider wird nicht ersichtlich um welche es sich bei Rot handelt. Hier kommen Fehler mit der SIM-Karte in Frage (auch falsche PIN) oder sogar eine Überhitzung des Routers in Frage.
Die „Wi-Fi“ LED gibt den Status zurück, ob die Box WLAN aktiviert hat oder nicht. Die Signal-Skala bietet dem Kunden leider die einzige Möglichkeit, zumindest grob, die Empfangsgüte abzuschätzen. Drei Balken signalisieren demnach schlechten bis sehr guten Empfang. Je mehr Balken leuchten, desto besser also. Auch hier hat Huawei scheinbar gespart, denn in früheren Modellen, waren es meist 5 Balken. Für einen ersten Eindruck sicher ausreichend - ambitionierte Nutzer dürfte dies allerdings nicht befriedigen. Denn mehr Informationen bietet auch das Router-Menü nicht, wie wir folgend sehen werden.
Erwartungsgemäß unkompliziert erfolgte der Weg hin zum ersten Testlauf. Netzteil anschließen und LAN-Anschluss mit PC verbinden. Anschließend die SIM-Karte rechts einlegen, Powerschalter umlegen und kurz warten. Dann im Browser das Router-Menü mit der Adresse „192.168.8.1“ aufrufen und das individuelle Passwort Ihrer Speedbox III eingeben. Dieses findet man auf einem kleinen, weißen Aufkleber an der Rückseite. Nach der Seriennummer folgt die eben genannte IP und das „Device Passwort“. Geben Sie dieses genauso ein und beachten Groß- und Kleinschreibung.
Nach Eingabe des korrekten Passwortes, wird man anschließend mit einem Startmenü begrüßt, welches im Wesentlichen ein halbes Dutzend Informationen liefert. Zum einen, ob und mit welchem Provider man per Mobilfunkstandard XY verbunden ist + nochmal 5 Balken zur Signalisierung der Empfangsstärke. Des Weiteren die Zeit der aktuellen Verbindung, samt dem dabei verbrauchten Datenvolumen. Auch der WLAN-Status mit der Anzahl aller am Router verbundenen Geräte. Leider war es das im Wesentlichen schon, was man der Speedbox III an wertvollen Daten entlocken kann.
Die Empfangsstärke in dBm lassen sich ebenso wenig ermitteln, wie der MIMO-Status oder sonstige Features. Unter dem Menü „Einstellungen“ kann man noch die Firmware-Version, die MAC, IMEI und IMSI Nummer ermitteln sowie die WAN IP-Adresse. Mehr nicht. Der Unterpunkt „Diagnose“ verspricht leider mehr, als er bietet. Hier kann man per Ping und Traceroute den Netzwerkverbindungstatus abrufen, was aber nicht auch per Eingabekonsole möglich wäre.
Aber: LTE-Anbieter.info bietet ein spezielles Tool zur Ermittlung aller nützlichen Empfangsparameter für die Speebox 3 und viele weitere Huawei-Router. Das Tool heißt LTEWatch [H].
Die restlichen Menüpunkte dienen im Wesentlichen der Einrichtung und Verwaltung des WLANs und der Mobilfunkverbindungen, falls man mehrere Provider einsetzt. Die Rubrik „Statistik“ informiert noch über den Gesamt-Volumenverbrauch. Dabei kann der Nutzer immerhin einen eigenen Datenplan erstellen. Dabei gibt man das monatliche Kontingent des Tarifes an, zum Beispiel 5 GB, eine Warngrenze (z.B. 90 Prozent) und den jeweiligen Abrechnungstag. Erreicht man die voreingestellte Grenze, wird man darüber informiert, dass nicht mehr viel Volumen in der laufenden Abrechnungsperiode übrig ist.
Fazit: Für den Otto-Normalnutzer reicht das Menü sicher voll und ganz zum Betrieb einer mobilen Datenverbindung. Doch spätestens wer sich mit dem Thema „externe Antenne“ beschäftigt, wird Probleme bei der idealen Ausrichtung haben und ein LTE-Speedtest nach dem andern durchführen müssen. Eine exakte Analyse der Verbindungsqualität bleibt also nach wie vor Besitzern einer LTE-Fritzbox vorbehalten.
Screenshot aus einer FB 6842 heraus zu den aktuellen Verbindungsdaten im Überblick
Warum es Huawei bis heute nicht geschafft hat, ein paar Verbindungsdaten in die Firmware zu implementieren, bleibt ein Rätsel. AVM hat hier klar einen entscheidenden Wettbewerbsvorteil.
