Datenautomatik

Was steckt dahinter und wie deaktiviert man das?


Einige Mobilfunkanbieter haben in ihren Tarifen eine sogenannte „Datenautomatik“ (DA) eingebaut. Was recht harmlos klingt, entpuppt sich aber bei genauer Betrachtung als Goldesel für die Betreiber. Kunden müssen meist aktiv widersprechen oder werden bei Mehrbedarf direkt und automatisch zur Kasse gebeten. Verkauft wird das Ganze dann als kundenfreundlicher „Service“.

Erfahren Sie hier, was sich genau hinter dem Prinzip der Datenautomatik verbirgt, welche Anbieter diese einsetzen, was das den Verbraucher kostet und für wen es ggf. nützen kann. Zudem zeigen wir die Besonderheiten der einzelnen Anbieter auf, und wie man die Automatik ganz einfach kündigen bzw. abschalten kann!

1. Was ist die Datenautomatik: Kostenfalle oder Service?

Datenautomatik
Wer mit seinem Handy oder Tablet mobil ins Internet möchte, wählt ein Komplettpaket mit Highspeed-Internet, am besten mit LTE oder sogar 5G.

Bekanntlich ist aber das monatliche Daten-Volumen nicht unendlich, sondern tarifabhängig begrenzt. Zum Beispiel auf 10 Gigabyte pro Monat. Verbraucht der Mobilfunkkunde mehr, wird er normaler Weise bis zur nächsten Abrechnungsperiode in der Surfgeschwindigkeit stark gedrosselt, unabhängig von der sonst maximal möglichen Datenrate. Selbst der schnellste 5G- oder LTE-Tarif, ist dann nur noch um die 64 KBit/s flott (so langsam war ISDN). Damit surft es sich zwar extrem langsam, Mehrkosten fallen aber nicht an. Wer sich der Geschwindigkeitsdrosselung nicht fügen will, hat zudem bei fast allen Anbietern die Möglichkeit zum Freizukaufen – und zwar durch die (einmalige) Buchung von Zusatzvolumen.

Tarife mit Datenautomatik hebeln nun dieses Prinzip aber aus und verlagern einfach die Selbstbestimmung vom Kunden zum Provider. Wer in seinem Abrechnungszeitraum mehr Datenvolumen verbraucht, wird nicht mehr gedrosselt, sondern erhält automatisch ein kostenpflichtiges Zusatz-Kontingent. Und zwar solange, bis diese Praktik aktiv widerrufen wird.

Für Nutzer denen die Kosten egal sind, kann die Datenautomatik also durchaus attraktiv sein. Doch für die Mehrheit der Mobilfunkkunden stellt diese eher ein Ärgernis dar und verursacht unter Umständen ungewollte erhebliche, monatlich Zusatzkosten.

2. Wie schalte ich die Datenautomatik ab?

Wahrscheinlich haben Sie bereits Erfahrung damit gemacht, dass Ihr Anbieter einfach Geld für mehr Volumen abbucht. Demnach handelt es sich um einen Tarif mit dieser Funktion. Glücklicher Weise kann man aktiv dagegen vorgehen. Eine Zeit lang gab es auch Tarife, wo die Abschaltung nicht möglich war.

Und so gehts: Zur Deaktivierung der Datenautomatik müssen Sie nur einmalig den Kundenservice kontaktieren. Nur der ist befugt für eine Stilllegung zu sorgen! Das kann über die Hotline, postalisch oder dem Service-Chat erfolgen. Je nachdem welche Kommunikationswege bei Ihrem Provider zur Verfügung stehen.

Datenautomatik deaktiviert

3. Anbieter ohne Datenautomatik

Anbieter ohne Datenautoamtik finden
Erfreulicher Weise scheint das Konzept langsam auf dem Rückzug zu sein. Spätestens seitdem O2 (also praktisch einer der der "Erfinder") die "O2 Free"-Pakete einführte, rückt die Datenautomatik zunehmend in den Hintergrund. Die Smartphone-Tarife heißen heute übrigens mittlerweile heute O2 Mobile. Vornehmlich diverse Billig-Anbieter im O2-Netz (siehe Punkt 4) setzten weiter auf das Konzept. Wie lange noch ist fraglich!

