Seit dem Start des LTE-Netzes in Deutschland nimmt die theoretisch erreichbare Datenrate stetig zu. Lag die Obergrenze zunächst bei maximal 50 MBit, sind heute schon bis zu 150 MBit möglich. Schon in wenigen Monaten will die Telekom diese Marke noch einmal um 100 Prozent steigern.
LTE Advanced von der Telekom in Sichtweite
Wie jedes Jahr nutzen die Mobilfunkkonzerne die Cebit und den kurz zuvor stattfindenden Mobile World Congress (MWC), um neue Entwicklungen und Pläne in der Netztechnik vorzustellen. Auf beiden Events gab die Telekom erste Einblicke in das geplante LTE-Advanced-Netz, welches noch im Sommer hierzulande starten soll. In einer ersten Stufe sollen Kunden bis zu 300 MBit/s mobil surfen können. Also fast 19 Mal schneller als mit DSL 16000. Den aktuellen Stand der Dinge, in Hinblick auf den verbesserten LTE-Standard, gab der Konzern auf dem MWC. Dort konnten sich Besucher, in einem eigens vor Ort errichteten Testnetz, live von der Leistungsfähigkeit überzeugen. Bis zu 580 MBit Downloadrate leistete das Demo-Netz. Prinzipiell lässt LTE-Advanced, unter bestimmten Voraussetzungen, auch 1000 MBit/s zu.
So werden die 300 MBit erreicht
Die höhere Geschwindigkeit wird möglich durch einige Besonderheiten der LTE-Advanced-Spezifikation ermöglicht. Während bei der aktuellen LTE-Version nur ein zusammenhängender Frequenzbereich genutzt werden kann, erlaubt LTE-Adv. die Bündelung mehrerer, nicht zusammenhängender, Bänder. So kann die Telekom zum Beispiel 20 MHz, die sie im Bereich von 1800 MHz besitzt und 20 MHz im Bereich von 2600 MHz, zu einem 40 MHz breitem Bündel schnüren. In der Fachsprache nennt man dies Carrier Aggregation. Mehr Frequenzbandbreite ermöglicht höhere Datenraten. Prinzipiell können auch Frequenzen bei LTE800 noch hinzu kombiniert werden.
Neuer Standard, neue Hardware
Das „schnellere LTE“ setzt allerdings Hardware der sogenannten Geräte-Kategorie 6 (CAT6) voraus. Für die Endkunden bedeutet das der Zwang zum Umrüsten auf neue Hardware, zumindest wenn man in den Genuss der Turbo-Datenraten kommen will. Noch sind CAT6-Geräte praktisch garnicht verfügbar. Einzig der chinesische Hersteller Huawei stellte auf der MWC einen mobilen Router vor, der CAT6 beherrscht – den E5786. In den kommenden Monaten haben die Hersteller allerdings noch Zeit, diese Lücke zu schließen und passende Sticks und Smartphones vorzustellen.
aktueller Stand im Telekomnetz
Momentan bietet die Telekom das bis zu 150 MBit (CAT4) schnelle Mobilfunknetz in über 150 Städten. Da man bereits Ende 2013 die 200 Städtemarke knacken wollte, sollte die Reichweite in den kommenden Monaten nochmals moderat zunehmen. In wie vielen Städten LTE-Advanced zu Beginn verfügbar sein soll, steht bisher leider nicht offiziell fest. Wir gehen davon aus, dass sich der Ausbau vorerst auf einige wenige Vorzeige-Regionen, wie Berlin oder Frankfurt begrenzen wird.
Sinn und Unsinn des Highspeed-Wahns
Seit einigen Monaten erlebt die Mobilfunkbranche ein wahres Wettrennen um das schnellste Netz. Dabei werden in der Praxis selbst 100 MBit nur sehr sporadisch im Alltag wirklich erreicht. Von der Notwendigkeit einer 300 MBit schnellen Verbindung ganz zu schweigen. Beim Mobilen surfen, mailen oder Fotos schicken, wird kein Nutzer einen Unterschied zwischen 100 und 300 MBit tatsächlich wahrnehmen. Und für Anwendungen, wo die hohen Datenraten wirklich machen (Videochat in HD, Cloudnutzung etc.), begrenzen niedrige Highspeed-Voluminas in den LTE-Tarifen eine effektive Nutzung. Selbst teure Top-Tarife für 80-100 Euro monatlich bieten in der Regel nur 5-10 Gigabyte Volumen, wie hier bei den Telekom-Smartphone-Paketen. Bei 300 MBit/s sind 5 GB, bei voller Performance, in nur 2,2 Minuten aufgebraucht. Für eine höhere Akzeptanz derartig schneller LTE-Verbindungen, wäre daher eine drastische Erhöhung des Datenvolumens in den Tarifen nötig.
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