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11. 06. 2011

LTE Drosselung: Fluch oder Segen

von:

Redaktion LTE-Anbieter.info

Seit der Einführung von LTE, erhitzten sich die Gemüter immer wieder an diesem Thema. Pauschale Aussagen wie „Uns erst am schnellen Internet schnuppern lassen und dann den Hahn abdrehen!“ sorgten für Unmut. Die Akzeptanz für schnelles Internet per LTE in den DSL unterversorgten Landstrichen war sehr groß, aber doch bitte keine Drosselung. Derzeit bieten Vodafone und die Deutsche Telekom sogenannte Volumenflatrates für LTE an. Dies bedeutet, dass nach Erreichen eines bestimmten Übertragungslimits an Gigabytes, dass Tempo auf ca. UMTS Niveau abgesenkt wird. Nicht dauerhaft versteht sich, sondern bis Ende des Rechnungsmonats. O2 Telefónica will nächsten Monat die ersten LTE-Tarife einführen. Ebenfalls mit dem ungeliebten Downgrading.

Technischer Hintergrund

Auf dem Land wird bei der Versorgung mit LTE auf ein Frequenzband im Bereich von 800 MHz zurückgegriffen. Für den städtischen Ausbau mit LTE, sind dagegen hochfrequente Spektren um 2,1 und 2,6 GHz vorgesehen. Mit den längeren Funkwellen auf 800 MHz, lassen sich größere Distanzen zwischen dem Sendemast und dem Empfänger gewährleisten. Diese liegt bei gut 8-10 km, wobei in Ausnahmen, guter Sichtverbindung und externen Profiantennen, es durchaus auch 1-2 Kilometer mehr sein können.

 

Das LTE Netz ist analog dem UMTS Netz wabenförmig aufgebaut, wobei jede dieser Waben eine Funkzelle darstellt. Im o.g. Frequenzbereich und einem 10 MHz breitem Frequenzband, liegt die maximale Geschwindigkeit bei 75 MBit/s je Zelle. Alle, die in dieser Zelle eingeloggt sind, müssen sich diese Geschwindigkeit teilen (Shared Medium).

 

Beispiel: Haben in einer Region viele Verbraucher einen 15 MBit schnellen Tarif gebucht, so können lediglich 5 Personen innerhalb einer Zelle diese Geschwindigkeit auch ausnutzen. Nehmen wir weiter an, dass alle gerade den Anschluss voll auslasten, etwa mit einem Download. Kommt ein Sechster hinzu, muss rein rechnerisch die Geschwindigkeit der anderen Teilnehmer etwas gedrosselt werden oder der letzte hat das Nachsehen. Gemanagt wird dies vom Netz selber, da es sich um ein intelligentes Netz handelt, welches automatisch auf solche Schwankungen reagiert und ausgleichen kann.
Im Frequenzbereich von 2,6 GHz und 20 MHz Bandbreite, liegt die Übertragungskapazität übrigens bei ca. Faktor drei. Nach unserem Beispiel erhalten dann ca. 14 Abonnenten die volle Bandbreite. Allerdings sinkt aufgrund der kürzeren Wellenlänge die maximale Reichweite der Sendezellen.

 

LTE in Stadt und Land

Bild: Vodafone

Das Problem

Bleiben wir einmal bei unserem o.g. Beispiel. Würde nach einem bestimmten Verbrauch von sagen wir 15 Gigabyte im Monat, keine Drosselung greifen, könnten die besagten 5 Personen ständig online sein und große Datenmengen downloaden. Die Funkzelle wäre dann nicht mehr in der Lage, weitere Personen im vollen Umfang zu bedienen. Nehmen wir an, Sie sind der Sechste und erhalten trotzt gebuchtem 15MBit-Tarif nur noch ein Bruchteil eines Megabits. Sie wären mit Sicherheit verärgert. In der Realität wird dieser extreme Fall, dass alle gleichzeitig große Datenmengen laden, sicher kaum auftreten. Es verdeutlicht aber die Problematik. Mit der Drosselung finden durchschnittlich mehr Personen in einer Funkzelle Platz. Ist das Tarifmodell der unbeschränkten LTE-Flatrate damit in weite Ferne gerückt?

(K)eine Lösung

In den Bereichen, in denen 800 MHz-Funkmasten bereits ihre Arbeit leisten, könnten beispielsweise neue Sendeanlagen, mit 2,6 MHz errichtet werden. Sodass diejenigen, die näher am Sendemast wohnen, von diesem versorgt werden und die etwas weiter weg liegenden mit den 800 MHz-Masten. Das Problem daran ist jedoch, dass der Aufbau neuer Funkmasten relativ teuer ist und die Kosten würden zum großen Teil auf den Kunden umgelegt. Das impliziert Preissteigerungen.