Die Telekom verzichtet bei MagentaMobil seit jeher auf das "Feature". Gleichwohl lassen sich aber wie gewohnt bei Bedarf Kontingente erweitern oder Datensnacks kaufen. Die Tochter congstar macht ebenso einen Bogen um die Kundengängelung.

Da es aber dutzende Mobilfunkmarken in Deutschland gilt, kann man prinzipiell die Situation so zusammenfassen: Die meisten Dritt-Anbieter im O2-Netz setzten noch die Datenautomatik ein. Im Vodafone- und Telekom-Netz haben die Kunden meist die Wahl und können selbst auf Wunsch Datenoptionen kaufen. Einzige Vodafone selbst hat DA aktiviert. Mehr dazu auch im nächsten Abschnitt.

Anbieter ohne Datenautomatik im Vodafone-Netz
» SIMon » Callya » Otelo » Freenet Flex » Lidl » Fyve

Anbieter ohne Datenautomatik im Telekom-Netz
» MagentaMobil » congstar » Fraenk » ja!mobile » Edeka » Norma » Kaufland

Anbieter ohne DA im O2-Telefónica-Netz
» 1und1 » O2 Mobile » Blau » Freenet Funk » Tchibo » Aldi » Smartmobil » Netto » Fonic » MüllerMobil


4. Welche Mobilfunk-Anbieter haben die Datenautomatik noch?

In der Anfangsphase der Datenautomatik im Jahr 2015, führten drei Anbieter innerhalb von nur 6 Monaten den Dienst ein. Vor allem O2 & Drillisch setzen bei zahlreichen, hauseigenen Discountmarken auf den umstrittenen "Service". Immer mehr Mobilfunkdiscounter bildeten seitdem die Praxis zudem nach. Und jeder zeichnet sich durch einige Besonderheiten aus. Zudem zeigen wir jeweils, wie Sie die lästige Datenautomatik abstellen, falls dies vom Provider überhaupt möglich ist. Einige haben diese nämlich, wie schon angedeutet, fix im Vertrag verankert.

Fall 1: Drillisch:

Besonders häufig findet sich die Datenautomatik im Tarif- und Markenuniversum von 1&1 Drillisch (gehört mittlerweile zu 1&1). Alle Drillisch-Marken - und davon gibt es zahlreiche - nutzen übrigens O2 als Netzpartner. Daher dominiert die DA vor allem im O2-Netz. Als populärster Vertreter machte Smartmobil vor Jahren den Anfang und startete Q2 2015. Glücklicher Weise wurde die zwangsweise Aktivierung schon drei Jahre später wieder abgeschafft. Seit 2019 verzichtet Smartmobil komplett auf die Datenautomatik.

Es gibt aber noch eine Menge anderer Drillisch-Vertreter mit aktivierter Automatik. Als Beispiele seien hier WinSIM, maxxim, Siplytel, sim.de, BlackSIM, MegaSIM genannt.

Fall 2: Vodafone

Mit der Umstellung auf die GigaMobil-Tarife im Oktober 2014, folgte Vodafone damals dem Beispiel vieler anderer und führte die Datenautomatik-Funktion namens "SpeedGo" ein. Bis heute hat sich daran nichts geändert! Dem Kunden wird die automatische Volumenbuchung hier als „Sorgenfreiheit“ verkauft. Wer nicht mehr zahlen will, muss sein Datenverbrauch nach Erhalt der ersten Info-SMS penibel verfolgen.



Erreicht ein Kunde 80 Prozent seines Kontingents, erhält dieser eine Hinweis-SMS. Darin steht, dass zur Vermeidung der Drosselung auf 32 KBit/s bald ein Datenpaket freigeschaltet wird. Wiederspricht man dem nicht und verbraucht auch die restlichen 20 Prozent, gilt dies als „akzeptiert“. Der Betrag (siehe folgend) wird dann auf der monatlichen Rechnung aufgeschlagen.