Der Feind einer jeden WLAN-Verbindung sind Hindernisse aus Wasser, Stahl, Stein oder Holz. Je nach Routerstandort und Hauskonstruktion, kann daher der Wifi-Empfang recht schnell abflachen und längst nicht jeden Winkel erreichen. Auch bei der Leistung des WLAN-Modules und der Antennen gibt es von Gerät zu Gerät Unterschiede. Die Speedbox III musste sich in unserem Test gegen die aktuelle Referenz im LTE-Bereich, einer Fritz!Box 6842, messen lassen. Um eine Vergleichbarkeit herstellen zu können, erfolgte der Test nur auf 2.5 GHz per 802.11n, da die FritzBox noch kein WLAN ac beherrscht. Ohnehin dürften die meisten Verbraucher bisher kaum kompatible Geräte besitzen. Getestet wurde durch eine dicke Stahlbetonwand bei einer Entfernung (Luftlinie) von ca. 5 Metern. Das Signal der Speedbox III erreichte am Messpunkt im Schnitt -70 dBm. Die Fritz!box lieferte ein Tick besser ab, denn hier waren es um die -65 dBm. Zumindest bei Nutzung des n-Standards hat AVM hier etwas die Nase vorn. Und wie steht es um den LTE-Empfang?
Am wichtigsten an einem LTE-Router sind natürlich die Empfangsleistungen. Zum Einsatz kam eine SIM im Telekomnetz mit einer Maximaldatenrate von bis zu 150 MBit/s. Wohlgemerkt ist die Fritz!box nur Kompatibel zu LTE CAT3, während die Speedbox sowohl CAT4 als auch CAT6 beherrscht. Ganz fair ist der Test also nicht, nur gibt es leider noch keine Alternative von AVM. Immerhin müsste die FritzBox aber ja 100 MBit erreichen können. Den Test führten wir ohne den Einsatz einer externen Antenne durch, um rein die Leistung der internen Antennen bzw. der Router selbst zu vergleichen. Überraschender Weise erzielte der Telekom-Router im Schnitt immer bessere Werte im Speedtest. Der Vorteil lag bei ca. 10-20 Prozent. Unter sonst gleichen Bedingungen, erzielt man also mit der Speedbox III durchaus bessere Ergebnisse als mit einer Fritz!Box. Der Vorteil dürfte natürlich nochmals deutlich zunehmen, wenn man mit LTE-Advanced testet. Schließlich kann die Box unter idealen Bedingungen dann theoretisch 300 MBit im Telekomnetz erreichen.
Zeigt das Routermenü stets weniger als 3 Balken, empfiehlt sich die Installation einer externen LTE-Antenne. Doch braucht man eigentlich eine spezielle Antenne für LTE-Advanced? Jain – ein wesentliches Merkmal der Technik ist ja die sogenannte Carrier Aggregation. Es werden also verschiedene Frequenzbereiche gleichzeitig genutzt. O2 und Vodafone werden maßgeblich Bereiche bei 800 und 2600 MHz kombinieren. Die Telekom primär 1800 und 2600 MHz, wobei auf dem Land evtl. auch 800 MHz möglich wäre. In Zukunft kommt eventuell noch der Bereich um 700 MHz durch die Digitale Dividende 2.0 dazu. Die LTE-Antenne muss also multiband-fähig sein und die nötigen Bänder unterstützen. Eine Antenne, die z.B. nur für 800 MHz ausgelegt wurde oder nur für 1800 MHz, funktioniert für LTE-Advanced definitiv nicht. Grundvoraussetzung Nummer 2 ist: Sie muss mindestens MIMO 2x2 unterstützen.
So ganz können wir uns mit der neuen Speedbox nicht anfreunden. Für über 250 Euro waren die Erwartungen wohl auch ein ganzes Stück weit oben angesetzt. Immerhin erhält man teils schon für unter 250 € eine FritzBox 6842. Diese beherrscht zwar noch kein LTE über 100 MBit, bietet dafür aber ein exzellentes Benützer-Menü, was Informativ keine Wünsche offen lässt. Wer es rein auf die CAT6-Fähigkeit abgesehen hat, erhält eines der ersten Geräte seiner Art mit starkem Empfangsmodul. Für Bastler, Antennen-Freaks oder AVM-Kenner ist die Box aber wahrscheinlich eine herbe Enttäuschung. Auch, dass der USB-Port und die Telefonanschlüsse künstlich kastriert wurden, trägt eher zum Gefühl bei, die falsche Entscheidung getroffen zu haben.
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