LTE-Ausbau: E-Plus zögert weiter und schielt auf 3,5 GHz

Große Verwunderung herrschte unter Beobachtern der Frequenzauktion im Mai 2010. Damals wurden freigewordene Frequenzpakete aus der sogenannten „Digitalen Dividende“ für insgesamt 4,4 Milliarden Euro von der Bundesnetzagentur versteigert. Ein Muss für alle großen deutschen Mobilfunkanbieter, die diese Frequenzbereiche vor allem für LTE nutzen wollen. Oder doch nicht? Die Verantwortlichen von E-Plus sahen das anders und stiegen aus. Die Skepsis gegenüber LTE hat sich E-Plus bewahrt.

E-Plus startet LTE – oder doch nicht?

Inzwischen ist LTE längst aus der Deckung aufgetaucht und wird sowohl von der Telekom, Vodafone als auch O2 heftig beworben. Als „Turbointernet“ oder wahlweise auch mit Attributen wie „megaschnell“ verbunden. Doch von einem der großen deutschen Mobilfunkanbieter hört man zum Thema „Long Term Evolution“ allenfalls Ankündigungen und diese dazu noch sehr schwammig formuliert. Die Rede ist von E-Plus. In Fachkreisen kursieren bereits seit Monaten Gerüchte, die Düsseldorfer würden spätestens 2014 mit LTE an den Markt gehen. Sollte LTE allerdings bis dahin eine hohe Marktdurchdringung erreichen – und es gibt durchaus Studien, die das voraussagen – könnte es schwer werden, die etablierten Anbieter zu vertreiben.

Düsseldorfer sehen noch keinen Bedarf

Auf Anfrage von LTE-Anbieter.info, möchte man die Jahreszahl 2014 nicht bestätigen. „Zunächst einmal ist festzuhalten, dass wir uns nicht zur Einführung von LTE in 2014 geäußert haben“, so Pressesprecher Jörg Borm. Dies dürfte also die jüngsten Gerüchte für einen baldigen Start maßgeblich entkräften. Er fügte allerdings hinzu, „… dass die E-Plus Gruppe neben HSPA zukünftig grundsätzlich auch LTE anbieten wird, wenn ein entsprechender Bedarf auf dem Markt erkennbar ist“. Dieser sei allerdings noch nicht erreicht! E-Plus also erst einmal weiter auf Lauerstellung? Sollte sich nun plötzlich zeigen, dass „ein entsprechender Bedarf“ da sei – welchem numerischen Wert auch immer das entspricht – sei man in der Lage, „LTE zeitnah anbieten zu können“, so Borm. Abwarten, wie sich die Konkurrenz am Markt schlägt, könnte das allerdings auch übersetzt heißen. Doch das ist Spekulation.

Start im 3,5 GHz-Bereich?

Neben diesen Entwicklungen mit noch recht unbekanntem Ergebnis, scheint E-Plus fast unbemerkt noch ein Ass im Ärmel zu haben: Den 3,5 GHz-Bereich. Kürzlich haben die Düsseldorfer die beiden Unternehmen Inquam Broadband GmbH und Clearwire Germany übernommen und damit Spektrum in diesem Frequenzbereich mitgekauft. „Da der LTE-Standard auf den 3,5 GHz-Frequenzbereich erweitert wurde, ist dieser Bereich nun auch für die E-Plus Gruppe interessant“, unterstreicht Jörg Borm die Kaufentscheidung. E-Plus scheint sich nun auf die Idee zu fokussieren, in diesem Spektrum künftig LTE anbieten zu wollen. Auch wenn LTE im 3,5 GHz-Bereich gerade erst international standardisiert wurde. „Die hohe Kapazität und Bandbreite unserer 3,5 GHz-Frequenzen erlaubt grundsätzlich hohe Datenraten auch bei vergleichsweise vielen Nutzern in einem gegebenen Versorgungsbereich. Das liefert uns interessante Optionen im langfristigen LTE-Einsatz und bei den zu erwartenden stark steigenden Datenmengen“, ist Dirk Poppen, Geschäftsführer bei WiMee und Head of Technology Strategy bei E-Plus, überzeugt.

Bereits Ende Juli hatte das Unternehmen auf der Unternehmenszentrale „die in Mittel-Europa erste Nutzung einer 3,5 GHz LTE-Sendestation im Testbetrieb“ gestartet. Bleibt abzuwarten, ob auf den Test- auch irgendwann ein Regelbetrieb folgt.

Matthias

Ditscherlein