Nach dem Verbrauch des Inklusivvoluemens, sieht die Vodafone-Datenautomatik eine Zubuchung von 250 MB für je 3 Euro vor. Dies erfolgt bei Bedarf höchstens 3-mal monatlich. Damit kostest jedes Gigabyte satte 12 Euro!!! Normal sind in etwa 1-3 Euro. Vor diesem Hintergrund, sollte man sich dreimal überlegen in die Falle zu tappen. Auf Dauer ist es dann günstiger, auf eine höhere Tarif-Klasse zu wechseln. Zum Beispiel von GigaMobil S auf GigaMobil M.

Speedgo deaktivieren: Widersprechen kann jeder kostenfrei per SMS als Antwort auf die Info-SMS. Simsen Sie dazu das Wort "Langsam" zurück. Dauerhaft lässt sich die Datenautomatik aber scheinbar noch nicht sperren. Einzelnen Usern ist dies wohl über die Hotline schon gelungen, aber offiziell scheint es hier leider keine Abhilfe zu geben. Die Prepaid Callya-Tarife unterliegen bisher übrigens nicht dem Speedgo-System.


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Fall 3: O2 Telefónica

Das erfreuliche zuerst: Schon Ende 2016 beerdigte O2 nach über einem Jahr das umstrittene Konzept der Datenautomatik.

Sollten Sie noch einen alten Tarif mit DA haben, wie z.B. "O2 Smart" oder "O2 Basic", geht die Abschaltung wie folgt. Und so deaktiviert man die Daten-Automatisierung bei O2: Der Widerspruch sollte per Kundenhotline erfolgen. Die dafür vorgesehene Festnetznummer lautet (089) 78 79 79 40 0. Übrigens hat der Konzern es Mitarbeitern der O2-Shops untersagt für Kunden die Datenautomatik zu deaktivieren. Wer also vorhat, dies auf diesem Weg zu erledigen, wird wohl leider enttäuscht werden.



5. Wem nutzt die Auto-Funktion und wer sollte diese abbestellen?

Nutznießer sind in erster Linie alle, die ihren Daten-Tarif so gewählt haben, dass eine Überschreitung nur selten eintritt. Zudem für Verbraucher, welche keinesfalls dann im Schneckentempo weitersurfen und nicht selbst Volumen nachbuchen wollen. Wer sich hier wieder erkennt, kann die Option getrost aktiviert lassen, denn in diesem Szenario ist die Datenautomatik tatsächlich eher nützlich.

Die Mehrzahl der Kunden wird allerdings nur ungern Kosten über der Grundgebühr für´s Surfen in Kauf nehmen wollen. Aber nicht nur das - wer 2, 5 oder sogar 10 GB monatlich gewohnt ist, kommt beispielsweise mit 0,25 GB für 3 Euro (wie bei Vodafone) auch nicht sehr weit. Wir empfehlen die Abschaltung besonders dann, wenn man kein Problem damit hat die Drosselung bis Monatsende auszusitzen. Gleiches gilt, wenn die monatlichen Datenverbräuche sehr stark schwanken.

Im Einzelfall sollte ohnehin jeder, der öfters die „Automatik-SMS“ bekommt, über ein Tarif-Upgrade nachdenken. Bestandskunden der alten All-In Tarife von O2 raten wir dann zum Upgrade auf "O2 Free".




6. Datenautomatik rechtlich umstritten

Verbraucherschützer haben sich zeitnah gegen die Praxis bei O2 und Vodafone gestellt und geklagt. Anfang 2017 entschied das Landgericht Düsseldorf (Az. 12 O 311/15), dass Vodafone künftig keine Vertragsklauseln mehr nutzen darf, wonach kostenpflichtige Datensnacks ohne Einwilligung des Kunden geschaltet werden. Bis dato stimmten Kunden "automatisch" dem Upgrade nach Volumenverbrauch zu.

Bei einigen Anbietern war übrigens die Datenautomatik sogar fester Bestandteil des Vertrages! Damit konnte diese auch nicht abbestellt werden, wie sonst meist möglich. Aktuell gibt es das aber nicht mehr.

7. Diskussion: Ihre Meinung zum Thema

Sie finden die Datenautomatik gut? Oder ist es reine Abzocke? Wir laden alle in unser Forum zur Debatte über dies und andere Themen ein.




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