Es gibt viele neue Technologien, die sind so richtige Rohrkrepierer. Die HD-DVD ist so eine neue Errungenschaft, an die man sich höchstens noch bei Blick auf die Verlustseite in der Bilanz einiger Medienunternehmen erinnern kann. Es gibt Experten, die sagen – gegen den Strom – auch LTE eine solche Zukunft voraus. Man mag sie als Schwarzmaler sehen, aber in der Tat könnte die neue Mobilfunktechnologie durch einige Startprobleme ins Straucheln geraten.
Aussicht…
LTE Sendemast der Telekom auf dem Land
Als die ersten Pressemitteilungen über die baldige Einführung einer neuen Mobilfunktechnologie durch die Agenturen ratterten, wurde mit vielen Superlativen hantiert: Superschnelles Internet, supermobil, super Empfang, und das zu günstigen Preisen. Zugegeben diese hohen Versprechungen wurden und werden nicht nur von den Mobilfunkunternehmen geschürt, auch die Bundesregierung schmückt sich gerne mit LTE – einem initialen Bestandteil ihrer Breitbandinitiative. Nun startet ein Anbieter nach dem anderen den kommerziellen Betrieb seiner LTE-Netze (zu Monatsanfang die Telekom), und irgendwie scheint die neue Technik – verglichen mit „alten Techniken“ wie UMTS – nach der Veröffentlichung zahlreicher Einschränkungen dann doch nicht mehr so revolutionär.
Einsicht…
Sicher, Werbung muss nicht immer gleich Realität sein, und klappern gehört zum Geschäft. Doch einige Kritikpunkte müssen sich Anbieter und Regierung gefallen lassen. Zum einen ist immer wieder von einer möglichen Downloadgeschwindigkeit von „bis zu“ 50 Mbit/s die Rede, in Zukunft sollen es gar „bis zu“ 100 Mbit/s sein. Doch wie die angebotenen Tarife und erste Erfahrungen zeigen, bleiben die 50 Mbit/s eben ein „bis zu“-Angebot, für Nutzer, welche sich entweder für den teuerst möglichen Tarif entscheiden, oder zu nachtschlafender Zeit surfen wollen. Die Telekom steigt sogar extrem „vorsichtig“ in die LTE-Vermarktung ein. Gerade mal 3 MBit versprechen die ersten Tarife. Gegenüber Focus Online rechtfertigte sich Bruno Jacobfeuerborn, technischer Leiter der Deutschen Telekom mit den Worten: „Sie müssen sehen, dass vor allem in verkehrsreichen Abendstunden sehr viele LTE-Kunden innerhalb einer Funkzelle gleichzeitig surfen wollen. Da macht es Sinn, die Geschwindigkeit pro Anschluss zu begrenzen“. Einleuchtendes Argument, doch macht das LTE, beispielsweise im Vodafone-Tarif 7.200 mit einer Downloadrate von bis zu 7.200 Mbit/s, nicht zu einem besseren UMTS?
Zweiter oft diskutierter Kritikpunkt ist die Drosselungs-Problematik: Sind solch hohe Datenraten und eine Vermarktung als „turboschnelles Internet“ (Vodafone) sinnvoll, wenn die Geschwindigkeit bereits nach 5, 10 oder 15 Gigabyte Volumen deutlich gedrosselt wird?
Weiterhin verwirrt auch die anfängliche Vermarktung etwas. LTE soll ja schnelles Internet auch mobil möglich machen. Doch bisher vertreiben sowohl Telekom als auch Vodafone LTE vorerst nur mit Router als Lösung für zu Hause. Mobile LTE-Tarife wird es wahrscheinlich frühestens Ende des Jahres geben, wenn die Auflagen der Bundesnetzagentur erfüllt und der ländliche Raum genügend ausgebaut ist. Bis dahin heist es weiter auf UMTS oder HSPA zu setzen.
Voraussicht…
Doch erst einmal genug „gemeckert“, denn schließlich steckt in der neuen Technologie tatsächlich einiges Potential: Die möglichen Geschwindigkeiten, welche bereits in Laboren (und in realen Situationen) getestet werden, suchen in der Tat ihres Gleichen. Und auch die äußerst geringe Latenzzeit schlägt UMTS & Co. um Längen. Doch um aus dem technischen Fortschritt auch einen für die Kunden zu machen, müssen die Unternehmen wohl noch ein wenig mehr auf die Bedürfnisse der Kunden zu gehen. Beeilung ist also angesagt, damit LTE nicht zu einer „Irgendwann mal Technik“ verkommt…
Wissenswertes zum Thema:
» Tipps für LTE Volumenflatrates zum Trafficsparen
» LTE Verfügbarkeit prüfen
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