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19. 11. 2012

Telekommunikationsunternehmen sollen künftig bedeutend weniger Gebühren für die Weiterleitung von Mobilfunkgesprächen abrufen dürfen. Das Datengeschäft mindert die Bedeutung der klassischen Telefonie. Während die Bundesnetzagentur von einem vernünftigen Schritt spricht, empört sich der BITKOM über das „Preisdiktat“.

 

Die Bundesnetzagentur (BNetzA) hat einen Vorschlag zur Neugestaltung des Mobilfunkterminierungsentgeltes vorgestellt. Bei dem Entgelt handelt es sich um die Gebühr, die anfällt, wenn eine Mobilfunkgesellschaft ein Gespräch aus einem fremden Netz entgegennimmt oder in ein fremdes Netz weiterleitet (Terminierung). Der Kunde merkt davon auf seiner Rechnung auf den ersten Blick nichts. Jedoch erfolgt eine indirekte Einpreisung per Verrechnung mit den regulären Telefonkosten des Endverbrauchers. Die BNetzA ist nun zu dem Fazit gekommen, dass die bisherigen Gebühren zu teuer sind. Ein einheitlicher Tarif, der fast einer Halbierung der bisherigen Entgelte entspricht, soll in Kraft treten – dank LTE.

Telefon- und Datengeschäft: Anpassung an reale Entwicklung

Für die Telekom Deutschland, Vodafone D2, E-Plus und Telefónica Germany (o2) sind die fetten Jahre der mobilen Sprachtelefonie vorbei. Konnten bisher untereinander Terminierungsentgelte zwischen 3,36 Cent pro Minute (Ct/Min) und 3,39 Ct/Min erhoben werden, ist nun eine zweistufige Kürzung vorgesehen. Ab dem 1. Dezember 2012 erfolgt eine Deckelung auf 1,85 Ct/Min, die am 1. Dezember 2013 mit 1,79 Ct/Min ihr vorläufiges Ende findet. Doch was hat das alles mit dem LTE-Ausbau zu tun?

 

Jochen Homann, Präsident der BNetzA, erklärt: „Das Verhältnis zwischen Daten- und Sprachverkehr verschiebt sich weiter. Immer weniger Kosten werden durch den Sprachverkehr verursacht, sodass dieser einen entsprechend geringeren Anteil an den Gesamtkosten eines Mobilfunknetzes tragen muss.“ Bereits in den letzten Genehmigungsrunden seien dadurch hohe Abstriche verursacht worden. Dennoch sieht er bei der aktuellen Vorgabe genügend Spielraum für die Weiterentwicklung der Telekommunikationsunternehmen: „Die jetzige Entscheidung berücksichtigt zum einen die gesunkenen Kosten der Terminierung. Zum anderen lässt sie den Unternehmen Spielraum, weiterhin ihre Investitionen in den Breitbandausbau, insbesondere LTE, voranzutreiben, denn die Mobilfunkkunden fragen zunehmend mobile Datendienste nach. Derjenige, der ein leistungsfähiges Netz betreibt, besitzt auch die größte Attraktivität für die Kunden.“

Unnötige Belastung und Bremsung des Netzausbaus?

Der Bundesverband Informationswirtschaft, Telekommunikation und neue Medien (BITKOM) zeigt sich hingegen überrascht. Dr. Bernhard Rohleder, BITKOM-Hauptgeschäftsführer, findet deutliche Worte: „Die erneute Halbierung der Terminierungsentgelte war nicht absehbar und konterkariert die Breitband-Strategie der Bundesregierung.“ Unter dem Deckmantel des Verbraucherschutzes würden wiederholt wichtige Mittel für den Ausbau und die Modernisierung der Netze entzogen. Der Umsatz mit Handy-Gesprächen befindet sich seit 2005 im freien Fall. Von 19,1 Milliarden Euro in 2005 sind 2012 noch 12,8 Milliarden Euro geblieben. Diese Situation würde verschärft durch permanent sinkende Terminierungsentgelte und die Reduzierung von Roaming-Gebühren im Ausland.

 

Rohleder kritisiert in diesem Zusammenhang auch die langen Wartezeiten bei den von der BNetzA bearbeiteten Vorgängen: „Die Netzbetreiber könnten den neuen Mobilfunkstandard LTE viel schneller ausbauen, doch die Bundesnetzagentur kann die gestellten Anträge auf Richtfunkgenehmigungen nur mit erheblichen zeitlichen Verzögerungen bearbeiten.“ Gesetzlich seien sechs Wochen pro Antrag vorgesehen, in der Praxis ergebe sich ein Schnitt aus 22 Wochen. Sowohl BNetzA, als auch BITKOM, haben gute und nachvollziehbare Gründe für ihre Äußerungen. Allerdings bekommt das Bild vom behördlichen Verbraucherschutz sichtbar Risse, wenn durch einen verzögerten Ausbau Mehrkosten entstehen. Diese werden dann später zwangsläufig auf den Endverbraucher umgelegt. Insofern sollte die Regulierung mit den tatsächlichen Leistungen der BNetzA abgestimmt werden. Bis die Telekommunikationsunternehmen sich auf schnelle und verlässliche Freigaben für den Ausbau der Netze verlassen können, sollte eine weitere Erhöhung des Drucks ausgewogen abgeschätzt werden.

Wissenswertes zum Thema:

» LTE Karte

 

Quellen: Bundesnetzagentur, BITKOM
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