 

Ein weiterer Kostenfaktor ist die Anbindung der Sendemasten mit schnellen Glasfaser- Backbone Anbindungen. Denn jede Sendestation braucht schließlich einen leistungsfähigen Anschluss an den nächsten Netzknoten des Betreibers. Je mehr Nutzer online sind, umso mehr Daten müssen übertragen werden. Der Preis für echte Flatrates würde sich dann wahrscheinlich im dreistelligen Eurobereich bewegen. Ob sich damit Kunden gewinnen ließen, ist fraglich.

Fazit

Aus technischer Sicht ist derzeit eine Drosselung angebracht und vernünftig, um vielen eine akzeptable Surfgeschwindigkeit zu garantieren. Insbesondere auf dem Land. Jedoch ist bei der Höhe des Transfervolumens auf Seiten der Anbieter etwas Fingerspitzengefühl gefragt. Bei einem 3 MBit/s Tarif (Deutsche Telekom) nach 5 GB gleich auf knappes UMTS Niveau (ca. 380 Kbit/s) zu drosseln, ist eine etwas fragwürdige Tarifpolitik. Am meisten Inklusivvolumen bietet momentan Vodafone mit bis zu 30GB im Monat. Ein guter Kompromiss wären unserer Meinung nach, preiswerte Tarife mit Volumina von 20-50 GB im Monat. Das reicht bei „normaler“ Nutzung in der Regel völlig aus. Für Powersauger könnte ein flexibles System interessant sein, wo Volumenkontingente bei Bedarf innerhalb der Abrechnungsperiode hinzugebucht werden können.

Wissenswertes zum Thema:

» LTE Karte
» 10 Volumenspartipps für Ihren LTE-Anschluss
» LTE Tarifvergleich
» LTE auch ohne Drossel erhältlich?

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7 Kommentare: Das meinen die anderen zu dem Gerät...

Klarer Fall! Typisch Deutschland. Unsere Nachbarn machen sich über unser selbstverkompliziertes Vorgehen beim flächendeckenden DSL Ausbau schon seid längerer Zeit lustig. Habs selbst schon mehrfach in Östereich und der Schweiz in der Zeitung gelesen.

@Alex ! Glaube mir, die Technik gibt es schon (ca. 1000’er DSL über 10 km vom Verteiler hinaus. Das Problem ist nur das gewisse Anbieter den Ausbau solcher Technik durch kleinere Firmen enorm behindern. Auch wird immer wieder geschrieben das sich der Ausbau in gewissen Gebieten nicht lohnt. Mag ja sein, aber warum bezahlt unser Land dann im Zuge der EU den Ausbau mit Glasfaser in anderen Ländern und für die eigenen Bürger haben sie kein Geld ? Kenne da ein Beispiel wo Deutschland ca. 12 Mrd. Euro für solch einen Ausbau zahlt !
Trauriges Deutschland !

Gruß Mike

Dann hoffen wir mal, dass es mal so kommt :-)

Hallo,
ganz deiner Meinung. Mit 1-2 MBit könnte ich auch leben.
Dann ist das Surfen auf jeden Fall gesichert. Und dann wäre es wiklich ein Ersatz zum jetzigen DSL.

Sorry, eigentlich müsste es Abrechnungsmonat heißen. Das 380 KB heute Steinzeitniveau ist, streite ich auch nicht ab. Aber die Alternative wäre zurzeit entweder teures SAT-DSL (mit Anschaffungskosten für Antenne etc. nicht billig) oder im Besten Falle ISDN mit 1/6 der Leistung. Ein guter Kompromiss für die Zukunft wäre vielleicht noch ein Fallback auf 1 MBit. Damit kann man weisgott nicht das „Internet runterladen“ aber immer noch akzeptabel surfen und arbeiten. Und immer bedenken: LTE gibt es erst wenige Monat. Da kann noch viel passieren!

Technisch ganz gut erklärt. Aber da ist ein großer Haken drin.
Anfang der Monats erhalten alle wieder volle Bandbreite.
Und dann?
Hmmm dann haben wieder nicht alle die gekaufte Bandbreite.
Das schlimmste ist aber eigentlich die extreme Drosselung.
Versuch mal heute mit 380Kbit/s durchs Internet zu surfen. Das kannst du vergessen.
Alle spechen immer vom Internet-Ausbau aber mal ehrlich es wird doch nichts gemacht. Ich wohne nun schon seit 5 Jahren in einem Randgebiet einer Stadt. Ihr glaubt doch nicht das hier irgendetwas passiert!
Ich könnte es noch verstehen wenn ich im nirgendwo Wohnen würde aber das ist nicht der Fall.
Ist alles zu unprofitabel für die DSL-Anbieter. Und das wird immer so bleiben. Es sei denn es findet ein Wissenschaftler eine Lösung wie man schnelles Internet über lange Leitungen verbreiten kann.

Ganz klar. Fluch!!!