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11. 03. 2018

Diese Woche überraschte die Deutsche Telekom mit der Einführung der ersten, unbegrenzten Handydatenflat für deutlich unter 100 Euro monatlich. Für Deutsche Kunden bisher ein Novum. Doch wie verhält es sich mit unseren europäischen Nachbarn und weltweit?

MagentaMobil XL: Deutschlands erste erschwingliche LTE-Unlimited Flat

Mit MagentaMobil XL hat die Deutsche Telekom seit 6. März einen Tarif im Angebot, welcher keine Datenlimitierungen mehr aufweist. Man kann also theoretisch unbegrenzt unterwegs Videos streamen, surfen und Musik hören. Es ist nicht der erste Tarif seiner Art, denn bereits seit 2016 führt der Konzern das Paket MagentaMobil Premium XL. Doch mit seinen knapp 200 Euro monatlich, dürfte sich die Nutzerschar bisher in Grenzen halten.

LTE-Allnetflats elitärer Luxus?

Aber muss der unbegrenzte Surfgenuss eigentlich für 90 Prozent der Bevölkerung ein unbezahlbarer Luxus bleiben? Die Antwort lautet nein, zumindest wenn man nur wenige hundert Kilometer in alle Himmelsrichtungen schaut. Polen, UK, Frankreich, Österreich, Niederlande, Belgien und Dänemark – in allen genannten Ländern gibt es bezahlbare unlimitierte Datentarife. Bezahlbar heißt in dem Fall bis zu 30 Euro monatlich. Die Marktforscher von „Rewheel“ erstellen regelmäßig im „Digital Fuel Monitor“ eine Übersicht für alle OECD-Staaten hinsichtlich der Frage „Wie viel LTE-Datenvolumen erhält der Kunde im Land X für 30 € monatlich (Smartphone). Die letzte Erhebung stammt vom November letzten Jahres. Auf dem folgenden Screenshot haben wir Deutschland markiert.

 

Die Daten liefern auch Zahlen zu den preiswertesten, unlimitierten LTE-Datenflatrates unserer Nachbarländer. So zum Beispiel müssen niederländische Mobilfunkkunden günstigstenfalls nur 25 € monatlich berappen und in Dänemark 25,87 €. Noch günstiger wird es in den Balkanstaaten wie Kroatien mit rund 22 € zeigt. Spitzenreiter ist Litauen mit unglaublichen 15,75 Euro.

 

Studie Screenshot

Screenshot Rewheel Studie – Wie viel GB für 30 € | © Rewheel

 

Die Beispiele zeigen, dass 80 Euro für die Unlimited-Flat im Vergleich also deutlich über dem Schnitt liegt. Doch immerhin ist mit der Einführung ein erster Schritt in die richtige Richtung erfolgt. Vodafone und O2 dürften damit unter Druck geraten, eine ähnliche aber günstigere echte LTE-Flat anzubieten. Mittelfristig könnten also unserer Schätzung nach Tarife von um die 50-60 Euro realistisch erscheinen.

Warum ist das so?


Die Antwort ist nicht ganz so leicht wie sie scheint. Rein mit der „Raffgier“ hiesiger Provider ist es nicht getan, dass wäre zu undifferenziert. Einer der Hauptaspekte dürften den politischen Rahmenbedingungen geschuldet sein. Die Mobilfunker legen bei der Versteigerung der nötigen Funkfrequenzen (letztmalig Mitte 2015) regelmäßig Milliardenbeträge auf den Tisch, sehr zur Freude des jeweiligen Finanzministers. Allein diesen Sommer dürften wieder hohe Milliardenbeträge bei der Versteigerung neuer Bänder für den 5G-Betrieb anfallen. Diese Kosten plus die Netzausbaukosten, müssen natürlich umgelegt werden. Hinzu kommen aufwendige Genehmigungsverfahren bei der Erschließung neuer Sendemasten, nicht selten kombiniert mit massivem Gegenwind von Umweltaktivisten.

 

Ein weiteres Argument betrifft die technische Machbarkeit. Deutschland zählt zu den Ländern mit recht hoher Bevölkerungsdichte (5-6fach über Durchschnitt). Daher muss jede Funkstation im Schnitt mehr Menschen versorgen. Würden alle Kunden mit unlimitierten Flats unterwegs sein, wäre eine Überlastung vorprogrammiert. Doch allein das kann auch nicht die Hauptursache sein, denn die Niederlande weisen die 8-9fachen Durchschnitt auf. Wir erinnern uns, dass die Flat hier 25 Euro kostet. Dennoch: Vodafones jüngste Aktion, wo Mobilfunkkunden 100 GB geschenkt wurden, hat tatsächlich zu merklich niedrigeren Datenraten im Schnitt geführt. In zahlreichen Foren berichten User seit die Aktion läuft von einem deutlichen Absinken der Netzleistung.

Es geht auch teurer

Wenn auch kein echter Trost, aber es gibt Länder, in denen man für jedes Gigabyte mehr oder in etwa gleich viel wie in DE aufbringen muss. Vor allem in Neuseeland, Kanada und Australien. So kostet beispielsweise beim australischen Anbieter „Telstra“ eine Smartphone-Flat mit 2 GB stattliche 59 $, was nach aktuellem Kurs rund 38 Euro entspricht (19 € je GB). Für umgerechnet knapp 130 € gibt es 130 GB, macht also im günstigsten Fall 1 € je GB. Richtig hartgesotten müssen dagegen Kanadier sein. Eine 8 GB Smartphone Allnetflat bei „Rogers“, kostet $115 (73 Euro). Wohlgemerkt nur mit „lokaler“ Telefonie. Für eine landesweite Telefonflat fallen 5 $ mehr an.

Fazit

Der Schritt der Telekom mit der 80 Euro Voll-LTE-Flat ist ein Schritt in die richtige Richtung. Der Wettbewerb wird die nächsten Monate wahrscheinlich die Kosten abermals purzeln lassen. Bis hierzulande aber derart paradiesische Zustände für Mobilfunkkunden wie bei vielen unserer europäischen Nachbarn herrschen, wird es wohl noch Jahre dauern. Frühestens, wenn der Glasfaserausbau in Deutschland allgegenwärtig ist und alle Funkmasten auch mit entsprechenden Kapazitäten angebunden sind.

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