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06. 10. 2016

Wer pendelt, kennt die Situationen: Schlechter Empfang auf Zugtrassen sind oft ein ziemliches Ärgernis für Kunden. Deutsche Mobilfunkanbieter und die Deutsche Bahn haben daher Geld in die Hand genommen und wollen durch Investitionen das Netz verbessern. Ob das Programm wirklich sinnvoll ist oder sich als eine halbfertige Mogelpackung entpuppt, klären wir in diesem Artikel.

Mobilempfang in Zügen

Deutsche Bahn doch kein LTE?

Dass der Mobilempfang in Zügen durchaus eine peinliche Angelegenheit für die LTE-Anbieter ist, kann jeder bei einer Zugfahrt selbst schnell herausfinden. Die Wichtigkeit des Netzempfangs ist so wichtig, dass die Deutsche Bahn Nachteile gegenüber Fernbussen befürchtet, die oft Autobahnen mit besserer Mobilfunkversorgung befahren. Die Deutlichkeit, mit der die Bahn die Mobilfunkanbieter zum Ausbau bewegen will, zeigt die App “DB Netzradar”. Jene erlaubt nicht nur eine Messung der Geschwindigkeiten im Netz, sondern zeigt auch, wie die Versorgung auf ihren Fernverkehrsstrecken ausgebaut ist, mit Name des Anbieters und mit einer Extraschaltfläche, die den Empfang ohne LTE anzeigt.

Die große Mogelpackung

Auch wenn dies ein erster Schritt in Richtung Transparenz ist, weist die App deutliche Lücken auf. Während Züge vom Typ ICE öfters mit Mobilfunkantennen ausgerüstet sind und daher eine mögliche Verbesserung des Empfangs bewirken können, besitzen die Züge vom Typ IC derzeit wenige dieser Antennen. Trotzdem werden in der App Strecken, die von diesem Zugtyp befahren werden, angezeigt. Damit wird die in der App erzeugte Übersicht verzerrt und ist kaum aussagekräftig. Viel schlimmer noch: Trassen des Nahverkehrs werden nicht angezeigt. Auf diesen ist die Netzversorgung oftmals so prekär, dass Pendler manchmal nur GSM-Empfang haben. Auch von dem im Jahr 2015 oftmals beschworenen Wlan im Nahverkehr ist kaum was zu sehen.

Was steckt hinter dem Millionenausbau?

Wer glaubt, dass die Mobilfunkanbieter die Netze an Zugstrecken besonders stark ausbauen und die Kapazitäten erweitern, ist einem Irrglauben aufgesessen. Statt vielen neuen Antennen entlang der Zugstrecken werden in den Zügen sogenannte Repeater zum Einsatz kommen. Dies sind Antennen mit starker Empfangskraft, fangen das Signal einer Basisstation auf und streuen die empfangenen Signale neu aus. Dies bedeutet in erster Linie, dass keine neuen Kapazitäten geschaffen werden, sondern sich die Kunden im ICE das vorhandene Netz mit anderen Kunden teilen müssen. Auch wenn viele Gleistrassen abseits von Städten und Wohngebieten liegen, bedeutet dieser Mechanismus, dass vorhandene Basisstationen in dicht besiedelten Gebieten eventuell mehr Kunden aufnehmen und abfertigen müssen, da das Signal dieser Basisstationen von einem oder mehreren Repeatern, die die Deutsche Bahn mit den Mobilfunkern einbauen möchte, breiter gestreut und von mehr Kunden benutzt wird.

Verlierer sind Nahverkehrs- und IC-Kunden

Insgesamt sollen 80 Millionen Euro für den Einbau in 3750 Wagen verwendet werden. Bevorzugt werden dabei ICE-Wagen, in denen die Technik bis Sommer 2017 einsatzbereit sein soll. IC-Wagen profitieren von den neuen Investitionen nur beschränkt. Hier sollen nur “ausgewählte 1. Klasse-Wagen der Intercity Flotte” mit den Repeatern ausgerüstet werden. Auch hier verbirgt sich der Teufel im Detail. Während die Deutsche Bahn auf der Internetseite des neuen IC 2 mit vorhandenen “LTE-Mobilfunk-Verstärkern” wirbt, bleibt es fraglich was mit den derzeitigen IC-Wagen passiert, insbesondere da es noch lange dauern wird, bis der IC 2 auf breiterer Fläche zum Einsatz kommt. Zusätzlich wirft die Aussage, dass nur 1. Klasse Wagen ausgerüstet werden, Fragen auf.

 

Der große Verlierer bleibt wie so oft der Regionalverkehr, der mit vielen Anbietern im Beförderungsgeschäft und den vielen Verkehrsbünden den Ausbau komplizierter gestaltet. Dennoch würden Verbesserungen im Mobilfunkempfang eine deutliche Stärkung des Nahverkehrs mit sich bringen, welche sich auch steigenden Fahrgastzahlen und damit einer besseren Wirtschaftlichkeit bezahlbar machen würde.

Quelle: Deutsche Bahn
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